(Hexen-)Sabbat bzw. Samstag, der 08.04.2017 in Wiesbaden… die Tour der britischen Hexer und Hexen (Electric Wizard und Angel Witch) traf auf aktuellen deutschen Krach (Mantar und Deathrite). Sonst waren das zwei getrennte Touren, im Schlachthof eine Art Mini-Festival, bei dem sogar ursprünglich noch mehr Bands in zwei Hallen angedacht waren.
Etwas verwunderlich wirkte für mich die Tatsache, dass eine alte britische Band (nämlich Angel Witch) vor Mantar (laut eigenen Angaben 2013 gegründet) auf die Bühne musste, vermutlich sollten beide Supports/Special Guest nacheinander spielen und dann die jeweiligen Headliner… oder wie auch immer.
Egal, um 19:30 Uhr ging es los mit den Dresdnern Deathrite, die sich über die bereits ganz gut gefüllte Halle freuten – angenehm, als Opener nicht vor einem fast leeren Saal zu stehen. Sie hatten guten Sound und ein an die Wand geworfenes Dia (Cover der neuen Scheibe) – waren also in keiner Weise gegenüber den anderen benachteiligt, auch wenn (natürlich) die kürzeste Spielzeit. Ihr grindlastiger Death Metal gefiel zwar nicht unbedingt allen, sie hatten dennoch auf jeden Falls einige Fans (und vermutlich einige neue gewonnen). (Andrea)
Ja, nämlich mich. Der Sound der Burschen erinnerte aufs positivste an olle Entombed, schöne ufftauffta Beats mit schön schnoddrigen sechs bzw. vier Saitern. Auch die Merchpreise waren vollends okay. Und wenn man dann auch noch am Merchstand gefragt wird, wie es einem denn gefallen hätte, hat eine Band aus meiner Sicht alles richtig gemacht. (Jens)
Es gab einige langsame Passagen, die den anwesenden Doomern zugesagt haben dürften, die schnellen, grindigen Elemente vermutlich weniger. Mir allerdings gefiel beides.Überhaupt… ich hatte den Eindruck, dass das Publikum gut gemischt war, optisch und was den Musikgeschmack anging, die im Billing gebotenen Stilrichtungen waren doch recht unterschiedlich – wobei ich ALLE reizvoll fand. Kutten über Bandshirt bis Hipstermützen; lange Haare, Rastas und sogar ein Iro war alles Mögliche zu sehen. (Andrea)
Ja, der Hipster Anteil war und ist in Wiesbaden immer recht hoch. Eine richtige Kuttenträger Szene gab es hier ja noch nie. Hier sind eher Crust-Punker, Alternative und Gothics am Start. Aber hey, wenn allesamt gut abgehen ist mir egal wie er/sie/es aussehen. Basta. Was ich nur nicht verstehen kann, ist wenn Gothic-Frauen sich die Augenbrauen abrasieren und irgendwo auf die Stirn sich das 'Nike'-Zeichen malen und damit wirken als hätten sie permanent den Gesichtsausdruck 'huch, er hat mir ins Gesicht gespritzt'. Furchtbar. (Jens)
Veteranen im Billing waren Angel Witch, deren legendäres, kultiges Debüt immerhin schon von 1980 ist und an dem wird Kevin Heybourne vermutlich nie vorbeikommen wird so lange er Musik macht. Wirklich Erfolg hat er nie erreicht, die beiden Nachfolgerscheiben in den 80ern wurden nicht sonderlich beachtet, das Comeback von 2012 schon deutlich mehr – durchaus zu Recht. Immerhin haben es Songs davon (zu meiner Freude der Opener "Dead Sea Scrolls") in die Setlist geschafft. Aber seien wir ehrlich: Die meisten wollten die Klassiker hören. Highlights darunter für mich "White Witch" und "Angel Of Death". Natürlich durfte auch der Bandhit "Angel Witch" (mit Mitsingteil) nicht fehlen.
