![Fido Plays Zappa / Atlantis And Elsewhere – CD-Review](https://www.rocktimes.info/wp-content/uploads/2018/10/fido-plays-zappa-atlantis-and-elsewhere-cd-review.jpg)
Was bringt einen auf die Idee eine Band zu gründen, die sich dem Werk eines der kompliziertesten Künstler widmet? Nun ja, da gibt es zum einen das folgende Zitat »Es ist ein schmutziger Job, aber einer muss ihn ja schließlich machen.« Zum anderen – und das ist sicherlich seriöser – muss man die Musik des 'Bürgerschrecks' so lieben, dass man sich auf das Abenteuer einlässt, sich durch den sehr speziellen Kosmos des »Great American Composers« zu wühlen.
Und man muss das handwerkliche Geschick haben, da es bei einer Zappa-Tributband um weit mehr geht, als ’normale' Rockmusik zu spielen. Die Liebe zu den Kompositionen des Meisters ist vorhanden, denn Fido Plays Zappa befindet sich bereits im fünfzehnten Jahr ihres Bestehens. Daneben gibt es sechs Tonträger im Portfolio der Band und die zahlreichen Tourneen durch Europa beweisen obendrein, dass die Zappa-Gemeinde die Interpretationen wohl begeistert aufnimmt.
Vorliegendes siebtes Album der Schweizer wurde aus 40 Stunden Material von den letzten beiden Touren 2017 durch die Schweiz und Deutschland ausgewählt und beinhaltet Songs aus dreizehn Zappa-Werken. Die Auswahl zeigt die enorme Bandbreite, denn neben – für den normalen Zappa-Hörer – relativ unbekannten Nummern finden sich auch Sachen aus seiner wohl kommerziellster Scheibe, "Sheik Yerbouty". Hardcore Zappaianer mögen es mir nachsehen, aber neben Apostrophe ('), Over-Nite Sensation, "Zoot Allures", und der "Joe’s Garage"-Trilogie, gehört auch "Sheik Yerbouty" zu meinen Zappa-Favs. Wenn ich mich recht erinnere, war der 'Körperschüttler' auch meine erste Zappa-Scheibe überhaupt.
Los geht es aber mit einem kurzen Stück aus "We’re Only In It For The Money" und zwei Nummern aus "One Size Fits All". Dass die Schweizer keine Angst vor den angejazzten Mothers haben, wird schnell deutlich. Ein Album mit Hardcore zu beginnen zeigt zum einen, dass das komplette Metier Zappas beherrscht wird und keine Schönwetter-Truppe am Musizieren ist. Improvisationsfreudig jammen sie sich durch die vertrackten Sequenzen und brillieren trittsicher. Auch das mächtige Instrumental "Eat That Question" vom 1972er "Grand Wazoo" wird gemeistert und im Anschluss zeigt sich, dass die Interaktion der Band mit dem Publikum durchaus Zappas Humor würdig ist.
Die mir gut im Ohr liegenden Tracks starten mit "Montana" und der "Jewish Princess". Und Fido Plays Zappa macht nicht den Fehler, originalgetreu nachzuspielen, wie das viele Tributebands tun. Natürlich will der Fan seine Lieblingsmucke von nicht mehr existierenden Künstlern möglichst original hören. Das nimmt aber den Musikern viel Freiheit und im vorliegenden Fall scheint es mir ein fast unmögliches Unterfangen zu sein, Note für Note nachzuspielen. Diese Musik schreit geradezu danach, interpretiert zu werden. Ich schrieb bereits, dass "Sheik Yerbouti" eines meiner Favs ist. Vielleicht, weil das ein Album zum Mitsingen ist. Mag sein, dass die ins Ohr gehenden Stücke auch deshalb damals dem Album zum Riesenerfolg verhalfen. Wobei ich aber immer schmunzeln muss, wenn ich höre, was da so mitgesungen wird. Die "Jewish Princess" ist da ein gutes Beispiel; das würde heutzutage die Political Correctness-Schranken auf den Plan rufen.
"Flakes" hat natürlich den 'Dylan-Einsatz'. Schön. Aus Zappas "Hundenummern" hat man sich für "Evelyn, A Modified Dog" entschieden. Danach trifft mich der Schlag, denn die Mitsingnummer schlechthin, "Bobby Brown Goes Down", ist sehr, sehr frei interpretiert. Für mich zu sehr, wenn auch jede Menge Zitate großer Rocksongs darin vorkommen. Dafür wird der Geist von "Uncle Remus" sehr schön transportiert. Vom gleichen Album ("Apostrophe (')") stammt auch "Cosmik Debris", das mir fast besser als das Original gefällt – und das nicht weil man eine kurze Passage Easy Living eingebaut hat.
Herrlich, dass auch der Schmachter "Sofa No. 2" zelebriert wird. Soweit mir bekannt, wurde dieses Stück von Zappa nur live gebracht. Und wie Zappa bringen Fido auch die deutschsprachigen Verse. Ein Glanzstück! Wie auch "Dirty Love" und "Magic Fingers", die herrlich in Szene gesetzt werden. Und mit dem super treibenden "Brown Shoes Don’t Make It" wird noch einmal die geniale Fähigkeit Zappas unter Beweis gestellt. Melodiosität, Schrägheit und der berühmte Humor in einem Stück. Und Fido bringt das genauso rüber.
"Atlantis And Elsewhere" ist ein tolles Live-Dokument einer Band mit ungewöhnlichem Musikgeschmack. Eine Band, die es braucht, will man Zappas Musik auch heute live hören. Den Meister gibt es ja nicht mehr und die Mothers sind jetzt die Grandmothers. Da ist genug zu tun für Fido Plays Zappa.
Line-up Fido Plays Zappa:
Dave Muscheidt (lead vocals)
Remy Sträuli (drums, vocals)
Lukas Burri (saxofone, vocals)
Stefan Strittmatter (guitar, vocals)
Pascal Grünenfelder (bass, vocals)
Oliver Friedli (piano, keyboard)
Martin Medimorec (percussion, keyboard)
Tracklist "Atlantis And Elsewhere":
- The Idiot Bastard Son (Intro)
- Andy / Inca Roads
- Eat That Questions
- San Ber’dino
- Sinister Footwear II
- Montana
- Jewish Princess
- The Black Page #
- Dupree’s Paradise
- Flakes
- Evelyn, A Modified Dog
- Bobby Brown Goes Down
- Uncle Remus
- Echidna’s Arf
- Don’t You Ever Wash That Thing?
- Cosmic Debris
- Sofa No. 2
- Dirty Love / Magic Fingers
- Brown Shoes Don’t Make It
Erscheinungsjahr: 2018, Gesamtspielzeit: 56:45 (CD 1), 43:49 (CD 2)
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