Das vorliegende Album "Flaming Lake" ist die Wiederveröffentlichung des Livealbums, welches 2011 lediglich als limitierte CD-R-Version zur Verfügung stand. Vier Tracks mit fast 80 Minuten lassen bereits erahnen, um was es geht, wobei treue RockTimes-Leser mit Electric Moon ja nicht das erste Mal konfrontiert werden.
Die vier Monstertracks stammen vom Open Air im hessischen Battenberg am 2. Juli 2011. Sula Bassana ist ja nicht auf eine Band reduziert, aber Electric Moon ist wohl die Konstellation, die am meisten improvisiert. Dazu braucht es aber unbedingt ein eingespieltes Team das weiß, wo beim Improvisieren die anderen gerade sind und wie man sich da nahtlos einbringt.
Dieses Team hat Sula Bassana, den wir alle ja auch als Dave Schmidt mit seinem Label Sulatron Records kennen, mit seiner Lebensgefährtin Komet Lulu, die neben Electric Moon auch bei Zone Six am Bass steht und bei Krautzone die Schießbude bedient. Daneben zeichnet sie für das Cover-Artwork verantwortlich. Dritter im Bunde ist Alex am Schlagzeug. Das heißt, bei drei der vier Stücke.
"Burning Battenberg" wird von Philipp Wolf, der ansonsten bei der Battenberger Band Daturana die Felle bedient, getrommelt.
Der spacige Trip startet mit dem "Cosmic Creator" und das Stück vermittelt sofort, um was es geht: Wie heißer Teer schiebt sich diese pychedelische Walze ohne Hindernisse zu haben nach vorne. Eine mal sphärische, mal sägende Gitarre legt sich über doomig Bedrohliches und kellertiefes Bassgewummere. Effekte schweben an und wieder weg. Dass da live musiziert wird, ist zu keiner Sekunde hörbar, so homogen ist das Spiel der drei Musiker. Und dem Herrn sei es gepriesen, dass diese Musik die Hörer vor der Bühne nicht zum Mitklatschen animiert.
Die Titelnummer nimmt den Spirit des Openers auf und lässt die Fans weiterhin tranceartig ihre Kopfreisen genießen. Dave ist ja bekannt, analoges Elektronik-Equipment zu nutzen und diese Höllenmaschinen haben es in sich. Klänge und Sounds, wie nicht von dieser Welt, wabern, rollen, stampfen und ergießen sich förmlich in den Hörraum. Komet Lulu lässt den tiefen Saiten keine Verschnaufpause und la batterie lenkt diese kosmische Klangwelt immer genau auf den Punkt des Gehirns, der dafür verantwortlich ist, alles was mit der Musik nichts zu tun hat auszublenden. Man hat das Gefühl, mitten in dem Geschehen zu schweben.
Leicht orientalisch wirkt der mit Effekten versehene und gitarrendominerte Beginn des längsten Tracks des Albums. Wobei das Adjektiv lang hier sehr relativ ist. Alle Stücke sprengen wohl die Grenze, die nomalerweise auf Platten zu finden sind. Wahrscheinlich ist es dem Medium Schallplatte geschuldet ("Flaming Lake" gibt es auch auf farbigem und limitiertem Vinyl), dass überhaupt vier Tracks vorhanden sind. Alles wirkt wie ein Guss und muss sowieso am Stück gehört werden. Kein Freund dieser Art Musik wird es ohne Schmerzen schaffen, diesen Trip vorzeitig zu beenden oder in Etappen zu teilen.
Auch auf "Lost And Found Souls" sind Breaks – die aber bitte nicht mit dem üblichen Break in einem Stück zu verwechseln sind – vorhanden, die ganz zärtlich und sanft den Trance-Express einbremsen, um sogleich wieder Kohlen in dem Brennraum zu schippen. Das lässt auch den Hörer, der ja mitterweile selbst Teil des Konzertes geworden ist, leicht die Stellung wechseln, um weiter auf den Frequenzen mitzugleiten.
"Burning Battenberg" unterbricht mit sehr zurückgenommener Fahrt erstmal den Groove des trancigen Gerüstes und wäre anfänglich als Blaupause für psychedelische Musik mehr als geeignet. Und irgendwann, nach Minuten, pegelt sich die Nummer wieder in Richtung Space und hypnotischem Trance ein, wenn stellenweise auch mehr 'Aggressivität' herauszuhören ist. Und jetzt dürfen sie, die Zuschauer, nämlich klatschen und der Band den verdienten Applaus spendieren. Die Show ist nämlich vorbei und der fast schweißgebadete Rezenzent meint, dabei gewesen zu sein.
"Flaming Lake" ist ein Live-Dokument, das wie ein Uhrwerk ganz präzise über eine Distanz von fast 80 Minuten zeigt, welche Klasse die beteligten Musiker an den Tag legen und einem bis an die erst am Schluss zu hörenden Fans, zu keiner Zeit das Gefühl geben, dass live und nicht absolut diszipliniert musiziert wird.
Line-up Electric Moon:
Sula Bassana (guitar, effects, electric Stullenbox)
Komet Lulu (bass, effects)
Alex (drums (- #1-3)
Philipp (drums – #4)
Tracklist "Flaming Lake":
- The Cosmic Creator (17:28)
- Flaming Lake (16:28)
- Lost And Found Souls (23:41)
- Burning Battenberg (18:43)
Gesamtspielzeit: 76:20, Erscheinungsjahr 2015 (2011)
1 Kommentar
Ulli Heiser
5. September 2016 um 18:20 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Nachtrag:
Wie Sula Bassana soeben mitteilte, gab es Flaming Lake 2011 nicht nur als limitierte CD-R-Version, sondern auch als Vinyl-Ausgabe. Diese natürlich ebenfalls auf 500 Stück limitiert.