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Dystopie / Uprising – CD-Review

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Den Aufstand proben die Musiker von Dystopie. Zumindest auf musikalische Weise. Denn englischsprachig mit "Uprising" (deutsch: Aufstand) ist ihr zweites Album überschrieben. Es folgt auf das Debüt "Dawn", das 2018 erschienen ist. "Uprising" lautet zugleich der erste Titel des sieben Tracks langen Werkes.

Auf ihrem Begleitmaterial zum vorliegenden Album heißt es unmissverständlich: »Bringing Light … To Dark Places«. Folgt man dem Bandnamen, bedeutet dieser Begriff so viel wie eine fiktionale, in der Zukunft spielende Erzählung mit oft negativem Ausgang.
Diese düstere Stimmung ist auf "Uprising" nicht zu vernehmen. So gesehen könnten die Kompositionen als Gegenentwurf des Bösen angesehen werden und beschwören vielmehr das Licht auf dunklen Plätzen. All das klingt sehr nach Spekulation, doch beziehen sich die verfügbaren Informationen rund um die Band mehr auf das Songwriting und weniger auf die Texte.

Dystopie kommen aus dem französischen Wintersportort Grenoble, wo 1968 die X. Olympischen Winterspiele ausgetragen wurden. Rockmusik aus Frankreich hat eher einen exotischen Charakter. Denn bekanntlich ist das Nachbarland mehr eine Heimat für Popmusik und natürlich vor allem für Chanson.
Das scheint die fünf Musiker von Dystopie in keiner Weise zu stören. Sie legen unbekümmert auf ihrem zweiten Album los und spielen ihre Stücke nach bewährter Metal-Tradition in englischer Sprache.

Zahlreiche Formationen aus Europa und Übersee haben nach Auskunft der Franzosen deren zweites Album beeinflusst. Dazu gehören Evanescence, Lacuna Coil, Rammstein, Element Eighty, Red, Dark Tranquility, Omium Gatherum, Russian Circle, Alcest, Kyuss, Trees Of Eternity. Allein daraus lässt sich ableiten, dass die musikalische Ausrichtung nicht nur ein Genre umfasst.

Das hört man auf "Uprising" deutlich. Der stilistische Mix ist breit gefächert, weshalb die einzelnen Lieder sehr abwechslungsreich ausfallen. Auffallend ist der hohe Anteil elektronischer Musik. Der Einsatz von Gitarre, Bass und Schlagzeug variiert von Stück zu Stück. Gerade das bietet viel Platz für Überraschungsmomente.
Beim Titelsong darf man zu Beginn von einem stimmungsgeladenen Instrumental ausgehen, ehe nach einer Minute die Stimme von Sängerin Emma Piconnet einsetzt. Ihr Part über alle Stücke hinweg ist solide.

Während Dystopie selbst Alternative Metal als ihren bestimmenden Stil ausgemacht haben, hören wir viele Einflüsse aus Melodic Metal, Symphonic Metal und Industrial. Streichinstrumente sind im Hintergrund bei "Ascending" auszumachen. Dagegen ist das folgende "Surrender" eindeutig ein Industrial-Kracher.

"Uprising" ist ein kompaktes und ausgewogenes Album, das geprägt ist vom qualitativ hochwertigen Gesang, einem melodischen Sound und einer enormen Klangvielfalt. Es ist letztlich ein Klangkosmos, der ein breites Spektrum des Metal abdeckt.
Man muss schon mehrmals hinschauen, um zu glauben, dass die sieben Tracks tatsächlich nur eine Gesamtspiellänge von 33 Minuten haben. Es fühlt sich beim Hören eindeutig länger an.

Von Emma Piconnet stammt das Cover zur CD. Die Sängerin mit einem ausgeprägten Interesse für Philosophie legte 2015 zusammen mit Jeremy Belmain den Grundstein für Dystopie. Mehrere Jahre hatte der Gitarrist zuvor vergeblich versucht, Musiker zu finden, um eine Gruppe für seine Kompositionen zu gründen, bis er auf Emma Piconnet traf. Sie verhalf der Band zu kraftvollen Stücken mit klarer Struktur.
Als weitere Mitglieder kamen Kevin Koglin am Schlagzeug, Keyboarder Adrien Policastro und Bassist Valentin Bouvier hinzu. Alle Musiker sind in die Kompositionen eingebunden. Merkmale der Band sind die siebente Saite bei Gitarrist Jeremy Belmain und der groovige Bass von Valentin Bouvier, der ebenfalls mit einer zusätzlichen Saite spielt. Schlagzeuger Kevin Koglin setzt auf einen Metal-Rhythmus mit Doppelpedal.

Allen Kompositionen ist gemein, dass sie gleichberechtigt als Anspieltipp taugen.


Line-up Dystopie:

Jeremy Belmain (guitars)
Emma Piconnet (vocals)
Kevin Koglin (drums)
Adrien Policastro (keyboards)
Valentin Bouvier (bass)

Tracklist "Uprising":

  1. Uprising
  2. Storm Of Dust
  3. Frozen Tears
  4. Otherside
  5. Ascending
  6. Surrender
  7. The Awakening

Gesamtspielzeit: 33:12 Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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