Der amerikanische Multi-Instrumentalist, jedoch in erster Linie als Gitarrist bekannt gewordene, Fernando Perdomo ist als heute Mitt-Vierziger bereits seit ca. 25 Jahren im Geschäft und verdiente seine ersten Sporen als Session-Gitarrist. Über die Jahre erarbeitete er sich einen sehr guten Ruf und zockte unter anderem mit so renommierten Leuten wie beispielsweise Jakob Dylan, Brian Wilson oder auch Norah Jones. Seit 2009 hat er für ein paar Jahre Sachen mit der Band Dreaming In Stereo und seit 2010 auch bereits einige Alben unter eigenem Namen veröffentlicht.Bei der RockTimes-Redaktion kam unter anderem die Scheibe Energy Overload des Appice/Perdomo Project (zusammen mit dem legendären Drummer Carmine Appice) sehr gut an. Mit "Self" hat der gute Fernando nun ein sehr offenes und intimes Album vorgelegt.
Und zwar eines, für das er neben dem Komponieren der Songs, dem Gesang sowie Einspielen aller Instrumente auch noch die Produktion übernommen hat. Von den Tracks her könnte man die Platte locker in zwei Teile dividieren. Zum Einen sind da die ersten sechs, meist kürzeren, Tracks im Singer/Songwriter-Stil, bevor mit dem knapp zwanzigminütigen Titelsong ein ausgiebiger Ausflug in die Psychedelic erfolgt. Hinsichtlich der ersten Hälfte geht es zumeist akustisch und ausgeschmückt mit dezenten Drums, Bass, Keyboards und Strings zu, während die Lyrics sehr selbstreflektierend sind. Manchmal vielleicht sogar zu sehr, kann der Hörer sich bei Nummern wie unter anderem "Searching For Myself", "Absolute Silence" oder "Who I Really Am" des Eindrucks nicht erwehren, dass der Musiker während der Zeit des Komponierens und der Einspielung durch eine dicke fette Midlife Crisis gegangen sein muss.
Musikalisch ist das allerdings richtig klasse umgesetzt und wenn man die Texte nicht versteht und/oder sich nicht dafür interessiert, dann werden einem hier sechs (von denen gerade mal zwei die Dreiminuten-Marke überschreiten) richtig schöne Stücke mit feinen Melodien geboten. Als Musiker konnte Perdomo sowieso immer schon überzeugen und auch sein Gesang geht als sehr passabel, wenn auch nicht einzigartig, durch. Sind solche Alleingänge meistens gewagt, da wenig bis kein Input von weiteren Musikern, einem Produzenten oder generell von Außen kommt, so wirkt hier tatsächlich alles wie aus einem Guss. Die Musik klingt homogen, sowohl durchdacht als auch emotional aufgeladen und die Vocals passen ebenfalls hervorragend dazu.
Ja, und dann ist da noch die zweite Hälfte, nämlich der knapp zwanzigminütige Titeltrack, der trotz seiner vielen guten Melodien doch sehr tief in die Psychedelic eintaucht. Zunächst wird klangtechnisch eine schöne Traumlandschaft durch 'warme' Keyboard- und Gitarrenbeiträge gelegt, bis schon bald darauf der sanfte Gesang Perdomos dazu kommt. Es gibt keine krassen Richtungswechsel oder vertrackte Rhythmen, sodass der Hörer sich sprichwörtlich wunderbar in die Nummer reinfallen lassen und genießen kann. So bleibt letzten Endes der Eindruck eines musikalisch richtig schönen und gut gemachten Albums haften, lediglich die geistige – oder besser gesagt seelische – Verfassung des Amerikaners gibt ein bisschen zu denken. Bleibt zu hoffen, dass der Musiker mittlerweile wieder zu sich bzw. seiner Mitte zurück gefunden hat.
Selbst wenn dieser Wunsch auch ein bisschen egoistisch angehaucht ist, denn bisher waren alle mir bekannten Alben unter der Mitwirkung von Fernando Perdomo echte Gewinner. Und da macht "Self" keine Ausnahme.
Line-up Fernando Perdomo:
Fernando Perdomo (all instruments and vocals)
Tracklist "Self":
- Searching For Myself
- Everything Leads To Now
- Optimist Prime
- Absolute Silence
- Who I Really Am
- All Of Us Under The Same Moon
- Self
Gesamtspielzeit: 38:11, Erscheinungsjahr: 2024
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