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Eamonn McCormack / Like There’s No Tomorrow – CD-Review

Wenn man die Regenbogenfarben mit Musik in Verbindung bringt, dann fällt einem wohl als erstes der Reggae ein. Wer den "Like There’s No Tomorrow"-Doppeldecker in Händen hält, wird bei dem schwarz-weiß designten Digipak sowie Booklet nicht unbedingt auf die Pracht des physikalischen Phänomens kommen.
Das Doppelalbum repräsentiert einerseits die elektrische Strom-Gitarren-Seite des Iren Eamonn McCormack und andererseits seine mit der Akustischen gespielten Seite. Dabei begleiten ihn der Bassist Jonanthan Noyce und Darrin Mooney (Schlagzeug). Beide waren im Line-up von Gary Moore und wo wir gerade schon dabei sind … Chris Tsangarides (Thin Lizzy, Black Sabbath, Depeche Mode, Mountain) hat "Like There’s No Tomorrow" produziert.

Nicht die Namen mit klangvoller Vergangenheit oder einem ursprünglich von Phil Lynott komponierten, bisher unveröffentlichten Track beziehungsweise ein von Jimi Hendrix geschriebener Song machen den Platten-Regenbogen ansehenswert, sondern ganz klar die Musik, der 12-Takter eines Eamonn McCormack.
Unter anderem gibt es auf der zweiten CD, gleich am Anfang, mit "No Aires Ans Graces" eine musikalische Verneigung vor Rory Gallagher. Der Blues-Musiker mit der sehr individuell geprägten Stimme hat sich schon lange freigeschwommen und eröffnet die erste CD mit einem klasse Rock’n’Roll orientierten Blues Rock. "From Town To Town" scheint vom Text her autobiografische Züge zu haben und er beschreibt mit offenen Worten, wie es so ist, wenn man fast keinen festen Lebensmittelpunkt hat. Das Gitarrensolo kommt extrem gut rüber und die erste Nummer erfüllt alle Anforderungen, um auch weitere Tracks kennenzulernen.

Mit fetzigen Boogie-Riffs und einem bestens abgehenden Groove wird auch "When You Cross The Line" zu einem Hinhörer. "Writing’s On The Wall" haut in die gleiche, breite Kerbe des Blues Rock. Toll!
Über das eher balladesk gehaltene "One Wish" serviert uns der Ire mit "Still Missing You" dann das längste Stück von "Like There’s No Tomorrow". Hier tritt die Combo, im Vergleich zu den vorherigen Tracks, aber so richtig auf die 12-Takter-Bremse. Slow Blues ist angesagt und der wird beachtlich ausgekostet. Da findet man in Bezug auf Eamonn McCormacks Gitarrenspiel kein einziges Haar in der Suppe. Sein Feeling ist nicht nur bei dieser Nummer vorzüglich.

"Lousy Day" groovt perfekt und mit dem "Internet Star" ist der Protagonist ganz dicht an aktuellen Themen. Jetzt wird ein relativ großes Funk-Paket geöffnet. In einem anderen Arrangement gibt es zum Abschluss der ersten CD nochmals den Rock’n’Roll auf die Ohren und dabei darf man gespannt darauf sein, was Eamonn McCormack im akustisch ausgelegten Teil des Albums zu sagen hat.

Schon bei der "No Airs And Graces" macht sich eine ganz andere Atmosphäre breit. Der Kontrast zu den vorherigen Liedern ist groß, aber auch stimmig. Verhaltene Rhythmusarbeit von Jonathan Noyce sowie Darrin Mooney tragen den Gesang, die Klänge der akustischen Gitarre und die Harp quasi auf Flügeln. "You Take My Blues Away" ist eine »[…] Liebeserklärung an Eamonn’s Tochter […]«, wie es im Informationsblatt heißt. Den Blues als Fundament, atmet dieses Stück eine gehörige Portion reinster Luft und reflektiert, welche Hoffnungen man an eine Person knüpfen kann. Auch dieses Lied ist eher ruhig gehalten.
Für "It’s No The Spotlight" wechselt der Musiker zur Mandoline und gibt der Nummer so ein folkiges Flair. Sehr fein! Die Harp hören wir auch im nachdenklichen "This Guilt I Feel Inside", ein Stück, das Eamonn McCormack solo bestreitet. Toll! Dieses Lied erzeugt Gänsehaut.
"Angel" von Jimi Hendrix ist ein herrlicher Schlusspunkt und man weiß gar nicht so genau, mit welcher CD man danach wieder in den Player füttern soll.

Aus seinem Gitarrenspiel spricht viel Erfahrung und Fantasie, schließlich kann Eamonn McCormack auf eine bewegte Vergangenheit zurück blicken und war bereits unter dem Namen Samuel Eddy ein Begriff für Blues-Anhänger.
"Like There’s No Tomorrow" schafft den Spagat zwischen Rückblick und Vorschau. Der Doppeldecker ist gut.


Line-up Eamonn McCormack:

Eamonn McCormack (vocals, electric guitar, acoustic guitar, twelve-string guitar, Dobro, slide guitar, mandolin, harmonica, guitar synthesizer)
Jonathan Noyce (bass)
Darrin Mooney (drums)

Tracklist "Like There’s No Tomorrow":

CD 1 (electric):

  1. From Town To Town (3:25)
  2. When You Cross The Line (3:22)
  3. Writing’s On The Wall (3:16)
  4. One Wish (4:07)
  5. Still Missing You (6:33)
  6. Lousy Day (4:18)
  7. Internet Star (5:34)
  8. Moving On (4:00)
  9. Running Back To You (5:15)
  10. Fool For Loving You (4:21)
  11. It’s A Saturday Night (4:16)

CD 2 (acoustic):

  1. No Airs And Graces (5:38)
  2. You Take My Blues Away (4:25)
  3. It’s Not The Spotlight (4:11)
  4. Heaven’s Cry (5:08)
  5. Breaking Down (4:00)
  6. This Guilt I Feel Inside (4:20)
  7. Angel (4:20)

Gesamtspielzeit: 49:20 (CD 1), 31:14 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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