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Dylem – Eye Of The Storm – EP-Review

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Wenn’s am schönsten wird, sollte man aufhören. Oder anders herum gesagt: Dann muss man aufhören. Das kommt mir angesichts der Veröffentlichung von EPs in den Sinn, die so eigentlich gar nicht mein Ding sind. Ich muss hier zwangsläufig an die Quartett-Single aus der DDR-Zeit denken. Die gleichnamigen AMIGA-Scheiben waren zwar inhaltlich zumeist gut bestückt, aber schließlich war man fast nur noch mit dem Umdrehen beschäftigt. Wie der Name verrät: Zwei Titel pro Plattenseite, platziert zwischen Single und LP und in der Größe einer Single. Damit kommt man zusammen auf vier Stücke, die heute die Länge einer durchschnittlichen EP ausmachen.

Beim Anhören der fünf Tracks von Dylems EP "Eye Of The Storm" kommt bei mir die Frage auf, warum wir nicht mehr zu hören bekommen? Nach 20 Minuten ist bereits Schluss. Dies ist aber auch der einzige Kritikpunkt. Ein herausragendes Artwork und exzellente Musik machen die EP der Schweizer Band aus. Sinfonischer Metal feinster Prägung mit Sängerin Mélody Dylem, die für ihr Soloprojekt ein vierköpfiges Musikerensemble und vier Gastmusiker bei einem Lied verpflichtet hat.

Ich mag dieses Genre und begrüße es, wenn neben dem Gesangspart nicht einfach bloß Metal draufsteht, sondern die Gitarren tatsächlich ihre Berechtigung haben. Das ist im vorliegenden Projekt ohne jeden Zweifel der Fall. Warum ich das betone? Nur ein Beispiel: Ich schätze die Band Within Temptation mit ihrer charismatischen Sängerin Sharon den Adel und deren Erfolgsgeschichte. Welche phantastische Ausstrahlung doch diese Frontfrau hat! Doch sowohl ihre aktuelle CD "Resist" als auch die Liveumsetzung des Albums können mich nicht im vollen Umfang überzeugen. Spielfreude ja, aber letztlich konnte bei mir der Funke nicht zünden.

Doch zurück zu Dylem, die ihr Album selbst produziert haben. Der Titelreigen beginnt mit "Storm", einem gefühlvollen Intro mit einer Spielzeit von 1:26 Minuten Länge. Das folgende "Eye Of The Storm" erinnert mich an Nightwish – jene finnische Band, die für meinen Geschmack im vorliegenden Genre den härtesten Sound repräsentiert.

Mélody Dylem singt hier mit voller Leidenschaft und der Track hat genau das sinfonische Element, das diese Stilrichtung so unverwechselbar für die Fans macht. Dominant ist der Refrain, der im zweiten Teil mehrfach wiederholt wird.

Auf "See You" wird es etwas ruhiger. Mélody Dylem überzeugt hier abermals mit ihrer klaren Stimme. Die Sängerin lässt keinen Zweifel daran, dass sie im Symphonic Metal zuhause ist. Das verträume Stück ist eine Zäsur in der Mitte des Albums, ehe die beiden folgenden Songs noch einmal an Fahrt aufnehmen. Bei "Can’t Take Anymore" wirkt die US-amerikanische Gitarristin Jennifer Batten mit, die von 1987 bis 1997 fester Bestandteil in der Liveband von Michael Jackson war und außerdem mit ihrem englischen Kollegen Jeff Beck zusammengearbeitet hat. Dadurch wird das Stück stärker von der Gitarre geprägt.
Mit Pianoklängen beginnt "Far Beyond". Das Finale ist gleichzeitig Höhepunkt des Albums und eignet sich am besten als Anspieltipp. Dylem machen dem Genre alle Ehre und beweisen mit abwechslungsreicher Instrumentierung ihre Eigenständigkeit. Mélody Dylem ist ehemalige Sängerin und Komponistin der Symphonic Metal-Band Elferya. Bekannt wurde sie durch die international tätige Little Dreams Foundation, die 2000 in Miami (USA) von Phil Collins und dessen Frau Orianne gegründet worden war. Dadurch ergab sich für die Musikerin die Möglichkeit, ein Duett mit der Poplegende Phil Collins aufzunehmen.

Dylem punkten außerdem in Sachen Album-Artwork: Hier hat der kanadische Künstler Hugh Syme, der schon für Dream Theater, Rush oder Whitesnake tätig war, Hand angelegt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.


Line-up Dylem

Mélody Dylem (vocals)
Valery Veings (guitar)
Donovan (keyboards)
Mimmo Pisino (bass)
Olivier Quinche (drums)

Guests:
Jennifer Batten (guitar – #4)
Alain Hornung (drums – #4)
Nicolas Concu (bass – #4)
Matthieu Grillet (guitar – #4)

Tracklist "Eye Of The Storm":

  1. Storm
  2. Eye Of The Storm
  3. SeeYou
  4. Can’T Take Anymore
  5. Far Beyon

Gesamtspielzeit: 20:26, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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