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Erna Rot / Ode an die Freude – CD-Review

Erna Rot / Ode an die Freude

Constanze Klaue, so heißt sie wohl wirklich, die Sängerin, die mit ihrer Platte "Ode an die Freude" als Erna Rot firmiert und unter diesem Pseudonym musiziert. Gesungen wird Deutsch, und mit dem ersten, durch ein Akkordeon begleiteten Song, werde ich in eine Chanson-ähnliche Nähe geführt. Im Zusammenhang mit der Platte stieß ich hinsichtlich des Stils auch auf den Begriff 'Indie Jazz'.

Was soll denn das nun wieder sein? Wenn ich versuche, diese Musik in eine Schublade zu packen, dann fielen mir die Begriffe Jazz und Independent sicher am wenigsten ein. Vielleicht mag es ja deutscher Pop sein, mit Spuren des französischen Chansons, einem Hauch von Jazz allenfalls, oder auch nostalgische Momente in Verbindung mit dem, was Max Raabe vorlegt. Auffällig ist mir, dass mich die Dame gesanglich überhaupt nicht überzeugen kann. Anders die Musiker, die mit dem Titel "(Über den Hochstapler von) Hawaii" dann sogar tatsächlich swingen und die gestopfte Trompete gar einen dicken Hauch nostalgischen Jazz einbringt. Doch wenn dann im Text darüber berichtet wird, »Rosa ist der Schlüpfer von Rosinia«, dann bin ich mir unschlüssig, ob ich hieraus hochwertige Lyrik ableiten oder das Ganze einfach witzig finden soll, Witzigkeit, über die man in den Goldenen Zwanzigern lachen konnte.

Wie dem auch sei, recht eigensinnig ist die Musik, sind die Arrangements, sind die Texte. Und wer sich zu dieser speziellen Ausrichtung des Genres hingezogen fühlt, der dürfte sich prächtig unterhalten fühlen, vielleicht auch Fans von Kitty Hoff und ähnlich angelegten Acts, sogar Spuren von Annett Louisan mag man entdecken. »To whom it may concern«, wie der Brite sagt. Mir jedenfalls wirkt das Ganze sehr steif und wenig ansprechend, und selbst wenn es mit "Grauer Beton" erneut heftig swingt, kann mich das als Jazzfan so überhaupt nicht packen. Zumal die Atmosphäre auch schnell umschwingt und der Gesang mitunter dermaßen unbeholfen wirkend in den leider hölzernen Swing eingebunden wird, dass ich Probleme damit habe, überhaupt noch interessiert weiterzuhören.

Ja, was ist es denn nun wirklich? Vielleicht so etwas wie 'Neoschlagerdeutschchanson'? Aber halt – auch der Balkan mischt mit, wenn "Moskau" mittels nachgeahmten Kosaken-Chor unheimlich witzig wirken will. Nun, jeder hat seine eigene Art von Humor, ich kann mich leider darüber nicht amüsieren. Einzige Fremdkomposition ist übrigens "Liebesleid", von Kreisler/Marischka/Weil, ach, übrigens, dieses ist mein Lieblingslied der Platte, in dieser Art hätte mir das Ganze sicher auch gefallen.


Line-up Erna Rot:

Erna Rot  (Stimme, Text, Komposition)
Simon Doetsch (Trompete, Flügelhorn, Posaune, Akkordeon)
Eugen Wiedemann (Gitarren, Ukulele)
Christian Plinke (Kontrabass)
Felix Günther (Schlagzeug)

Tracklisting "Ode an die Freude":

  1. Ode an die Freude (4:21)
  2. (Über den Hochstapler von) Hawaii (4:28)
  3. Ohne Dich (3:11)
  4. Grauer Beton (3:39)
  5. Zeitumstellung (6:33)
  6. Blöde Kuh (3:56)
  7. Moskau (4:17)
  8. Liebesleid (4:11)
  9. Fort (5:23)
  10. Valentines Day (4:28)

Gesamtspielzeit: 44:49, Erscheinungsdatum: 2017

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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