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Eric Fish & Friends / Untiefen – Digital-Review

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Eric Fish ist bekannt als Sänger der Potsdamer Mittelalter-Rocker Subway To Sally. Seit dem Gründungsjahr 1992 steht er in Diensten der gleichnamigen Band. Abseits der harten Klänge hat sich der Musiker über einen langen Zeitraum eine Nische als geachteter Liedermacher geschaffen. Aktuell tourt er als Eric Fish & Friends. Mit Rainer Michaelek (Gesang, Gitarre, Harmonica), Gerrit Hecht (Klavier) und Friedemann Mäthger (Gesang, Schlagzeug) hat er das neue Album "Untiefen" eingespielt.

Die zwölf Kompositionen vermitteln in Ansätzen eine gewisse Geborgenheit, die vom Schaffen eines Liedermachers ausgehen kann. Die persönlichen, intimen und tiefgründigen Texte entsprechen zwar einer Erwartungshaltung an das Genre, doch die eingängigen und kraftvollen Stücke klingen auffallend rockig. Die Instrumentierung ist druckvoll und unterstreicht die Aussage der Lieder, die neben gefühlvollen Passagen aktuelle Tendenzen in unserer Gesellschaft aufspüren. »Ein Mensch zu sein, aus Fleisch und Blut. Ein Mensch zu sein, der denkt und spricht« heißt es im Opener "Nur ein Traum" fast schon banal. Aber das Lied beleuchtet den Wunsch, im Traum aus der Rolle eines Menschen im Hier und Jetzt auszubrechen und in fremde Rollen zu schlüpfen. Also keineswegs nur banal.

In "Stell Dir vor" treffen wir auf die traurige Realität von Kriegen. »Mord ist nun kein Mord mehr«, beschreibt den Bruch von Tabus in diesen dunklen Zeiten. »Was macht der Krieg mit den Menschen? Wer macht den Krieg? Grenzen werden überschritten. Keiner feiert einen Sieg. Die Menschlichkeit ist der Verlierer. Lebendträume gehen dahin. Stell Dir nur vor, es ist Krieg und alle gehen hin», heißt es in einfachen, aber dennoch aufrüttelnden Worten, um kontrastreich mit dem Satz zu schließen: »Stell Dir nur vor, es ist Krieg und keiner geht hin." "Stell Dir vor" ist packend akzentuiert, musikalisch ohne Zweifel ein Meisterwerk.

Fast schon erinnert "Stell Dir vor" an die Friedensbewegung längst vergangener Jahre, in der Liedermacher eine tragende Rolle gespielt hatten. Traurig, dass die Inhalte immer noch aktuell sind. Wertvoll hingegen, dass Künstler ihre Stimme erheben. Das folgende "Lazarus" unterstreicht die Vielseitigkeit des Potsdamer Musikers, der sich exzellente Musiker zur Seite geholt hat. "Lazarus" zeigt die poetischen Qualitäten des Sängers, Texters und Komponisten. "Lazarus" steht deshalb keineswegs im Widerspruch zu den Liedern mit gesellschaftlichem Fokus. Es lohnt sich, auf "Untiefen" genau hinzuhören. Hinter diesem Wort stecken übrigens keine gefährlichen Stellen im Meer. Es handelt sich vielmehr um Metapher für die tiefen Abgründe in der Seele des Menschen. "Untiefen" sind eine Warnung, ein Aufruf zum Handeln.

Insofern bietet das Album mit einer authentischen Musik und Texten, die einem das Gefühl geben, Teil der Geschichte zu sein, eine Aufbruchsstimmung. Romantik, Humanismus und Pazifismus werden hier auf eine besondere Weise vereint. Einer der Höhepunkte ist die überraschende Coverversion von Rio Reisers "Junimond", im Original veröffentlicht auf dem Album "Rio I." Es ist eine Coversion, die unter die Haut geht.

Eric Fish schafft es mit seiner Begleitformation, in die vergleichsweise leisen Töne eine gehörige Portion Energie zu packen. "Untiefen" ist eine Mischung aus rockigen Klängen und einfühlsamen Melodien, die den Hörer nicht loslassen. Der Frontmann von Subway To Sally unterstreicht mit "Untiefen" seine Vielseitigkeit, die ebenso Mentorentätigkeit für andere Projekte einschließt, wie aus der jüngeren Vergangenheit das Beispiel Bannkreis zeigt.


Line-up Eric Fish & Friends:

Eric Fish (Gesang, Gitarre, Bouzouki, Cinco)
Rainer Michaelek (Gesang, Gitarre, Harmonica)
Gerrit Hecht (Klavier)
Friedemann Mäthger (Gesang, Schlagzeug)

Tracklist "Untiefen":

  1. Nur ein Traum
  2. Stell Dir vor
  3. Lazarus
  4. Der Taugenichts
  5. Raus aufs Land
  6. Auf die Mütze
  7. Einfach los
  8. An den Ufern des Lebens
  9. Plusquamperfekt
  10. Junimond
  11. Ist es vorbei?
  12. Alles was ich will

Gesamtspielzeit 47:47, Erscheinungsjahr: 2023

 

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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