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Dudley Taft / Cosmic Radio – CD-Review

Dudley Taft - "Cosmic Radio" - CD-Review

Nein, ich habe mir die bisher in diesem Magazin erschienenen Reviews zu den Scheiben von Dudley Taft nicht gründlich durchgelesen, denn nach kurzem Überfliegen der jeweils letzten Absätze (mit deutlich variierenden Beurteilungen) wollte ich mir anhand des brandneuen Studioalbums "Cosmic Radio" dann doch lieber selbst ein Bild des Amerikaners machen und vor allem unvoreingenommen bleiben. Speziell, weil mich Deep Deep Blue vor sieben Jahren doch sehr überzetugt hatte, mir seither aber keine seiner Scheiben mehr über den Weg gelaufen ist. Wie so viele andere Musiker hat auch Taft die Lock Down-Zeit rund um und während dieser seltsamen Zeit, in der ein Virus die gesamte Welt im Griff zu haben scheint, genutzt, um neues Material nicht nur zu schreiben, sondern auch aufzunehmen. Von zwei Ausnahmen abgesehen fest an seiner Seite bei den Aufnahmen war der Bassist Kasey Williams, während die beiden Schlagzeuger Walfredo Reyes Jr. und Jason Patterson das Dutzend Songs (fast) brüderlich geteilt haben.

Dudley Taft hat auf seiner neuen Scheibe eine sehr ausgewogene Blues Rock-Mischung am Start, was sowohl die Tempi, als auch die Arrangements betrifft. Während die Gitarre des Protagonisten zumeist blitzsauber rüberkommt, gehört sein Gesang nicht unbedingt zur Elite der Szene. Das soll jedoch nicht heißen, dass dadurch das Gesamtbild über den Haufen geworfen wird und mag auch nur am persönlichen Geschmack des Rezensenten liegen. Aber hinsichtlich der Vocals darf sich natürlich jeder sein eigenes Bild machen. Und für die Nummer "Relentless" hat er sich mit der ansonsten auf dieser Platte als Background-Sängerin aktive Charmae auch tatkräftige Unterstützung ins Boot geholt. Ein richtig schöner und mit tonnenweise Feeling versehener Slow Blues, der zum gegebenen Zeitpunkt auch die nötige Power ins Spiel bringt. Eine sehr gelungene Abwechslung zu dem – wie schon erwähnt – sowieso schon richtig gut arrangierten Album.

Nimmt man sich ein Stück wie "Hey Hey Hey" zur Brust, dann entfaltet der Protagonist all seine Kunst. Feine und filigran präsentierte Licks, tieferer (und ihm besser zu Gesicht stehender) Gesang, der groovende Bass sowie das klasse Drumming von (in diesem Fall) Walfredo Reyes Jr. – dazu ein einfacher, aber gut ins Ohr gehender wie eingängiger Refrain und schon ist der Tank gefüllt. Oder "Goin' Away Baby": Keine bzw. kaum Rhythmus-Gitarre, sondern coole Licks zu einem lockeren Track, bei dem der Gesang erneut richtig gut funktioniert. Noch ein Beispiel gefällig? "The Devil" setzt am Anfang im Rhythmus auf die tiefen Saiten (wie bei "Peter Gunn’s Theme"), während die Sologitarre wild darüber soliert und sich Taft bei den Vocals fast schon ekstatisch in Szene setzt. Und bei der abschließenden Nummer kommt endlich das schon vermisste Piano ins Spiel. Sehr schön.

Wie bei "All For One" feststellbar ist, kommt auch ein Dudley Taft nicht immer an Klischees und Plattitüden vorbei, was im Gesamtkontext jedoch als nicht entscheidend und somit Fußnote abgehakt werden kann. Die großen Innovatoren des Blues Rock fallen schon lange nicht mehr vom Himmel und hinsichtlich des Songwritings ist dieser Stil ja auch relativ begrenzt. Was letztendlich bedeutet, dass die Kleinigkeiten und Feinheiten den Ausschlag dafür geben, ob eine Platte als besonders gelungen oder unter 'ferner liefen' zu bewerten ist. Dudley Taft hat sich diesbezüglich mit "Cosmic Radio" relativ weit oben eingeordnet. Und wenn seine gesanglichen Fähigkeiten seinen gitarristischen gleichstehen würden, wäre er sogar ganz vorne dabei. Dennoch ein starkes Album des Amerikaners, das definitiv seine Freunde finden wird.

Erst mal reinhören? Dann am besten in die bereits erwähnten "Hey Hey Hey" und "Relentless", dazu noch die starken "The End Of The Blues" sowie "I Will Always Love You". Und viel Spaß dabei!


Line-up Dudley Taft:

Dudley Taft (guitars, piano, lead & background vocals)
Kasey Williams (bass)
Walfredo Reyes Jr. (drums & percussion)

With:
John Kessler (bass – #4,6)
Jason Patterson (drums – #1,2,5,6,8)
Charmae (background vocals, lead vocals – #7)

Tracklist "Cosmic Radio":

  1. Cosmic Radio
  2. Left In The Dust
  3. The Devil
  4. Goin' Away Baby
  5. One In A Billion
  6. The End Of The Blues
  7. Relentless
  8. Fly With Me
  9. Hey Hey Hey
  10. All For One
  11. I’m A Believer
  12. I Will Always Love You

Gesamtspielzeit: 55:14, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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