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Ecki Hüdepohl / Solo und auf deutsch – Digital-Review

Ecki Hüdepohl / Solo und auf deutsch

Den Musiker und Komponisten Ecki Hüdepohl kennen die meisten vermutlich durch die Mitwirkung in der Band It’s M.E.. Auch bei RockTimes gab es bereits etwas darüber zu lesen, zuletzt war das im Jahr 2021.

Hüdepohl spielt hauptsächlich Keyboards, aber auch Bass sowie Akkordeon und tritt als Sänger in Erscheinung. Der Hannoveraner ist seit 1988 selbstständiger Berufsmusiker und neben der Mitwirkung in Bands war und ist er ebenfalls als Live-und Studiomusiker tätig. Daneben ist er Songschreiber für andere Bands/Musiker und seit 2024 mit seinem Soloprogramm "Solo und auf deutsch" unterwegs. Davon zeugt die Musik seiner aktuellen Produktion. Und das ist etwas ganz Besonderes und Anderes, denn Ecki singt und begleitet sich dazu lediglich mit dem Piano, dazu sind alle Texte auf Deutsch gesungen.

Deutschsprachige Singer/Songwriter gibt es in den letzten Jahren zunehmend. Neu ist das nun nicht unbedingt, denn einst prägten Musiker wie Hannes Wader, Reinhard Mey, Wolf Biermann die Szene, waren auch vornehmlich mit knappen Arrangements unterwegs und begleiteten sich oft nur mit der Gitarre. Heutzutage kann man Ähnliches von Künstlern wie Gisbert zu Knyphausen und einigen wenigen anderen sicher auch noch hören, und instrumental auf das Wesentliche reduziert wird das Angebot deutlich knapper. Und da könnte "Solo und auf deutsch" meines Erachtens eine Marktlücke füllen. Ob diese Produktion diese Lücke am Ende jedoch wirklich wird füllen wird, bezweifle ich ein wenig. Aber nicht, weil die Musik etwa schlecht ist, sondern weil diese Art der Darbietung für die Masse von Musikkonsumenten vielleicht zu 'anstrengend' ist.

So denke ich, dass Ecki und sein Piano im Rahmen entsprechend kultureller Veranstaltungen als Live-Konzept sicher gut ankommen. So – der Künstler selbst – sei sein diesbezüglicher Debüt-Auftritt im Januar dieses Jahres in Hannover ein großer Erfolg gewesen. Ferner werden diese zweiundzwanzig Songs nicht als Tonträger in Form einer CD angeboten werden, weil sich dieses nicht mehr lohnen würde. Stattdessen bietet der Künstler einen sogenannten Wafercard-Stick mit allen Titeln und Texten an. Nun ja, die Zeiten haben sich schwer verändert, leider…

Ja, zweiundzwanzig Songs, in denen sehr viel Aussagekraft steckt. Hier stoßen wir auf verschiedene emotionale Ausrichtungen, auf Humor, auf Trauer, auf Zuversicht, auf Freude, auf Selbstmitleid und Weltschmerz, auf Ironie und weiteres. Die Songs werden halt in ein einfaches Gewand gepackt. Piano und Gesang, das kenne ich vornehmlich aus dem Genre des Blues, allen voran sei Champion Jack Dupree genannt. Und auch der Champ vereinte verschiedene Stile in seinem Ausdruck: von Boogie, New Orleans Piano, Bluesballaden bis zu stark perkussiven Elementen. Genau das finde ich bei Ecki Hüdepohl auch wieder. Klar – die Musik ähnelt sicher nicht der von Dupree, doch nutzt der Protagonist verschiedene musikalische Spielarten und Ausrichtungen, um die Stimmung der jeweiligen Songs auszumalen. Stilistisch in Hinblick auf die Gestaltung einzelner Songs könnte man auch an Randy Newman denken oder ähnliche Singer/Songwriter.

