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Duffy Power / Live At The BBC Plus Other Innovations – 3CD- Review

Duffy Power / Live At The BBC Plus Other Innovations

In etwa zeitgleich mit dieser BBC-Kollektion auf drei CDs erschien die Wiederveröffentlichung des Albums Innovations des britischen Musikers Duffy Power, der genau wie Alexis Korner oder John Mayall eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Blues und Rhythm & Blues britischer Prägung einnahm. Leider blieb er weniger bekannt, und dieses sicher zu Unrecht, was gerade auch das Album "Innovations" belegte.

Ein weiterer Beweis dafür wurde nun von Repertoire Records vorgelegt, in Form dieser Kompilation auf drei CDs, hier mit dem Output des Musikers für die BBC, den Zeitraum 1963-1997 abdeckend. Diese äußerst umfassende Sammlung ist ebenfalls klanglich restauriert worden von Eroc. Neben den BBC-Einspielungen enthält die dritte CD noch bisher unveröffentlichte Studio-Aufnahmen.

Ja, und das ist eigentlich immer wie ein kleines Abenteuer, wenn man, nicht wie bei Wiederveröffentlichungen, auf ganz neues und bisher unbekanntes Songmaterial trifft, und gerade bei einem Künstler wie Duffy Power, der mit Veröffentlichungen letztlich nicht so gesegnet war, ist das ganz besonders interessant.

CD 1 startet mit mit einer Show aus dem Jahre 1963 und einer All-Star-Besetzung, denn der Protagonist wird auf den Tracks eins bis vier, von Graham Bond, John McLaughlin, Jack Bruce und Ginger Baker begleitet. Nun, vier bekannte Songs, im Stil des damaligen Sounds, feiner R&B-Sound, nicht außergewöhnlich spektakulär, aber voller Ausdrucksstärke und ein bemerkenswerter Trip in die Vergangenheit. Die Stücke fünf und sechs werden von den Fentones als Begleitband bestritten, hier wird in den Liner Notes zum Line-up unterschlagen, wer die Harmonica spielt, es wird wohl Duffy gewesen sein. Auf einigen nachfolgenden Liedern gibt sich Alexis Korner die Ehre, zum Beispiel übernahm er die Leadgitarre auf "Every Day Since You’ve Been Gone". Ab Track fünfzehn können wir Rod Argent am Piano hören. Erstaunlich, auf wie viele illustre Namen man bereits in dieser Frühzeit trifft, Musiker, die es später noch zu Ruhm bringen sollten, nur halt Duffy Power nicht!

Ich widme mich nun der zweiten CD. Die ersten sechs Songs stammen aus 1971, Power wird hier nur von Mike Hall auf einigen Titeln begleitet, leider ist die Klangqualität hier nicht so sehr berauschend, eher ein wenig dumpf. Allerdings entschädigt der emotionale Ausdruck enorm, denn Duffy ist in bestechender Form hinsichtlich seines Gesangs, ja, Gitarre und Mundharmonika spielt er auch tadellos. Die folgenden vier Stücke stammen aus 1973, aufgenommen mit einer Band namens CWT, ein englisches Trio, meines Wissens nahmen die Drei ein einziges Album für das Label Kuckuck auf. Der erste Song, "Dusty Road", erinnert mich ein wenig an die Band Free, mit diesem leicht schleppenden Rhythmus. Power zeigt sich hier in einem ganz anderen Umfeld, und schon sind diese vier Titel für mich die erste wirklich tolle Überraschung, Musik im Blues Rock-Modus britischer Prägung, dazu der Protagonist mit einer kraftvollen Gesangsleistung. Hiervon hätte ich liebend gern mehr gehört!

Und nun ein großer Sprung in das Jahr 1994! In der Paul Jones Rhythm & Blues Show spielt Power zusammen mit Dick Heckstall-Smith (#11, 13, 14). Die Nummern sechzehn bis neunzehn entstanden mit einer unbekannten Besetzung von Gitarre/Bass/Schlagzeug. Fast vermute ich, dass hier belgische Musiker im Spiel sind, werden als Komponisten von "My Soul’s On Fire" die Namen Wim Claes, Jean-Pierre Daghelet und Stefaan Maes genannt. Vielleicht sollte man das einmal recherchieren. Im Line-up wurde im Übrigen hier ein Saxofon unterschlagen, dass man eindeutig hören kann, möglicherweise ist es auch hier Heckstall-Smith? Ich denke aber, eher nicht.
Nachdem wir mit diesen Titeln bereits im Jahr 1997 unterwegs waren, führen uns die restlichen Tracks (#20, 21) noch einmal nach 1963 und 1964.
Zu den Nummern 22 bis 25 ergeht bereits eine "Warnung", wird hier doch der Begriff "lo-fi" aufgeführt, und in der Tat trifft das vollumfanglich zu, das heisst, dass ist reiner Repertoirewert, und kein Genuss, historisch eben, sind doch auch hier wieder Bond/McLaughlin/Bruce/Baker am Werk. Der Rest von 1964 ist lediglich ein wenig besser.

