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Dudley Taft / Simple Life – CD-Review

Dudley Taft / Simple Life

Das Leben kann so einfach sein

Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen … mit dieser unerwartet auf den nicht vorhandenen Schreibtisch des Rezensenten gelandeten Silberscheibe ist selbiger überfordert … weil ratlos! Warum?

Dudley Taft, 53jähriger Amerikaner aus Washington, D.C., lange Jahre in Seattle beheimatet und aktuell in Cincinnati, OH lebend, hat bisher fünf Studioalben und eine Liveproduktion unter eigenem Namen in seiner Vita stehen. Drei Studiowerke lassen sich hier bei RockTimes in den Rezensionen finden … drei verschiedene Rezensenten, alle begeistert. Nun erschien unlängst der besagte sechste Rundling … und dieser will eingeordnet werden.

Das geht los mit der äußeren Gestaltung des Digi-Packs und Booklets … eine hochgradig kitschige und vor allem klischeebehaftete Homestory in Bildern … heimelig mit Frau, drei Hunden, jeder Menge Gitarren, Bourbon und Bier auf den Tischen und einer umfangreich bestückten Bar … alles so echt platziert wie Chers äußere Erscheinung auf entsprechenden Fotos!
Im Übrigen lässt sich im Netz nachlesen, dass für den guten Dudley Tequila das eigentliche Getränk der Wahl ist.

Dann – zumindest teilweise – die Texte, die der Rezensent normalerweise nicht thematisiert:»I want a simple life, my baby my dogs and me, I want a simple life, Tequila and a beer or three. I want a simple life, my baby my dogs and me, I want a simple life, fall asleep in the shade of a tree. I want a simple life, give me a simple life.« Die Zeilen entstammen dem Titelsong und illustrieren in Worten, was das Auge bereits zu sehen bekommt (plus Tequila!).

Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass der Protagonist eine republikanische Politiker-Ahnengalerie hat, welche sogar einen amerikanischen Präsidenten hervorbrachte (William Howard Taft, 1909 – 1913). Reflektionen auf den Zustand des heutigen Amerika schimmern auf diesem Album aber nur sehr sporadisch durch. Stattdessen bekommen wir »Well I found my queen. But I’ll find a way, I’ll find my way back to you« geboten.
Noch ohne einen Ton gehört zu haben, befürchtet der Rezensent das Schlimmste!

Musikalisch setzt sich tatsächlich die Simplizität der Dinge fort, was ja aber per se nichts Schlechtes sein muss. Dudley steht in dem Ruf, irgendwo in der Schnittmenge aus rockigem Blues, Grunge-Einflüssen seiner als Musiker aktiven Zeit in Seattle und Alternative-Einsprengseln unterwegs zu sein. Das lässt sich durchaus auch über dieses Album sagen, wobei sporadisch, gerade in dem einen oder anderen Refrain, auch der Pop um die Ecke lugt.

Aber keine Angst, außer Schlagwerk, welches übrigens in sieben Stücken überraschenderweise von Walfredo Reyes Jr. (Santana, Steve Winwood, Chicago) bedient wird, und Bass gibt es ansonsten ausschließlich reichlich Saiten-Einsatz auf die Ohren, fette Riffs und stellenweise wirklich hervorragend gespielte Soli. Dabei lassen sich Einflüsse solcher Koryphäen wie Jimi Hendrix, Stevie Ray Vaughan oder Leslie West nicht leugnen.

Was dem Rezensenten bei den Songs aber durchgehend irgendwie fehlt, sind Klangfarben und Griffigkeit. Alles fließt gefällig und etwas gleichförmig dahin, ist nicht unbedingt glatt, und doch bleibt wenig haften. Es ist alles formidabel gespielt, einige Soli ragen wirklich heraus … jedoch kommt in Summe … beim Rezensenten eher Langeweile auf.
Erschwerend kommt hinzu, dass Dudley Taft maximal ein solider Sänger ist, aber ohne jede Besonderheit und Variationsmöglichkeit, was bei "If Heartaches Were Nickels" – im Original von Warren Haynes – besonders deutlich wird.
Genauso deutlich wird auch leider, dass das Werk hoffnungslos dynamikkomprimiert ist, somit fast ohne jede Laut-Leise-Differenzierung auskommen muss und somit wenig ohrenfreundlich aus den Boxen schallt.

Fazit: "Simple Life" fällt nicht so schlimm aus, wie anfangs vom Rezensenten befürchtet, aber auch lange nicht so begeisternd, wie es die hiesigen drei Vorrezensenten hätten vermuten lassen.
Das Genre 'Blues Rock' ist genauso voll besetzt, wie es kommerziell ein Nischendasein fristet, vom monetären Monolithen Bonamassa einmal abgesehen. Um hier wirklich aufhorchen zu lassen, reichen einige sehr leckere Saiten-Soli nicht aus. Mit seinen Grunge- und Alternativ-Zutaten bereichert Dudley Taft mit diesem Longplayer zwar signifikant das Label 'Seattle-Blues', lässt aber musikalisch und vom Songwriting her jene Finessen vermissen, die auch sehr offenkundig der optischen Gestaltung des Produkts fehlen. Da ist viel Luft nach oben …


Line-up Dudley Taft:

Dudley Taft (guitars, vocals)
Kasey Williams (bass)
John Kessler (bass – #8)
Walfredo Reyes Jr. (drums, percussion)
Chris Ellison (drums – #1 & 3)
Mike Tapogna (drums – #6, 11, 12)
Ashley 'Charmae' Christensen (backing vocals)

Tracklist "Simple Life":

  1. Give Me A Song (04:54)
  2. Simple Life (04:23)
  3. I Can’t Live Without You (04:32)
  4. In Your Way (02:54)
  5. Don’t Let Them Get Away (02:51)
  6. Death By Bliss (03:35)
  7. Bombs Away (03:40)
  8. If Heartaches Were Nickels (06:25)
  9. Never Fade (03:06)
  10. Pouring Down (03:44)
  11. Shine (03:55)
  12. Back To You (03:34)

Gesamtspielzeit: 47:35, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Olaf 'Olli' Oetken

Beiträge im Archiv
Hauptgenres (Hard Rock, Southern Rock, Country Rock, AOR, Progressive Rock)

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