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Electric Voodooland / Mad Lee – Konzertbericht, 18.11.2022, To Hoop, Rheinberg

Besser hätte es nicht passen können.
Am 27.11.2022 wäre Jimi Hendrix achtzig Jahre alt geworden.
Am 18.11.2022 gastierten Electric Voodooland sowie Mad Lee aus den Niederlanden im To Hoop, Rheinberg.
Das Trio Electric Voodooland versteht sich als ein »[…] Tribute To Jimi Hendrix […]« und »[…] widmet sich musikalisch gänzlich dem Werk des 'größten Gitarristen aller Zeiten. […]«

Mikel Bluni (Ex-Jimmy Steeltown, Ex-Monotyp) ist der Mann am Mikrofon und an der Gitarre.
Jochen Eminger, ehemaliger Tourbassist von Gary Moore, zupft die dicken Tieftöner-Saiten. Wie aus den Bandinformationen hervor geht, konnte Jochen Eminger Jimi Hendrix bei seinem letzten Auftritt auf Fehmarn live erleben.
Der Schlagzeuger Klaus Rothenstein ist der Dritte im Bunde.
Zur niederländischen Band gibt es auf der To Hoop-Website unter anderem folgende Information:
»[…] Die Band Mad Lee aus den Niederlanden wird Musik von Gary Moore, den Allman Brothers, Thin Lizzy uv.m präsentieren. […] Die erkennbaren Rock- und Bluesklassiker werden mit viel Energie interpretiert! […]«

Mad Lee im November 2022 im To Hoop Rheinberg

Mad Lee im November 2022 im To Hoop Rheinberg

Mad Lee, ein Wortspiel aus dem Begriff Medley, eröffnete den energiegeladenen Abend mit einem etwas über einstündigen Auftritt im To Hoop, Rheinberg.
In dem Zitat zum Quartett aus Arnhem hatte das Wort »[…] interpretiert […]« einen besonderen Stellenwert, denn bei den insgesamt vierzehn Songs floss ein erheblicher Eigenanteil ein. Die Palette der Nummern sorgte für Freude und viel Applaus bei den Leuten vor der Bühne.
Songs wie "Riding With The King" (B.B. King/Eric Clapton), "Everyday I Have The Blues" (B.B. King), "Walking By Myself", "Still Got The Blues" oder der "Midnight Blues" von Gary Moore, Roy Orbisons "Oh, Pretty Woman", "Almost Cut My Hair" (Crosby, Stills, Nash & Young), "Don’t Believe A Word" (Thin Lizzy) oder "Albatross" von Peter Green waren nur einige Highlights aus dem Repertoire der Combo.

Bert Meijer (guitar, vocals)

Bert Meijer (guitar, vocals)

Beim Interpretieren waren die beiden Gitarristen Bert Meijer sowie Martin Krassenberg ganz weit vorne.
Beide zeigten, wie viel Fantasie sie auf den sechs Saiten ihrer Arbeitsgeräte in formidable Läufe über das Fretboard verwirklichten. Da gab es wechselseitige Statements der rockigen wie auch verträumten Töne. Martin Krassenberg beeindruckte mit dem einen oder anderen feinen Bottleneck-Einsatz. Beide Gitarristen glänzten durch ihre individuelle Spielweise und bewegten sich auf gemeinsamem Terrain, wenn es um den öfter eingesetzten Twin-Sound ihrer Sechssaiter ging. Daumen hoch für des Gitarren-Gespann.
Bert Meijer hatte eine ausdrucksstarke Stimme und mit dem Chor der anderen Musiker war die Formation überzeugend.
Bassist Johan Coenen zupfte eine klasse Tieftöner, hatte bei "Riding With The King" ein rockig-melodiöses Solo parat, was mit Szenenapplaus bedacht wurde. Gemeinsam mit dem dynamischen Schlagzeuger Hans Deegens, der ein ums andere Mal für Groove, Groove und nochmals Groove sorgte, formte er ein mehr als stabiles Fundament für die Gitarren-Ausflüge von Martin Krassenberg und Bert Meijer.
Der "Ride On, Ride On"-Boogie hielt die Stimmung beim Publikum hoch und so war es selbstverständlich, dass Mad Lee die geforderte Zugabe durch zwei Songs umsetzte. Gänsehaut gab es bei deren Interpretation von "Albatross" und ganz zum Schluss rockte Mad Lee das Haus ein letztes Mal mit deren Version des Hits "Hush", einem Track von Deep Purples Debütalbum "Shades Of Deep Purple". Mad Lee brachte Klassiker an den Start und konnten durch ihre Interpretationen ordentlich punkten. Respekt, Mad Lee!—


Line-up Mad Lee:

Bert Meijer (guitar, vocals)
Martin Krassenberg (guitar, backing vocals)
Johan Coenen (bass, backing vocals)
Hans Deegens (drums)

Electric Voodooland im November 2022 im To Hoop Rheinberg

Electric Voodooland im November 2022 im To Hoop Rheinberg

Nach der ziemlich zügigen Umbaupause war es dann Zeit für das Trio Electric Voodooland und seinem Streifzug durch die Geschichte von Jimi Hendrix, zurück in den Saal zu kommen.
Von A für "Are You Experienced" oder "All Along The Watchtown" bis V für "Voodoo Child" präsentierte Electric Voodooland innerhalb von fast eineinhalb Stunden insgesamt vierzehn Jimi Hendrix-Songklassiker.
Bei diesem Auftritt konnte man eine Parallele zum Mad Lee-Gig ziehen, denn auch hier ging es um die Interpretation der Jimi Hendrix-Kompositionen. Dabei machten "All Along The Watchtower", bekanntlich aus der Feder von Bob Dylan, sowie "Come On (Let The Good Times Roll)" waren die Ausnahmen von der Regel.

