Evership haben mit ihrem neuen Werk "The Uncrowned King Act. 1" ein hervorragendes Gesellenstück abgeliefert. Fast sieht es danach aus, als sei hier ein Künstler von 0 auf 100 durchmarschiert. Die beiden ersten Alben waren alles andere als biedere Kost. Aber ein titelloses Debütalbum (2016) und zwei Jahre später eine Zahl "II" auf dem Cover waren nicht unbedingt die Zutaten, die sofort Euphorie auslösten.
Der aktuelle Albumtitel macht neugierig, enthält eine konkrete Botschaft und verkündet, da kommt noch etwas als Zugabe hinzu. "The Uncrowned King" ist auf zwei Teile ausgelegt. Das musikalische Konzept basiert auf dem Buch "The Uncrowned King" von Harold Bell Wright aus dem Jahr 1910.
Damit schuf Bandgründer Shane Atkinson mit einer Rockoper ein Konzeptalbum, wie es im Progressive Rock oft anzutreffen ist. Die Aufgabe ist es jeweils, ein solches Konzept musikalisch erfolgreich umzusetzen. Daran werden alle Bands gemessen, somit auch Evership.
Im Kern ist Evership ein Duo. An der Seite von Shane Atkinson steht Sänger Beau West, der vor allem dadurch aufhorchen lässt, weil er mit seiner hohen Stimmlage oft in die Nähe solcher Bands wie Yes oder Glass Hammer gerückt wird. Fluch oder Segen? Es hat den Anschein, dass dies keine allzu große Rolle spielt.
Shane Atkinson ist Komponist aller sieben Stücke auf der Scheibe, er zeichnet allein verantwortlich für Arrangements, Orchestration und Texte. Bereits mit dem zweiten Album reifte die US-amerikanische Formation zu der Größe, mit der "The Uncrowned King" aufgenommen wurde. Beim Blick auf das Line-up wird nicht sofort ersichtlich, dass zwar sehr gute Instrumentalisten an Bord sind, aber der Gesang das Sahnehäubchen der aktuellen Veröffentlichung ist. Atkinson und seine Mitstreiter punkten vor allem durch ihre gsangliche Darbietung. Die Erzählweise einer Rockoper bringt es mit sich. Mit dem vorliegenden Hörerlebnis machen die US-Amerikaner deutlich, dass sie für beide Optionen gut zu haben sind: Das Zusammenspiel der Instrumente funktioniert bei ihnen ebenso gut wie das Zusammentreffen der verschiedenen Gesangslinien.
Das Album muss für Shane Atkinson Befreiung und Herausforderung zugleich gewesen sein. Denn mit Beginn der Aufnahmen begann er das umzusetzen, was in ihm über eine lange Pause schlummerte. Die Pause wiederum wurde über eine längere, rund zehnjährige Abstinenz vom Musikgeschäft ausgelöst. Der Bandgründer lässt nichts an Zutaten aus, setzt sie aber sehr gezielt ein. Sparsam lässt er Gitarren erklingen, damit die Stimmen im Background oder im Chor gut genug zu hören sind.
Auf "Yettocome / Itmightbe" überrascht er damit, dass eine Stimme lediglich von einer Gitarre begleitet wird. Ein Wechsel von Tempo, Rhythmus und Instrumenten prägt den Silberling wie erwartet, aber nichts wirkt unkontrolliert oder überhastet. Evership haben ein Album abgeliefert, das reif wirkt und eine gute Basis legt, um im Genre Progressive Rock noch Großes zu leisten. Viel hing wohl auch davon ab, dass alle Musiker zuvor schon ein Mal ein Werk gemeinsam eingespielt hatten. Man mag schon von blindem Verständnis sprechen. Zumindest haben die Musiker ein gutes Gespür dafür, wie eine Geschichte musikalisch am besten beim Hören ankommen kann. Hier bieten die Rockoper und das Konzeptalbum viel Spielraum.
Line-up Evership:
Beau West (lead vocals)
Shane Atkinson (keyboards, drums, percussion, vocals, sounddesign)
James Atkinson (lead guitar)
John Rose (rhythm guitar, guitar, acoustic guitar, lead guitar)
Ben Young (bass)
Guests:
Poem Atkinson (vocals)
Matt Harrell (12-string guitar)
Mike Priebe (background vocals)
The Charles Heimermann Chorale
The Adriatic Sea (sea organ)
Tracklist "The Uncrowned King Act. 1 ":
- The Pilgrimage
I. Desert Of Facts
II. The Temple Of Truth
III. The Quiet Room - The Voice Of The Waves
- Crownshine / Allthetime
- The Tower
- The Voice Of The Evening Wind
- Yettocome / Itmightbe
- Wait
Gesamtspielzeit: 60:46, Erscheinungsjahr: 2021
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