«

»

E & B Haircut / Dark Angel – CD-Review

e-and-b-haircut-dark-angel

Zwei Alben auf einer Scheibe. "Dark Angel" schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe, denn das vorliegende Album enthält mit den Tracks vierzehn bis fünfundzwanzig auch die Lieder der 2015 erschienen CD "From Hank To Hooker". Damit sind natürlich Hank Williams und John Lee Hooker gemeint.
Vom ersten bis zum dreizehnten Track waltet der "Dark Angle"-Finger über die Lieder, bei denen den Großteil Eckhard Harjes geschrieben hat. Er ist Ecki Haircut und mit Andreas Bahlmann aka Bahli Haircut entstand das Duo E & B Haircut.

Die beiden Musiker, deren "Dark Angel" »[…] in just one night with only one microphone on the swampy and foggy banks oft he river Ems […]« mono aufgenommen wurde, hinterlassen eine eigenständige Standortbestimmung. Bei insgesamt fünfundzwanzig Songs kommt natürlich auch eine beachtliche Gesamtspielzeit zusammen. Unter dem Strich stehen dreiundsiebzigeinhalb Minuten handgemachter Blues.
E & B Haircut hat eine Bude bei Teufel angemietet und der läuft grellgrün an, weil er sich wieder einmal nicht über seine Untermieter beschweren kann. Denn bei dem Duo-Zwölftakter kommt selbst der Luzifer ins Schwärmen. E & B Haircut ist Luzifers Friend.

Bei den über zwanzig Songs halten sich die Fremdkompositionen unter anderem von Robert Johnson, Willie Dixon, John Lee Hooker, oder Aaron Sparks in einem kleinen Rahmen und so gibt es jede Menge Räume für das überzeugende Duo, um ihre eigenen Songs zu präsentieren.
Dabei darf man E & B Haircut ein großes Lob aussprechen, denn trotz einer expandierten Gesamtspielzeit kommt beim Hören keine Langeweile auf.

"Dark Angle" plus "From Hank To Hooker" haben alles, was eine ganz in der Tradition des Country Blues aus der Zeit der ersten Gehversuche des 12-Takters haben muss und es darf durchaus auch eine Portion mehr sein. Mono ist für diese Veröffentlichung ja geradezu ein Werbemittel und alle, die Slide-Gitarre, Retro-Klänge, Groove und guten Gesang mögen, kommen hier voll auf ihre Kosten.
Mit einem sehr gelungenen, wenn auch in aller Kürze, aber sehr atmosphärischen Bottleneck-Einsatz auf der elektrischen Gitarre, öffnet sich der Vorhang ganz geschmeidig und man geht mit dem Duo bereits die ersten Stufen hinunter, wo der Teufel sein Feuer beheizt. Aber nicht deswegen wird einen warm ums Herz. Es ist der "Dark Angel", der dem Verführer der Finsternis die Show stiehlt. Sie ist es, die in der dunkel-dramatischen Song-Welt des Titelstücks regiert. Der dunkle Engel hat dunkle Flügel und man achte bei diesem Track bitte genauestens auf die mit eisiger Kälte dahingehauchten Backing Vocals. Mit der musikalischen Umrahmung kommt es zu einem Liken der virtuellen Figur aus der Unterwelt. Klasse, diese Nummer!

Die ersten Töne der E-Gitarre in "Broke Off Love" klingen bedrohlich. Ecki Haircuts Stimme klingt dagegen sehr positiv, geradezu freundlich. Diese Nummer ist Blues von der bunten Wiese mit hier und da ernsterem Sechssaiter-Grummeln. Toll! Noch etwas sanfter kommt "Wild Wildflower" daher.
Was einem so nachts alles in den Sinn kommt. Das "Spoonful" ist ja nun hinlänglich bekannt, selbst Leuten, die den Blues vielleicht nur aus dem Augenwinkel betrachten. Schließlich gab es eine Band namens Cream, die den Song in den späten Sechzigerjahren wohl in die breite Öffentlichkeit brachten. E & B Haircut verpassen dem Track eine hörenswert andere Frisur, mit dessen hypnotischen Groove man sich gerne anfreundet. Gelungen!

Wenn man im Zusammenhang mit "Dark Angel" den Begriff Groove in die Runde wirft, dann wird dieser Rhythmus in ganz unterschiedlichen Versionen ausgekostet, quasi leckt man die letzten Reste von den Trommelfellen. Der Groove ist so gut, er wirkt infizierend wie in "Broken Heart Broken Dreams".
Ist "Lucy Ann" der "Dark Angel"? Nein, kam nur so gerade in den Sinn wegen Lucy, aber "Lucy" ist ein weiteres Beispiel für verspielten Groove. Die "Dark Angel"-Seite der Platte ist klasse.
Die "From Hank To Hooker"-Komponente ist nicht minder unterhaltsam. Man mag auch hier die "Fannie Mae" mit ihrem variantenreichen Gitarrenklang, zum Teil auch schön verzerrt. John Lee Hookers "This Is Hip" ist genauso unwiderstehlich wie das Original und "It’s A Misery" ist die ländliche Blues-Ballade der Platte.
Bei "I’m So Lonesome I Could Cry" spürt man die Gefühle der Melancholie und Traurigkeit. Da gibt es bis zum Schluss des Songs leider auch keinen Lichtpunkt am Ende des Tunnels der Einsamkeit.

Einen mehr als deutlichen Lichtpunkt erzeugt allerdings E & B Haircuts "Dark Angel".


Line-up E & B Haircut:

E. Haircut (guitars, harmonica, vocals)
B. Haircut (drums, vocals)

Tracklist "Dark Angel":

  1. Head High (1:01)
  2. Dark Angel (3:36)
  3. Wrong Place Wrong Time (3:40)
  4. Every Day I Have The Blues (1:56)
  5. Broke Off Love (5:01)
  6. Broken Heart Broken Dreams (2:14)
  7. If I Had Possession Over Judgment Day (2:37)
  8. Spoonful (3:22)
  9. Lone Wolf (2:32)
  10. Lucy Ann (3:28)
  11. I Wanna Be On The Road (3:17)
  12. Unfinished Avenue (2:28)
  13. Wild Wildflower (1:59)
  14. Fannie Mae [from the album Hank To Hooker] (2:41)
  15. This Is Hip [from the album Hank To Hooker] (2:30)
  16. Someday Baby [from the album Hank To Hooker] (2:22)
  17. It’s A Misery [from the album Hank To Hooker] (2:36)
  18. Where Is Jim? [from the album Hank To Hooker] (2:25)
  19. I’m So Lonesome I Could Cry [from the album Hank To Hooker] (3:38)
  20. If I Die On Sunday [from the album Hank To Hooker] (4:29)
  21. Second Hand Man [from the album Hank To Hooker] (3:33)
  22. You Can’t Follow Me Into My Heart [from the album Hank To Hooker] (3:20)
  23. Don’t You Ever Let Me Down [from the album Hank To Hooker] (3:11)
  24. Walking Through Hamburg [from the album Hank To Hooker] (2:17)
  25. When We Came From Paris [from the album Hank To Hooker] (2:58)

Gesamtspielzeit: 73:32, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
Über mich
Meine Seite Im Archiv
Mail: joachim(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Bahli

    Hey Joe,

    vielen Dank für die Kritik!

    never fear the Dark Angel – always offer them a place in your heart

    BluesLove&Peace,

    Bahli

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>