Der Live-Zauber startete mit einer sehr gelungenen Mikel Bluni-Feedback-Orgie am Verstärker zur Einleitung von "Are You Experienced". Insgesamt entpuppte sich das Stück als ein klasse Warm-up für den Rest des Konzerts. Da brannte schon die Luft und Mikel Bluni gab eine erste Kostprobe von seinem außergewöhnlichen Können auf der E-Gitarre.
Auch wenn sich das Augen- und Ohrenmerk auf den Mann an der Gitarre richtete, musste die hervorragende Rhythmus-Arbeit des Bassisten Jochen Eminger und Klaus Rothenstein (Schlagzeug) in hohen Tönen gelobt werden. Jochen Eminger, der unter anderem den Tieftöner auch für Annie Lennox zupfte, begeisterte durch seine herrlich fließendes, in jeder Phase melodiöse Spielweise. Daumen hoch! Klaus Rothensteins Drumming war die Wucht. Toll, wie auch er der Rhythmik seinen Stempel aufdrückte. Auch für ihn: Daumen hoch!

Mikel Bluni (vocals, guitar)

Mikel Bluni (vocals, guitar)

Von Schwung und der emotionaler Power getragen, spielte sich Mikel Bluni teilweise in einen Rausch. Dennoch gab es wunderschöne Phasen der Entspannung. So wie zum Beispiel bei "Crosstown Traffic", in dem das Trio einen herrlich ruhigen Part so sanft wie Samt einbaute. Dazu gab es allerdings auch einen tollen Wah Wah-Pedal-Einsatz und nicht nur der machte das Lied etwas funkig.
Der Gitarrist konnte sich reich nennen, denn es war schier unglaublich, mit welcher Vielzahl an Variationen er in seinen aus dem Innersten seiner Seele kommenden Fretboard-Fahrten brillierte. Mikel Blunis Ideenreichtum war sozusagen so groß wie ein Fußballfeld.
Was dem einen sein "Purple Rain", war – nachdem sich der Nebel auf der Bühne gelichtet hatte –  dem anderen sein "Purple Haze". Aus dem Dunst – von einer Power-Rhythmik begleitet – durchschnitten die Gitarren-Riffs förmlich die Luft und an dieser Stelle sollte der klasse Gesang eines Mikel Bluni gelobt werden. "Purple Haze" stand sinnbildlich für die vielen brillanten Höhenflüge des Gitarristen. Zeitweise strömten Gitarren-Gewitter aus dem Marshall-Verstärker.

Ein weiteres Lob für den Frontmann konnte man aussprechen, weil er zu fast jedem Song interessante Hintergrundinformationen gab. Klasse! Den Anwesenden wurde schon ziemlich lange vor dem letzten Lied klar, dass Electric Voodooland den Gig nicht ohne eine Zugabe beenden sollte. Vorher gab es noch eine Knaller-Version von "Manic Depression" mit klasse Groove und dann zum Abschluss noch "Come On (Let The Good Times Roll)" mit einem finalen Gitarren-Feedback.
Mikel Bluni, Jochen Eminger und Klaus Rothenstein haben die Musik von Jimi Hendrix verinnerlicht und dann so verarbeitet, mit ihre eigenen Ideen ergänzt, dass es unter dem berühmten Strich zu einer bestechenden Live-Performance wird. Hut ab, Jochen, Klaus und Mikel!

Soundmann Christian hatte wieder einmal alles bestens eingepegelt und seinen anderen Job als Verwalter des Bühnenlichts klasse erfüllt.
RockTimes bedanken uns bei Sami Durak für den Platz auf der Gästeliste.
Für den 04.12. wird auf der To Hoop-Website, Rheinberg, die Veranstaltung »[… ] Boogie@to hoop – special guest: Michael van Merwyk & Bernhard Weichinger […]« angekündigt. Außerdem sind Christian Noll (harmonica) und Christian Christl (Klavier) mit von der Partie.
Am 10.12. stehen Albie Donnelly mit seinen »[…] Big 4 […]« auf dem Programm.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Live-Musik.


Line-up Electric Voodooland:

Mikel Bluni (vocals, guitar)
Jochen Eminger (bass)
Klaus Rothenstein (drums)

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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Mail: joachim(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Electric Voodooland

    Man erlebt es heutzutage doch eher selten, dass sich Fachkompetenz und Emotion zu einem so klaren journalistischen Bild eines Konzertabends verdichten. Vielen lieben Dank Rocktimes und Joe Brookes, das hier Ge- und Beschriebene gibt unseren subjektiven Eindruck faszinierend deutlich wieder.

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