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Electric Moon / You Can See The Sound Of… Extended Version – CD-Review

Electric Moon / You Can See The Sound Of… Extended Version – CD-Review

Vielleicht vor dem Lesen des Reviews schnell bestellen, denn "You Can See The Sound Of… Extended Version" ist auf 500 Exemplare limitiert. Das betrifft sowohl die 180g Vinyl- als auch die CD-Version. Alle Tracks sind übrigens erstmalig auf CD gepresst; die ersten drei Stücke stammen von der 2012er limitierten 10″ EP, die anderen drei Nummern (daher das "Extended Version" im Albumtitel) waren bis dato unveröffentlicht.

In typischer Acid Rock-Manier startet das Album mit den drei Stücken, die vor acht Jahren bereits auf der EP veröffentlicht wurden. Wie eine Einheit oder besser, wie eine gut geölte Maschine grooven die drei Musiker in ihrem Kosmos, der psychedelische und spacige Strukturen repetitiv und hypnotisierend miteinander verschmilzt. Komet Lulu sorgt mit ihrem Bass neben Michael Orloff an den Fellen für diesen bandtypischen, brodelnden und dampfenden Boden, auf dem sich Myzel-gleich der typische Duktus des Dreiers entwickelt.

Im Prinzip gibt es keinen Songbeginn, kein -ende und auch keine Sperenzchen. Die Musik ist einfach da, entwickelt sich und rollt wie magische Lava zeitlupenhaft durch die Minuten. Hier und da gibt es Vocals, die sich aber eher hinter die Musik legen und wie ein weiteres Instrument mit ihr verschmilzt. Komme bloß niemand auf die Idee, solch ein Album für längere Autobahnfahrten in den Player zu legen: einmal mit dem Sound im Flow, fährt man dann garantiert an der geplanten Ausfahrt vorbei.

Selbstverständlich schwirren und schweben in der mit psilocybinhaltigen Pilzen übersäten Acidwalze jede Menge spacige Keys und auch Geräusche durch den Electric Moon-Kosmos. Wie bereits erwähnt, in äußerst hypnotisierender Machart. Dieses Rollen durch die anscheinend grenzenlose, psychedelische Welt wird gottlob nicht von Breaks oder anderen 'Störungen' aus der Rotation gebracht. Selbst die äußerst packend solierende Gitarre  im Zwölfminüter "No Escape From Now" legt sich songdienlich in den Kontext des Stückes. Fein gemacht!

"Windhovers" ist die erste Nummer der drei Songs, die auf der damaligen EP nicht mit an Bord waren. Fast indierockmäßig schleicht das Stück aus den Lautsprechern. Klasse auch die Qualität des Sounds, man hört, wie die Hand über den Gitarrenhals rutscht. Dabei konnten nur die Rohmixe der Aufnahmen genutzt werden, da die Festplatte mit den Aufnahmen nicht mehr funktionstüchtig war. Aber da Eroc für das Mastering zeichnete, ist Entwarnung angesagt, der Klang ist klasse. Nach dem äußerst entspannten Beginn von "Windhovers", schraubt sich das Stück immer fordernder werdend dem Höhenpunkt entgegen. Der Höhepunkt heißt "The Great Exploration Of Nothing". Entgegen den ersten drei Tracks sind die neuen Stücke strukturierter, also nicht mehr ausschließlich organisch zusammengewachsen und auch die hypnotisierende Wirkung ist weniger stark ausgeprägt. Toll, die schönen Tastenmomente und der etwas sägenden Tenor in der mit fünf Minuten leider viel zu kurzen Nummer.

"Mushroom Cloud No. 4", der zweite Song mit mehr als zehn Minuten Spielzeit startet ruhig pumpend und mit irgendwie rauem Touch. Ein rhythmischer Break leitet eine psychedelisch sphärische Wah Wah-Sequenz ein, während der Bass sein tieffrequentes Brabbeln genießt und sich allerlei Effekte um ihn legen. Stoisch taktet Michael, während Meister Bassana, den man ja auch als Dave Schmidt kennt, der Nummer jede Menge weiterer Zutaten kredenzt.

Wer die 2012er EP "You Can See The Sound Of" sein eigen nennt, sollte sich die Extended Version unbedingt zulegen, denn die drei 'Neuen' sind anders und erstaunen, wie unterschiedlich Electric Moon 2012 unterwegs war. Schön, dass auch "Windhovers", "The Great Exploration Of Nothing" sowie "Mushroom Cloud No. 4" nun veröffentlicht sind.


Line-up Electric Moon:

Komet Lulu (fuzz-tremolo bass, psycho-fx., vocals)
Michael Orloff (drums)
Sula Bassana (guitar, fx., organ, synthie)

Tracklist "You Can See The Sound Of… Extended Version":

  1. The Inner Part (6:17)
  2. Your Own Truth (4:20)
  3. No Escape From Now (11:51)
  4. Windhovers (6:15)
  5. The Great Exploration Of Nothing (4:56)
  6. Mushroom Cloud No. 4 (11:19)

Gesamtspielzeit:45:01, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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