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Enraged Monkeys / No Compromise – CD-Review

Enraged Monkeys - No Compromise

In dem Science Fiction-Film "Planet der Affen" von 1968 (der auf einem Buch von 1963 basierte) wurde das Verhalten der Menschheit auf recht originelle Weise und mit beeindruckender Wendung am Ende kritisiert. In den Jahren danach folgten weitere Teile.
2001 gab es eine Neuverfilmung. 2011/2014/2017 wurde schließlich die Vorgeschichte der Handlung erzählt in drei Filmen. Was zeigt, wie aktuell der Inhalt immer noch ist.

Auch Enraged Monkeys, eine Band aus Augsburg, sind dieser Meinung und greifen das Thema auf. Daher bezeichnen sie ihre Musik als 'Monkeycore' und meinen damit eine Mischung aus Hardcore, Punk, Thrash, Doom und Death Metal. Dadurch weckten sie meine Neugier.
Nach etwas Startschwierigkeiten und dadurch bedingte Verzögerungen (Krankheit des Schlagzeugers, Corona) erscheint nun im Juni 2021 das Debütalbum "No Compromise". Hierzu kommentieren die 'aufgebrachten Affen':
»No Compromise is NOT an album about peace and hope!
Rather, it should go one step further and tear apart any compromise that makes war and suffering possible!
All corrupt spiritual and worldly rulers, all ignoramuses, me and you are addressed!
No compromise means a new start for humanity!«

Nun, erwarten wir also keine freundlichen Klänge. Das Intro ist noch sanft und melodisch, wobei sich schon eine Störung der Harmonie andeutet.  Bei "Sky Is Down" wird dann dem Zorn freien Lauf gelassen. Der Begriff 'Monkeycore' passt sehr gut dazu, die Musik ist hardcorelastig, aber nicht nur, sondern es ist ein eigenständiger Mix aus verschiedenen Stilrichtungen. Was ich dabei angenehm finde, dass Sänger Istvan nicht den Brüllaffen heraushängen lässt, sondern eher growlt bzw. Normalstimme einsetzt. Oder nur etwas spricht, wie in dem kurzen Zwischenstück "Beware Men". Der Titeltrack danach holt wieder die Keule hervor, ist dabei etwas einprägsamer. Im weiteren Verlauf der Scheibe gibt es noch weitere Songs in dieser Art.

Doch "No Compromise" bietet noch mehr stilistische Varianten. "You Break First" fängt erst rhythmisch an, mit stimmungsvollen Klängen im Hintergrund, die dann die Herrschaft übernehmen. Langsam steigert sich erst die Heaviness, danach die Geschwindigkeit und Aggression. So entsteht ein spannendes Stück, das zudem emotional zu beeindrucken weiß.
Auch "Worte" geht in diese Richtung, mit ruhigen Passagen, die sich mit härteren abwechseln, ist mir allerdings etwas zu wortlastig (zu viel Text, die Stimme zu sehr im Vordergrund), was wahrscheinlich jedoch Geschmackssache ist. Ähnlich ist es bei "Unfasslich", dessen Ende einen gelungenen Abschluss für die Scheibe bieten würde, wenn da nicht noch ein Bonustrack käme – gut gemeint, aber ich fände die Scheibe ohne besser abgerundet.
"Are You Ready" arbeitet ebenfalls mit solchen Stilmitteln. Außerdem möchte ich noch "Leave The Sea" herausheben, was ich durch das Vorabvideo als erstes kannte und aufgrund seiner Atmosphäre gleich mochte. Beide Songs haben stellenweise faszinierende Harmonien.

Jeder Track auf "No Compromise" hat einen eigenen Charakter, wobei ich nicht alles ich gleich überzeugend finde. Manches hätte vielleicht etwas fokussierter sein können, vielleicht noch etwas mehr reifen können. Sollte sich jemand am (vielleicht etwas 'verwaschenen') Sound stören, dies ist Absicht – als gewollter Gegensatz zu sterilen modernen Produktionen: Die Songs wurden live im Studio eingespielt, analog gemischt und »schließlich auf Tape über eine Studer A80 aus dem Jahre 1973 gemastert«.

Das zeigt, hier wurden sich Gedanken über die Umsetzung des 'Monkeycores' gemacht. Daher überrascht es nicht, dass die vorhandene (stilistische) Vielfalt lobenswert und einige Arrangements beeindruckend sind. Textlich haben die Enraged Monkeys ebenfalls etwas mitzuteilen und sich Mühe gegeben, dieses mit ihrer Musik zu transportieren. Es ist reiz- und eindrucksvoll, ihre Welt (bzw. ihre Sicht auf unsere) kennenzulernen – auf ähnliche Weise wie bei dem filmischen Vorbild.


Line-up Enraged Monkeys:

Istvan Ladanyi (Gesang)
Andreas Kalchschmid (Rhythmusgitarre)
Florian Rößle (Leadgitarre)
Manuel Pelzhause (Bass)
Leon Klettemann (Schlagzeug)

Tracklist "No Compromise":

  1. Intro (1:51)
  2. Sky Is Down (2:53)
  3. Beware Men (0:53)
  4. No Compromise (4:33)
  5. You Break First (5:13)
  6. Wake Up (3:03)
  7. Alive But Dead (2:07)
  8. Leave The Sea (4:00)
  9. Worte (3:34)
  10. White Torture (2:18)
  11. Are You Ready (4:21)
  12. Unfasslich (5:50)
  13. Masquerade [Bonus Track] (2:29)

Gesamtspielzeit: 42:45, Erscheinungsjahr: 2021

Release– und Künstlerseite des Labels

Über den Autor

Andrea Groh

Hauptgenres: Doom/Death/Black Metal, auch Post/Progressive/Pagan Metal u.a.
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