So, die dritte CD wird eingeschoben. Jim Mullen an der Gitarre, Danny Thompson am Bass und Power als Sänger bringen einen coolen Jazz-Vokal-Titel, im Übrigen höre ich im Hintergrund noch eindeutig zarte Aktivitäten eines Schlagzeugs, und schon wieder ein Saxofon, das unterschlagen wurde! Ist es ggf. Dick Morrissey? Auch "Stormy July", aus der Session von 1995, zählt mit dem ersten zu den weiteren angenehmen Überraschungen dieser Kompilation. Herrlich, wie sich Duffy Power auch in diesem jazzigen Umfeld als Sänger zu behaupten weiss! Wahrlich ein Musiker, der zu Unrecht so unbeachtet blieb. Noch neun Songs bleiben, sie stammen gemäß Angabe im Booklet aus Studio-Sessions der Jahre 2000/2001. Sie zeigen einen Musiker, der einen Brückenschlag vollzieht zu einigen Titeln seiner Anfangszeit, mit Anteilen von R & B, aber auch wieder mit einer stark jazzigen und folkigen Ausprägung.

Kurz weise ich noch auf das vierundzwangig Seiten starke Booklet hin, mit einem Vorwort von Pete Brown und neben den diskografischen Angaben noch mit weiteren interessanten Informationen von Colin Harper bestückt.


Line-up Duffy Power:

Duffy Power (vocals, guitar, harmonica)
Graham Bond (Hammond organ)
John McLaughlin (guitar)
Jack Bruce (bass)
Ginger Baker (drums)
Jerry Wilcock (lead guitar)
Mick Eyre (rhythm guitar)
Mick Bryant (rhythm guitar)
Graham Alexander (bass)
Danny Thompson (bass)
Alexis Korner (guitar)
Bob Hall (piano)
Terry Cox (drums)
Rod Argent (piano)
Mike Hall (organ, piano)
Graeme Quinton-Jones (guitar, piano)
Peter Kirke (bass)
Chris Bailey (drums)
Dick Heckstall-Smith (saxes)
Jim Mullen (guitar)
Brian Connor (piano, electric piano)
Janet Holmes (backing vocals)
Colin Harper (electric guitar)
Ali McKenzie (bass)
Conor Shields (drums)
Mark McCluney (harmonica)

Tracklist "Live At The BBC Plus Other Innovations":

CD 1: Live At The BBC 1963 – 71:

  1. I Saw Her Standing There
  2. I Got A Woman
  3. Summertime
  4. Hallelujah, I Love Her So
  5. Everything’s Gonna Be Alright
  6. Money Honey
  7. Gin House Blues
  8. Alexis Korner Intro
  9. The La La Song
  10. Every Day Since You’ve Been Gone
  11. Halfway
  12. That’s All Right Mama
  13. Swan Song
  14. Hell Hound
  15. Lawdy Miss Clawdy
  16. Little Boy Blue
  17. Man In The Sky
  18. Swan Song
  19. Sally Plain
  20. Milk Cow Blues

CD 2: Live At The BBC 1971 – 97:

  1. Give Me One
  2. City Women
  3. Louise
  4. The River
  5. Baby Let’s Play House
  6. I Saw Her Standing There
  7. Dusty Road
  8. Love’s Gonna Go
  9. Glad That You’re Not Me
  10. Little Soldiers
  11. Sky Blues
  12. Duffy & Dick Heckstall-Smith interview
  13. Little Boy Blue
  14. Every Day Since You’ve Been Gone
  15. Duffy interview
  16. Mama, Talk To Your Daughter
  17. Rags And Old Iron
  18. Feeling Good
  19. My Soul’s On Fire
  20. I Got A Woman
  21. I Saw Her Standing There
  22. Lawdy Miss Clawdy
  23. Brian Matthew interview with Duffy
  24. Where Am I?
  25. Roll Over Beethoven

CD 3: Studio Recordings 1995 – 2001:

  1. Someone Like You (Camping With Billie)
  2. Stormy July
  3. Out On The Western Plain
  4. I Can’t Chase The Devil
  5. I Am Lonely
  6. Stormy July
  7. Nine Lives Gone (alt mix)
  8. Will I Ever Be The Same?
  9. Out On The Western Plain
  10. One Day At A Time
  11. I Can’t Chase The Devil

Gesamtspielzeit: 61:43 (CD 1), 78:18 (CD 2), 42:36 (CD 3), Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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