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Ekseption / 5 -LP-Review

Die niederländische Band Ekseption schrieb auf besondere Art und Weise Geschichte.
War sie doch eine der wenigen Formationen, die sich der klassischen Musik widmete und die mit einem gehörigen Eigenanteil interpretierte.
Dabei darf natürlich nicht außer Acht gelassen werden, dass Ekseption auch eigene Songs komponierte.
Der Schritt hin zum Jazz/zur Fusion war da nicht groß.
Das Quintett brachte es auf eine stattliche Anzahl von Album-/Single-/EP- und Compilation-Veröffentlichungen. 1969 kam "Ekseption" auf den Markt. Es folgten unter anderem Platten mit dem Royal Philharmonic Orchestra ("00.04"). Nach "5" schlossen sich unter anderem "Trinity" (1972) oder "Back To Classics" (1976) an.
Der Erfolg ließ nach und 1976 trennten sich zunächst die Wege der Musiker hin zu Bands wie Spin. Rick van der Linden gründete die Formation Trace. Beide Combos vereinigten sich dann wieder zu Ekseption. Öfter wurde die Band, mit unterschiedlichen Line-ups, wieder ins Leben gerufen. Aufgenommen wurde die vorliegende Platte in den Phonogram Studios, Hilversum. »[…] Production supervised by Rick van der Linden, assisted by Rein van den Broek and Pieter Nieboer. […]«

Wie bereits erwähnt, enthält "5" klassische Kompositionen von Ludwig van Beethoven, Johann Sebastian Bach sowie Wolfgang Amadeus Mozart.
Rick van der Linden stand Pate bei den Eigenkompositionen und ein Song sticht da doch heraus, denn "For Example/For Sure" schrieb er gemeinsam mit Keith Emerson.

Dann widmen wir uns doch direkt dieser Nummer, die sich auch als eine der längsten Songs des Albums entpuppt. Der Emerson, Lake & Palmer-Keyboarder ist bei diesem Lied nicht persönlich aktiv. Dennoch gibt Rick van der Linden seiner Hammond zeitweise den vielleicht typischen Klang von Keith Emerson. "For Example/For Sure" ist bestechend gute Fusion, in die im Laufe des Songs geschickt auch klassische Elemente einfließen. Dieser Longtrack ist die ausgiebige Spielwiese des Tastenmannes. Hier und da setzt die Bläser-Gemeinschaft aus Rein van den Broek sowie Dick Remelink Horn-Akzente, bis es zu einem wunderschön virtuosen Trompeten-Solo kommt. Umwerfend, dieses "For Example/For Sure".

Die halbe Minute "Introduction" mit ihrem Kirchenorgel-Klang ist eine standesgemäße Einleitung von "5". Nicht nur "Siciliano" und "Vivace" offenbaren die Interpretations-Klasse von Ekseption, was die Klassik angeht.
So gefällt einem auch "A La Turka" von Wolfgang Amadeus Mozart. Ekseption lässt es – mit einem Trompeten-Solo oben drauf – rocken.

Zentrales Stück der zweiten Plattenseite ist "Midbar Session", an dessen Ende das Zeiteisen etwas über zehn Minuten anzeigt. Von fantastischer Dynamik geprägt, werden wir phasenweise Zeugen eines vom Rock geprägten Parforceritts, ergänzt durch ein feines Peter de Leeuwe-Drumsolo. Die Buchstützen der Nummer bilden eher andächtig-verträumte Momente.
Über das kurz gehaltenen Rick van der Linden-Piano-"Pie" ist es Zeit für "My Son". Der Sohn vom Tastenmann ist hier mit von der Partie, allerdings nur zu Beginn sowie zwischendrin mit einem Baby-Weinen. Fein verträumte Phasen wechseln mit im Jazz fusioniertem Rock ab. Passend ist auch der Querflöten-Einsatz zu Beginn und am Schluss Kirchenchor-Vocals.
Das Ende der LP ist mit "Finale" von Ludwig van Beethoven perfekt gewählt und schließt mit seinem Kirchenorgel-Sound den Kreis zu "Introduction".

"5" gehört zu den Ekseption-Veröffentlichungen, bei denen der Daumen nach oben geht.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Ekseption:

Rein van den Broek (trumpet, flugelhorn, valve trombone)
Dick Remelink (saxophones, flute)
Cor Dekker (bass)
Peter de Leeuwe (drums, percussion, 12-string guitar)
Rick van der Linden (piano, Hammond Organ, spinet, synthesizer, pipe organ)

Guest:
Rick van der Linden Junior

Tracklist "5":

Side 1:

  1. Introduction (0:35)
  2. Siciliano (3:20)
  3. Vivace (2:51)
  4. For Example/For Sure (9:03)
  5. Virginal (4:30)

Side 2:

  1. A La Turka (2:26)
  2. Midbar Session (10:03)
  3. Pie (1:30)
  4. My Son (5:19)
  5. Finale (3:40)

Gesamtspielzeit: 43:17, Erscheinungsjahr: 1972

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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Mail: joachim(at)rocktimes.de

3 Kommentare

  1. Werner daubenschmid

    Die Gruppe hieß TRACE! Nicht Trance.

    1. Ulli Heiser

      Hallo Werner,

      Danke für den Hinweis. Wir haben korrigiert.

      Ulli

  2. Mathias Abt

    Hallo Joachim,
    Danke für Deinen Beitrag über Ekseption 5.
    ich habe die Truppe mehrmals in den 70ern mit dem phänomenalen Rick van der Linden live sehen dürfen, einer der grossen Keybord / insbesondere Hammond Virtuosen dieser tollen Zeit.(neben Keith Emerson,Jon Lord, Brian Auger, Rick Wakeman oder Vincent Crane von Atomic Rooster..).
    Du schreibst: ' und ein Song sticht da doch heraus, denn "For Example/For Sure" schrieb er gemeinsam mit Keith Emerson`'..
    Dieser Song sticht wirklich heraus, absolut korrekt. Nur gemeinsam mit Keith Emerson hat Rick van der Linden ihn nicht komponiert, sondern gecovert – allerdings in wirklich bemerkenswerter Weise – , absolut würdig dem Original .
    Aber Keith Emerson war der Urheber und – bei allem Respekt vor Rick van der Linden – Keith Emerson auch der Grösste, was Virtuosität aber v. allem auch Innovationen in die progressive Rockmusik jenseits von Jimmy Smith gebracht hat..
    Um so bedauerlicher, dass Keith Emerson nicht mit seiner Behinderung in den Fingern leben konnte und nach Aussagen seiner Frau, deshalb den Selbstmord gewählt hat- einfach nur tragisch -.zur Erinnerung: eine Liveaufnahme von ’69 mit the Nice:
    https://www.youtube.com/watch?v=RpmYreOplfA
    Mit besten Grüssen
    Mathias
    email: mathiasabt@online.de, falls Du antworten möchtest.

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