Excelsis kommt aus dem Latein und ist der Dativ von Excelsus, was so viel bedeutet wie hoch, hochragend, Höhe. Am häufigsten / bekanntesten dürfte die Verwendung von gloria in excelsis Deo (Ehre sei Gott in der Höhe) sein.
Excelsis hat sich auch eine Band aus der Schweiz genannt (neben zwei anderen aus Skandinavien), ob diese hochragend sind, müssen die Hörer für sich selbst entscheiden. Fakt ist, dass die Eidgenossen schon seit 1996 existieren und seitdem einiges veröffentlicht haben. Gehen wir das mal im Schnelldurchlauf durch:
1997: "Anduin The River", 1998: "Kurt Of Koppingen", 2001: "Tales Of Tell", 2004: "The Legacy Of Sempach", 2008: "The Standing Stone", 2009: "E chly angeri Lieder" (EP), 2013: "Vo Chrieger u Drache", 2014: "Chrieger Lieder", 2015: "Tod u Vergäutig", 2020: Bluetmond".
Daraus lässt sich einiges schließen: Excelsis haben anscheinend J. R. R. Tolkien gelesen (Fluss Anduin), kennen natürlich den Nationalhelden ihres Heimatlandes, spielen kriegerische Lieder und benutzen teilweise Schweizer Dialekt.
Das klingt nach Pagan oder Folk Metal. Der Gedanke ist nicht falsch. Wobei wir es hier nicht mit der schwarz-heidnischen Variante zu tun haben, sondern mit einer Mixtur aus Power Metal und Folk. Letzteres zeigt sich auch darin, dass neben metaltypischen Instrumenten wie Gitarren, Bass, Schlagzeug und Keyboard (bedingt metaltypisch) zusätzlich Flöten, Dudelsäcke, Maultrommel oder Talerschwingen zum Einsatz kommen. Wer sich nun – wie ich – fragt, was Talerschwingen ist: Ein Spiel aus der Schweizer Volksmusik, bei dem Münzen in Tonbecken geworfen und geschwungen werden, damit wird Klang erzeugt.
Kommen wir zu "Bluetmond": Das Intro beginnt harmlos und gemächlich, gesprochene Worte zu sanften Klängen. Doch dies ist die Ruhe vor dem Sturm, der sogleich losbricht mit dem zweiten Song "In Taverna". In dieser Taverne herrscht wilde, ausgelassene (metallische) Stimmung. Und – das bleibt so. Meistens recht flott, manchmal etwas weniger schnell, was im Verhältnis zur fast rasenden Geschwindigkeit, die stellenweise herrscht, dann fast schon getragen wirkt. Vorwiegend harmonisch, teilweise bombastisch und manchmal mit – um mal auf den Bandnamen zu kommen, erhabenen Melodien. Wobei diese ein wenig im (scheinbar) konfusen Gesamtklangbild untergehen.
Manchmal jedoch gibt es auch ruhigere Momente, "Es Letschts Mou" ist dadurch eine angenehme Auflockerung, erinnert etwas an das Intro, weil auch hier eine Sprechstimme vorhanden ist. Doch das ist nur kurz zum Ausruhen, gleich danach wird wieder auf das Geschwindigkeitspedal gedrückt. Klar, ein Song der "Rache" heißt, muss die Wut rauslassen … wobei der Zorn sich mit der Zeit etwas legt und die Musik entspannter wird, es hat also geholfen …
Ausgepowert haben sich Excelsis damit noch lange nicht, weiter geht die wilde Jagd, auch unter dem "Bluetmond". Gerade bei dem Titellied merke ich, woher der Vergleich mit Blind Guardian kommt, die Harmonien und Tonfolgen erinnern tatsächlich etwas daran. Wenn wir gerade bei Namedropping sind: Grave Digger werden ebenfalls herangezogen, ebenso In Extremo und auch Eluveitie – ich kann schon nachvollziehen, warum. Das Ganze ist jedoch auf eigene Weise gestaltet, dabei trotz Melodien chaotischer, wüst wirkend strukturiert.
Wer darauf steht bekommt hier das volle Brett von gut 70 Minuten.
Line-Up Excelsis:
Münggu (vocals, guitars, bagpipes, mouthharp, whistles)
Ädu (keyboards, backing vocals)
Lüku (vocals, whistles, flutes, backpipes)
Mäk (bass, harmonica)
Küsu (drums, Talerschwingen)
Rölu (guitars, vocals, Besenklopfen)
Tracklist "Bluetmond":
- Intro (2:01)
- In Taverna (5:10)
- Münnebärg (5:34)
- Drei Brüeder (4:59)
- Sigbert (6:39)
- Guntram (4:54)
- Brueder Tod (5:34)
- Es Letschs Mou (2:31)
- Rache (5:19)
- Bluetmond (5:09)
- Ohni Reui (6:03)
- Mühlirad (4:37)
- D Chräjie (5:31)
- S Vermächtnis (7:01)
Gesamtspielzeit: 71:02, Erscheinungsjahr: 2020
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