Extreme sind wieder am Start. 15 Jahre nach ihrem bislang letzten Album "Saudades de Rock" veröffentlicht die ursprünglich 1985 in Boston gegründete Band ihr aktuelles Werk "Six". Es kommt nicht nur schnörkellos rüber, sondern lässt eine erstaunliche Qualität beim Songwriting erkennen. Dafür verantwortlich zeichnen Sänger Gary Cherone und Gitarrist Nuno Bettencourt. Auf das Konto der beiden Gründungsmitglieder gehen auch die früheren Erfolgshits "More Than Words" und "Hole Hearted" aus der Zeit der 1990er Jahre. Die US-amerikanische Gruppe löste sich jedoch 1995 auf, um 2009 einen Neuanfang unter ihrem bisherigen Namen zu wagen.
Warum es seitdem vergleichsweise so ruhig um die Funk-Metaller war, lässt sich schwer sagen. Gary Cherone war von 1996 bis 1999 als Sänger von Van Halen aktiv – also in der offiziellen Pause der Band. Bettencourt, der weltweit als einer der besten Rockgitarristen gehandelt wird, war von 2010 bis 2013 als Tourgitarrist bei der Sängerin Rihanna verpflichtet. Der 56-jährige Musiker, der stark von der Klassik geprägt ist (Brahms, Johann Sebastian Bach und Niccolò Paganini), nennt als seine Vorbilder Eddie Van Halen, Al Di Meola, Brian May (Queen) und Yngwie Malmsteen.
Entsprechend breit ist er aufgestellt und "Six" mutet fast schon wie ein Soloalbum des Gitarristen mit einem facettenreichen Sänger und einer Begleitfraktion, bestehend aus Bass und Schlagzeug, an. Die Nummer "X Out" enthält viele interessante Einflüsse. Nicht nur hier blitzt die Gitarre vom Stile Van Halens auf. Das Stück erinnert mich aber vor allem an die modern geprägte Phase von U2 mit dem Album "How To Dismantle An Atomic Bomb" (2004) als Höhepunkt.
Nuno Bettencourt legt für meinen Geschmack auf "Six" eine Glanzvorstellung hin. Seine markanten Riffs ziehen sich wie ein roter Faden durch die Produktion und bescheren dem Album eine Eigenständigkeit. Das ist gleich beim Opener "Rise" "deutlich zu hören. Textlich ist der Track eine mahnende Geschichte über den Aufstieg und Fall des Ruhms. Das nachfolgende "#Rebel" macht seinem Namen alle Ehre. Aber nicht Billy Idol steht hier Pate. In Ansätzen erinnert das Lied an Marilyn Manson. Der Name Manson steht gleichermaßen für den Musiker und die gleichnamige Band.
"Six" ist mit einer Spielzeit von 52:38 Minuten ein Werk wie aus einem Guss, in dem natürlich Balladen ihren festen Platz haben. Oder sollte es heißen: Ihren Platz haben müssen? In erster Linie handelt es sich um gut gemachte Rockmusik, die den Hauch der 1990er Jahre einatmet, aber doch vor allem im Hier und Jetzt ihren Platz hat. Extreme sind Gary Cherone (Gesang), Nuno Bettencourt (Gitarre), Pat Badger (Bass) und Kevin Figueiredo (Schlagzeug).
»Als Eddie Van Halen starb, hat mich das wirklich getroffen«, erzählt Nuno. »Ich werde ihm niemals den Thron streitig machen, aber ich fühlte mich verantwortlich, das Gitarrenspiel am Leben zu erhalten. Man hört also eine Menge seiner feurigen Energie auf der Platte«, wird der Gitarrist im Pressetext zitiert. Die zwölf Lieder nehmen den Hörer mit auf eine musikalische Reise, die zwischen Hard Rock und intimen Balladen pendelt. "Six" ist in den üblichen Formaten erhältlich.
Line-up Extreme:
Gary Cherone (vocals)
Nuno Bettencourt (guitar)
Pat Badger (bass)
Kevin Figueiredo (drums)
Tracklist "Six":
- Rise
- #Rebel
- Banshee
- Other Side Of The Rainbow
- Small Town Beautiful
- The Mask
- Thicker Than Blood
- Save Me
- Hurricane
- X Out
- Beautiful Girls
- Here’s To The Losers
Gesamtspielzeit: 52:38, Erscheinungsjahr: 2023
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