Soweit gar nicht so schlecht wie befürchtet, ich hatte im Vorfeld schon viel Negatives gelesen. Nun kommt das Aber: Kevins Stimme wirkte brüchig und kaputt. Klar, nach 37 Jahren ist nicht zu erwarten, dass er wie damals klingt und mir ist klar, dass viele Bands von einst nur noch ein Schatten ihrer Legende sind, dennoch dachte ich spontan 'huch, was ist denn da los'. Irgendwie traurig, zu sehen wie jemand, der so lange Musik macht, dennoch nie weit gekommen ist und nun vor jungen Trendbands spielt. Respekt, dass er (wohl aus Überzeugung) das immer noch macht und sympathisch waren mir Angel Witch immer, auch an diesem Abend. Unter den ganzen NWoBHM-Truppen waren sie immer eine, die der Doom-Szene nahe stand, hatten/haben einen gewissen (ok)kult-Faktor und passten daher meiner Meinung nach vor/zu Electric Wizard.(Andrea)
Hut ab, vor solch einer Konsequenz. Manch jüngere Truppe hätte da schon längst das Handtuch geworfen. Ne coole Show war’s tatsächlich, bis auf die Stimme und dass ich das Gefühl nicht loswurde, alle warten nur auf einen Song, nämlich "Angel Witch". Aber was soll’s, Spaß hat es allemal gemacht. (Jens)
Mit Mantar aus Bremen kam wieder eine junge deutsche Band auf die Bühne – in jeglicher Hinsicht Kontrastprogramm. Schon erstaunlich, dass das auch live mit nur zwei Musikern funktioniert – Erinc am Schlagzeug, das rechts stand, und links Hanno an der Gitarre und für die Hauptstimme sorgend. Wobei letztere durchaus nicht jeden Geschmack trifft, aber zu der Slugde, Black, Punk-Mixtur passt, die in der Halle besser wirkte als letztes Jahr auf dem NOAF bei 34 Grad. Geschwitzt haben die beiden oberkörperfreien Musiker dennoch – und auch das Publikum mitgerissen. Allerdings musste ich feststellen, dass die Stücke auf Dauer doch ein wenig eintönig wirken, womit ich sie keinesfalls als schlecht bezeichnen möchte, ich mag sie und auch ihre Atmosphäre, die hier mit LED-Kerzen als Deko verstärkt wurde. Dennoch, als Duo sind beispielsweise Bölzer stärker. Einen kleinen 'Hit' (oder zumindest Mitsingfaktor) haben Mantar dennoch: die Zeile »Death über alles« aus "Era Borealis". Trotzdem muss ich zugeben, obwohl ich die Musik mag, dass ich am Ende nichts dagegen hatte, dass sie nun fertig waren. (Andrea)
Ich verstehe bis heute nicht wie Mantar so schnell so groß werden konnten. Ne euphorische Show liefern die beiden Nordlichter allemal ab. Nur wie es oben schon steht (und auch vielleicht auch bei Mantar der Fall ist) haben die Jungs nur einen wirklichen Hit. Sei’s drum auch dieser Auftritt hat mächtig Spaß gemacht. Man musste sich eben nur auf die recht brachiale Musik einlassen. Nach Angel Witch ist das allerdings nicht ganz so einfach. Auch ich benötigte einen Moment. Aber dann knallte es eben richtig. (Jens)
Denn es sollte noch der Headliner kommen. Gegen 23 Uhr legten Electric Wizard los. Nun gab es nicht nur Logo/Covermotive an der Wand, sondern die erwarteten/erhofften Videoeinspielungen. Vor allem bei den ersten beiden Songs "Witchcult Today" und "Black Mass" bekamen als optische Untermalung Szenen aus alten Okkult-Horror/Sexploitation-Streifen, die vermutlich zumindest zeitweise auf dem Index waren. Doch selbst ohne finde ich beide Songs klasse. Außerdem gab es älteres Material, die "Dopethrone"- und die "Come My Fanatics"-Scheiben wurden bedacht. Früher waren Electric Wizard fuzziger, noisiger und klangen verkiffter (obwohl Jus auch an diesem Abend mal kurz eine etwas zu dicke Zigarette im Mund hatte…) – während die Musik seit/durch? den Einstieg von Liz Buckingham 'hexiger' wurde. Recht ungewöhnlich mag ihre Instrumentenwahl erscheinen, wenn nur eine Frau in der Band ist, handelt es sich meistens um eine Bassistin oder vielleicht Keyboarderin, in diesem Fall nicht, die ehemalige Amerikanerin ist die Gitarristin.
Sie ist seit 2004 neben dem Oberwizard/Mastermind Justin Oborne eine Konstante in der Besetzung, das mag daran liegen, dass die beiden verheiratet sind. An diesem Abend hatte sie Probleme mit dem Topteil ihres Marshalls, rütteln half nicht, also wurde dieser flugs ausgetauscht und sie stieg etwas später wieder in das Gedröhne ein. Die Lücke fiel nicht weiter auf, böse Stimmen könnten nun behaupten, das läge am fabrizierten Lärm… doch es ist auch ein Zeichen für Professionalität und dass der Sound von Electric Wizard in seiner Gesamtheit gefangen nimmt, eine massive Klangwand und sinistere Stimmung erzeugt, die von der Videoleinwand gelungen unterstützt wird.
Diese endete nach 80 Minuten und dem finalen Vernichtungsschlag "Funeralopolis" schließlich in einem Atompilz…
»Nuclear warheads ready to strike / This world is so fucked, let’s end it tonight«
Das war ein gelungener Schlussakzent für einen Höllenritt zwischen Horror und Hexerei, getragen von tonnenschweren Riffs, bei denen es lediglich als kleinen Kontrastpunkt die leicht quäkende Stimme von Jus gab. (Andrea)
Die Stimme des Herrn Oborne ist tatsächlich gewöhnungsbedürftig. Aber wenn die Gitarren dröhnen und der Bursche nen dicken Dübel durchgezogen hat stimmt irgendwie alles. Mich hat besonders gefreut, dass nicht nur auf neues Material gesetzt wurde (das mir deutlich weniger gefällt) sondern auch die ollen Kamellen in die Nacht entlassen wurden. Besonders "Funeralopolis", mein Lieblings Song der "Dopethrone" am Ende hatte etwas Magisches. Alles in Allem: Pornöses Fuzz Gedröhne ganz großer Kajüte (Jens)
Setlist Electric Wizard:
- Witchcult Today
- Black Mass
- Satanic Rites Of Drugula
- Dopethrone
- Return Trip
- Incence For The Damned
- The Chosen Few
- Funeralopolis
Neueste Kommentare