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Ferris & Sylvester / Otherness – CD-Review

Ferris & Sylvester

Es ist eine jener Scheiben, die erst nach mehreren Durchläufen ihr volles Aroma entfalten. Aroma, darf man das so schreiben? Schließlich geht um eine CD-Veröffentlichung aus dem Mutterland der Rockmusik. Eine Sängerin und ein Sänger, die sich im Genre Singer/Songwriter bewegen, kombinieren ihre Musik mit Blues, Rock, Folk, Americana und weiteren Elementen. Vergleiche sind deshalb schwer aufzurufen. Ich muss trotzdem immer wieder an Sade Adu denken, die oft nur Sade genannt wird. Die nigerianisch-britische Smooth-Jazz-, Soul- und R&B-Sängerin hatte in den 1980er Jahren ihre große Zeit, zu ihren bekanntesten Hits zählten damals "Your Love Is King" und Smooth Operator" aus ihrem Debüt-Album Diamond Life (1984). All diese Produktionen bewegen sich weit ab vom Mainstream. Die Künstler haben jeweils eine Nische für ein anspruchsvolles Publikum gefunden.

Ferris & Sylvester gelten zwar noch als Geheimtipp, doch dieser Status lässt sich wohl dauerhaft nur schwer halten, wenn Ehemann und Ehefrau gemeinsam musizieren und live für positive Schlagzeilen sorgen. Das macht beide für Presse und Publikum gleichermaßen interessant. Auf "Otherness" hören wir eingängige Ohrwürmer, mit Feingefühl arrangiert. Wir hören vor allem leise, unaufgeregte Musik. Ein wirkungsvoller Kontrast zu unserer oft so hektischen Welt.

Die vermeintliche Leichtigkeit und die Unbekümmertheit, die den Liedern zu eigen sind, machen den besonderen Reiz des Albums aus. Sie belegen zugleich, dass ein klares Konzept hinter dem Album steht. Gleichzeitig gilt: Die 14 Tracks sind keine einfach komponierten Stücke.

Issy Ferris und Archie Sylvester interpretieren mit ihren musikalischen Gästen gefühlvolle Lieder, mal druckvoll ("Imposter", "Muzzle"), dann wieder leise und mit Streichereinsatz ("Love Is Real", "End Of The World"), wobei gerade die letztenannte Nummer mit eindeutiger Botschaft ihre Wirkung nicht verfehlt. "Paper Plane" ist minimal instrumentiert. Hier hören wir beide Stimmen, untermalt von Gitarren und dem Schlagzeug, gespielt von Alex Wadstein, der sich auf diesem Album diese Rolle mit Ross Gordon teilt. Mit von der Partie ist ein kleiner Kreis überschaubarer, talentierter Musiker. Auf gewisse Extras wie Backgroundsänger und Streicher wird nicht verzichtet. Es gilt Liebe zum Detail. Die Titel sind also nicht überfrachtet, wie gerade das Liebeslied "Love Is Real" zeigt. Eine gewichtige Rolle nimmt Michael Rendall an. Der Mann an den Tasten ist an der Seite von Archie Sylvester einer von zwei Produzenten und sorgt für den ausgewogenen Klang.

Es ist Musik für verschiedene Anlässe, die einen individuellen Charakter haben. Ist es vielleicht Barmusik? Dafür scheint die Musik wie geschaffen. Bezeichnenderweise lernten sich beide Musiker in der Spiritual Bar in London kennen. Stimmlich sind Issy Ferris und Archie Sylvester erste Wahl, es ist aber zugleich ein Genuss, der Sängerin solistisch zuzuhören ("Rain" Intro). Ihr Fokus liegt einzig auf der Stimme, während sich Ehemann Archie Sylvester zusätzlich als Multiinstrumentalist auszeichnet.

Anspieltipps: "Dark Side", "Headache", "The Performer", "Love Is Rea", "End Of The World".


Line-up Ferris & Sylvester:

Issy Ferris (vocals, piano -#11)
Archie Sylvester (vocals, acoustic guitar, electric guitar, bass, clavinet)

With
Michael Rendall (Hammond organ – #1,2,3,6,8,10, Rhodes – #1-4,6,8,10, Wurlitzer – #3,6, piano – #4,5,13, bass -#14)
Ross Gordon (drums, percussion – #1,2,3, 5,8,13)
Alex Wadstein (drums, percussion -#4,6,9,10)
Lydia Alonso (string arrangement -#4,5)
Halo Strings (string performance -#4,5)
Lady Nade (backing vocals -#4,8)
Jack Francis (backing vocals -#4,8)

Tracklist "Otherness":

  1. Dark Side
  2. Imposter
  3. Don’t Fall In Love With Me
  4. Mother
  5. End Of The World
  6. Out Of It
  7. Rain (Intro)
  8. Rain
  9. Paper Plane
  10. What’s It Gonna Take?
  11. Muzzle
  12. Headache
  13. The Performer
  14. Love Is Real

Gesamtspielzeit: 54:35, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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