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Hauke Harms und Axel Ermes sind das Duo Ermes | Harms.
»[…] Ein genaues Gründungsdatum für dieses Projekt ist nur schwer zu rekonstruieren. "Ende der 80er Jahre" trifft es wohl am besten. […]«
Girls Under Glass ist die Crossover-Band, bei der die beiden Musiker ihre Bekanntschaft machten.
Für "Fingerhut" »[…] gab es mehr als 75 Stunden Audiomaterial zu sichten und hören. […]«
Aus diesem Blickwinkel macht der Albumtitel irgendwie Sinn.
Die Songs entstanden »[…] zwischen 1989 und 2019 an verschiedenen Orten in Norddeutschland. […]«
Dreißig Jahre Ermes | Harms ist Musik »[…] mit elektronischen Sounds, analogen Synthesizern und ungewöhnlichen Klängen […], teilweise selbst mit einem kleinen Aufnahmegerät in den Wäldern Norddeutschlands aufgenommen. […]«
Im Informationsblatt zum vorliegenden Doppelalbum werden Klaus Schulze, Cluster sowie Can als Vorbilder genannt.
Musik der britischen Electronica-Formation Autechre beziehungsweise Emptyset sind weitere Einflüsse.
Den Kreis der künstlerischen Beziehungen schließen schließlich Steve Reich und John Cage.
"Tief im Berg" ist die strahlende Erlösung aus der Dunkelheit.
In den Informationen werden Aufnahmeorte näher benannt. Unter anderem begaben sich Ermes | Harms in das »[…] etwa 500 m tief unter der Erde […]« gelegene Weltkulturerbe Bergwerk Rammelsberg in Goslar (Harz). Vielleicht wurde diese Nummer ja dort eingespielt. Von schönen Stereo-Effekten begleitet, kreiert man herrlich sphärische Sound-Muster, die in verträumter Weise durch den Raum mäandern. Es bleibt dem Hörer nicht verborgen, dass phasenweise auch etwas dramatischere Sequenzen überzeugen. "Tief im Berg" ist eine besondere musikalische Reise.
Es ist schon erstaunlich, dass die zwölf Klang-Gemälde eine perfekte Einheit bilden.
Die dreißig Jahre ergeben ein wunderschönes Kompendium der elektronischen Musik à la Ermes | Harms. "Fingerhut" regt die Fantasie beim Hörer ein ums andere Mal an. Von sonnendurchflutet-verwunschenen Landschaften über hypnotisierende Räume, einer mehrdimensionalen "Farbe 23", einer im experimentellen Stadium befindlichen "Farbe Null" (»[…] Geräusche und Rückkopplungen sind beabsichtigt […]«), in der einem die Vorstellungskraft einen Streich spielt, weil dem begeisterten Hörer so etwas wie die Glockentöne der "Hells Bells" von AC/DC in den Sinn kommen, bis hin zu "Märchen 1", einem Track, in dessen Atmosphäre bedrohliche Klang-Schleifen entstehen. "Märchen 2" ist von der Spielzeit her länger und sanfter. Das Duo verknüpft groovenden Rhythmus mit anregenden Melodien. Wir bewegen uns in einer Art Trance-Tanz, in dem die Arme die Melodie-Bögen nachempfinden. Toll!
Ermes | Harms' "Fingerhut" ist eine faszinierende Seelenwanderung und bei "Reise nach Digitalis 1" sowie "Reise nach Digitalis 2" sind wir dann vielleicht doch bei dem Coverbild (kardiologisches Kontrastmittel in Adern?) und der Pflanze Fingerhut angekommen. Einen Fingerhut-Songtitel gibt es nicht, aber mit Digitalis meint man gemeinhin den Fingerhut. Wie "Märchen 1" und "… 2" sind die beiden Digitalis-Trips ungleich und hier macht man keinen Favoriten aus.
So oder so ist beim Doppelalbum von Ermes | Harms kein Song in der Poleposition.
Alle Kompositionen tragen ihr individuelles Outfit.
Bitte einsteigen: "Fingerhut" ist ein mit vielen klanglichen Finessen ausgestatteter, bunt designter Reiseführer der Modulationen, Emotionen und Fantasien.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up Ermse | Harms:
Axel Ermes
Hauke Harms
Tracklist "Fingerhut":
CD 1:
- Farbe Rot (4:45)
- Farbe Sand (6:05)
- Farbe 23 (17:07)
- Zahl Null (3:34)
- Zahl Eins (5:16)
CD 2:
- Märchen 1 (3:42)
- Märchen 2 (6:36)
- Echos (4:34)
- Reise nach Digitalis 1 (6:40)
- Reise nach Digitalis 2 (8:07)
- Tief im Berg (7:15)
- Margeriten am Bach (3:51)
Gesamtspielzeit: 36:58 (CD 1), 41:01 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2020
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