Zum Abschluss des Konzertjahres 2018 im blues, Rhede gab Erja Lyytinen, die Slide-Meisterin aus Finnland, ihre Visitenkarte in der tollen Location ab.
Sie gastierte zum ersten Mal in Rhede und hatte mit Juha Kuoppala (Keyboards), Tatu Back (Bass, Backing Vocals) sowie Iiro Laitinen (Schlagzeug) klasse Musiker im Line-up.
Zum Zeitpunkt des Konzerts im blues, Rhede wurde auf Erja Lyytinens Website eine neue Veröffentlichung gefeatured. Es handelt sich dabei um die Single "Another World".
Wie die Künstlerin während des Auftritts bekannt gab, wird ihr neues Album, unter anderem mit Sonny Landreth sowie Jennifer Batten als Gäste, im Frühjahr 2019 auf den Markt kommen. Es ist anzunehmen, dass dann wieder eine Tour folgen wird.
Mittlerweile kann die Blueserin auf ein sehr gut sortiertes Angebot an Alben zurückgreifen. 2006 machte Dreamland Blues den Anfang. Vor zehn Jahren folgte Grip Of The Blues. Nach einer längeren Pause – mit einem Voracious Love-Boxenstopp – erschien 2015 Forbidden Fruit und zirka zwölf Monate später hieß es dann The Sky Is Crying.
Wer sich ein Live-Bild von Erja Lyytinen machen möchte, greift zu Songs From The Road (2012) oder Live In London (2015). "Stolen Hearts" wurde 2017 veröffentlicht.
Blues Rock, Slide-Blues … "Lover’s Novels" war eine erste Standortbestimmung in Sachen Bottleneck. Rockend brachte man die zahlreich erschienenen Besucher in entsprechende Stimmung. Da konnte man gleich Bewegung im Publikum feststellen. Ohne Frage kam Erja Lyytinens erstes Solo sehr gut an und da ließ sich Tasten-Virtuose Juha Kuoppala nicht lumpen und brachte zum Hammond-Einsatz den Leslie-Lautsprecher in Rotation. Toll!
Nach dem prächtigen Gig-Dosenöffner blieb der Keyboarder für das im Zwölftakter gebettete, klasse rockende "Black Ocean" auch gleich bei dem Sound und die Frontfrau gab ihrer Spielfreude in einem großformatigen Solo freien Lauf. Toll!
Das Bass und Drums-Blues Rock-Duo verlegte gemeinsam mit Juha Kuoppala für "Everything’s Fine" einen infizierenden Groove-Teppich und während eines ruhigeren Parts schwebte ein knisternd-dynamisches Gitarren-Solo mit "Summertime"-Ambiente durch den Konzertsaal. Szenenapplaus! Man schaut ja nicht auf die Uhr, aber diese Nummer knackte wohl die zehn Minuten-Marke.
Es war an der Zeit, Werbung für die bereits erwähnte Single "Another World" zu machen. Die sich ganz allgemein – aufgrund ihrer Klasse – in einem sich schnell nach oben bewegenden Fahrstuhl befindliche Erja Lyytinen setzte bei diesem Song auf eine Art himmlisches Feeling sowie eine opulente Solo-Fahrt. Durch den melodischen Mitsing-Charakter des Stücks und ihrer tollen Stimme machte diese Nummer perfekte Werbung für das neue Album.
Beim Slow Blues sprach die Protagonistin Klartext in Sachen Emotionen. "Slowly Burning", von der Band toll in Szene gesetzt, war eines der vielsagenden Highlights der Show. Erja Lyytinen hat dieses Feeling in ihrer Fretboard-Fahrt und dem Gesang ohne Mikrofon, das einem ein ums andere Mal eine Gänsehaut verschaffte. Diese Eigenkomposition war darüber hinaus ein Beleg für ihre Qualitäten als Songwriterin.
Das im Mittelteil mit einer Portion Funk und rhythmischer Klatsch-Unterstützung der Zuschauer versehene "Without You" beendete den ersten Teil des Auftritts.
Während ihres zweistündigen Konzerts zollte die schick gekleidete Künstlerin auch dem traditionellen Blues ihre Aufmerksamkeit. In der Muddy Waters-Sitzung ging es mit dem Bottleneck am kleinen Finger, einem Juha Kuoppala-Hammond-Solo par excellence sowie das vom Gesang unterstütze Slide-Spiel, das zu einer musikalischen Diskussion mit Tatu Back mündete, in Richtung Chicago Blues. Highlight!
Später war das berühmte Delta Ziel der Unterhaltung. Solo slidete sich Erja Lyytinen mit Zitat unter anderem von Son House, Mississippi John Hurt, beziehungsweise Robert Johnson durch die Geschichte des 12-Takters. Bärenstark!
Wenn der Blues Rock ins Rollen kam, gab es kein Halten mehr. Erja Lyytinen & Co. kochten definitiv nicht mit Wasser. Mit einer ausgedehnten Publikums-Mitsing-Interaktion ging der "Rocking Chair" richtig gut ab. Im zweiten Teil des Konzerts dominierte definitiv das Bottleneck. So auch in diesem Track, der nur so vor mitreißendem Schwung sprühte. In seinem langen Solo-Ausflug trommelte Iiro Laitinen die Rhythmen auch mit Wucht raus und Tatu Back begeisterte in seinem tieftönigen Alleingang. Klasse!
Vom Feinsten waren dann auch die beiden Songs der Zugabe. Hochemotionaler Gesang und gefühlvolles Gitarrenspiel prägten die wunderschön interpretierte Ballade "People Get Ready". Bei der ruhigen Stimmung zupfte der Bassist ein herrliches Abschieds-Solo und Juha Kuoppala sendete in seinem Alleingang ebenfalls letzte Grußworte. Imponierend! Tony Joe Whites "Steamy Windows" hat schon verdammt lange einen festen Platz in der Setlist gefunden. Schön, dass dieser Klassiker – inklusive einer "Like A Virgin"-Einlage – in der Zugabe gewürdigt wurde. Psychedelisch-spirituelle Klangfarben gab es nicht nur am Ende des Gigs.
Das Konzert im blues, Rhede belegte, dass Erja Lyytinen ihre Fähigkeiten zwischen dynamischer Zwölftakter-Aktion und sensiblem Slow Blues auf höchstem Niveau präsentiert. Im weiter oben erwähnten Fahrstuhl hat die Finnin Knöpfe für die oberen Etagen gedrückt.
Wir bedanken uns bei André Knoch für den Platz auf der Gästeliste.
Am 18. Januar 2019 wird die Argentinierin Vanesa Harbek und ihre Band im blues, Rhede spielen.
Line-up Erja Lyytinen & Band:
Erja Lyytinen (vocals, guitar, kazoo)
Juha Kuopala (keyboard, Hammond)
Tatu Back (bass, backing vocals)
Iiro Laitinen (drums)
Neueste Kommentare