Mit einem Blues und Boogie – auch im Gesang gefühlsmäßig darauf ausgerichtet darauf – erklingt der Opener "Lass mich nicht im Regen stehn". "Besser als die andern" handelt von einer Frau, die zu viel Gewicht mit sich herumträgt, kein Make-Up aufgetragen hat und anderes nicht unbedingt Frauentypisches ausstrahlt, doch wenn sie durch die Straßen geht, drehen sich alle um, denn sie riecht viel besser als die anderen Frauen der Stadt!

"Wenn die Wolken ziehn", da erinnert mich die Melodie ganz stark an "Fields Of Gold" von Sting, bei "Genau" ist es der Song "St. James Infirmary". "Mitten in der Nacht" ist eine tolle Liebeserklärung, so schlug Eckis Herz sehr schwer, doch er singt »solange du bei mir bist, kann mir nichts passiern«, ja, das ist schön! Ein leicht cooles Feeling, etwas Latin mit Jazz verströmt "Unsichtbar" und "Ich will nichts mehr von dir wissen" zeugt von einem gewissen Hintergrund aus der Rockmusik. Das Pianospiel bei "Das Grauen hat ein neues Gesicht" erinnert mich an deutsche Pianisten wie Vince Weber oder Axel Zwingenberger.

"Du bist so gut zu mir" zeigt eine humoristische Seite, ganz cool und lässig, zum lasziven Fingerschnippen verleitend, die Partnerin verzeiht ihm hier jeden Mist! Mit "Ein Schritt zu weit" wird im Rahmen einer harmonischen Ballade eine Art Selbstkritik geäußert, das ist Weltschmerz, "Liebe vergeht wie Zigarettenqualm". Mit dem Song "Alle sieben Sinne" wird auch das Thema Politik aufgegriffen, mit dem Hang dazu, festzustellen, dass wohl Vieles nicht wirklich hilft, daher: »Macht doch was ihr wollt, der Letzte macht das Licht aus«!
Nachdenkliches zum Thema Immigration, eine Stimmung in einer Bar, das Thema Trümmerfrauen ("Meine Omma"), Nachdenken über Leben und Tod ("Willst Du’s wirklich wissen") und ganz zum Schluss wird noch einmal ein Gefühl von Einsamkeit eindringlich vorgestellt, "Einen nehm' ich noch". Nun fällt mir auf, dass mich so manche Stimmung auch an Songs von Rio Reiser erinnert hinsichtlich der besonderen Art, Melancholie auszudrücken.

Gesanglich passt es grundsätzlich gut in Einheit mit dem Piano, nur bei manchen Passagen kann es mitunter an der Einheit beider Elemente ein wenig hapern (z.B."Lass mich nicht im Regen stehn"), gelegentlich dann, wenn es sich um schnelle Songs handelt. Aber das ändert nichts daran, dass mit "Solo und auf deutsch" ein sehr unterhaltsamer Reigen von Songs entstanden ist, Musik, die letztlich sehr viel Menschlichkeit ausstrahlt und mit der man sich sehr gut identifizieren kann, Themen des Alltags, von denen wir auf die eine oder andere Art und Weise alle betroffen waren oder sind. Und auf jeden Fall ist es sehr interessant, in dieser Form Musik vorzustellen, einfach und ehrlich im Ausdruck, auch dafür muss es eine Zeit geben!


Line-up Ecki Hüdepohl:

Ecki Hüdepohl (vocals, piano)

Tracklist "Solo und auf deutsch":

  1. Lass mich nicht im Regen stehn
  2. Besser als die andern
  3. Wünsch dir alles
  4. Wenn die Wolken ziehn
  5. Alles was du tust und läßt
  6. Genau
  7. Mitten in der Nacht
  8. Unsichtbar
  9. Ich will nichts mehr von dir wissen
  10. Das Grauen hat ein neues Gesicht
  11. Du bist so gut zu mir
  12. Schweinegeld
  13. Ein Schritt zu weit
  14. Alle sieben Sinne
  15. Sie muss gehen
  16. Glaube oder glaub es nicht
  17. Meine Omma
  18. Willst Du’s wirklich wissen
  19. Alles was ich tu ist Mist
  20. Ein neuer Tag
  21. Was für ’ne Nacht
  22. Einen nehm' ich noch

Gesamtspielzeit: 73:03, Erscheinungsjahr: 2025

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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