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Filistine / Lofe – CD-Review

Filistine / Lofe – CD-Review

2017 debütierten die drei Oberpfälzer mit dem Album "Filosophy". Nun erreichte uns der Nachfolger  "Lofe" und weckte gleich Interesse, denn zum einen sind einheimische Bands immer wieder für Überraschungen gut gewesen und fallen, sofern sie keine bekannte Namen haben, gerne durch das Raster. Zum zweiten sollen sie laut Text auf ihrer Website von »alten Hasen wie Hendrix oder Led Zeppelin inspiriert sein«

Das klingt fein und nach gutem Geschmack, birgt aber die Gefahr, dass man sich ins Nachspielen versteift. Aber nichts davon trifft zu. Der Dreier hat einen eigenen Stempel und weiß, wie man diesen gekonnt einsetzt. Gitarrist Om Hari Lasar hat allerdings schon ab und dann diese Spieltechnik, den Saiten etwas von Meister Hendrix mitzugeben. Anschlag und Ausklang gemahnen in der Tat an seine Spielweise. Davon ist im Opener "All In" jedoch noch nichts zu spüren. Dieser Track weckt gerade im Intro andere Assoziationen; und zwar an Bon Jovis "Wanted Dead Or Alive".

"Play" dagegen rockt mit stark funkigem Anschlag, wogegen "Texas" dem Namen alle Ehre macht, denn musikalisch geht es gen Texas Rock. Und hier offenbart sich ein weiteres Pfund der Band, der Gesang. Da sowohl Bassmann Samu als auch Om Hari gesanglich tätig sind, kann ich nicht sagen, wer jeweils am Micro steht, aber beide haben es drauf. "Texas" wird mit diesem leicht rauchig rauen Timbre vorgetragen – absolut getroffen. Und wenn wir gerade beim Loben sind, auch Drummer Jonny B. sorgt mit seinen Fellen für absolutes Wohlbehagen. Neben üblichen Rhythmusarbeiten im Verbund mit den dicken Saiten kommen ihm auch schön vertrackte Strukturen locker  aus den Handgelenken.

Gitarre, Bass und Schlagzeug, mehr Instrumente braucht es bei diesen drei Bayern nicht, um ein weites und perfekt austariertes Rock-Feld zu beackern. Diese klassische Rockbesetzung hat ja seit dem Urknall Bestand, zeigt aber auch, dass neben Rock und Blues Rock viele weitere Spielarten möglich sind. Spielarten, die durchaus auf mehr als drei Musizierende schließen lassen können.

So hat das Stück "Bad Name" im Aufbau der Spannung und Rhythmus durchaus Ähnlichkeiten mit Truppen wie U2 oder den Simple MInds. Filistine haben also auch ein Händchen für Songwriting und Choreografie. Hier wird sich schön auf den Gesang konzentriert, keine Eskapaden durch Fell und Saite, sondern ausgeklügelte und fein balancierte Melodien und Hooks, bei denen das Instrumentarium die Vocals goutiert.

Beachtlich wie "Summer" zeigt, wie man ein Gitarrensolo zelebriert, ohne die typische Frontsau herauszulassen. Die Gitarre legt sich einfach 'in den Song' und lässt sich dabei von Bass und Schlagzeug verwöhnen. "Moonlight" nimmt etwas Fahrt heraus und schwebt relaxt mit leichtem Bluestouch durch die 'Nacht'. Ein schönes Teil mit herrlichem Gitarrenpart.

"Full In The Sun" lässt von Beginn an keinen Zweifel daran aufkommen, dass hier die Post abgeht. Alle Instrumente preschen los in einen feurigen Rhythmus. Om Hari Lasar schafft es gar, mit seiner Gitarre eine Art Twin-Sound hinzubekommen. "Central Park" schließt sich gekonnt an und so langsam driften Filistine hinüber ins locker-flockige, hemdsärmelige Jam-Genre. Und immer wieder muss bzw. darf ich konstatieren, wie sehr sich alle ein Motto halten, welches lauten könnte, das die Band aus drei Musikern besteht und diese auch stets gleichberechtigt agieren. Getreu den "Drei Musketieren": »Einer für alle, alle für einen«.

"Love" zeigt eine weitere Facette des Band-Spektrums. Nach fast dystopischem Start schaukelt sich das Stück in einen rockigen Reggae mit hartem Gesang und wieder toller Gitarre sowie einem Rhythmusfundamet  vom Feinsten. "Rival Sons" ist der ruhigste Song des Albums, das Stück in dem die Gitarre ganz nah bei Jimi ist. Die Nummer, die trotz angezogenem Tempo ganz starke Hooks und ebenso starke Vocals hat. Ruhig bezieht sich hier nur auf das Grundtempo. Innerhalb des Liedes geht es zur Sache, instrumental wie stimmmäßig. Hut ab, Filistine sind eine Bank in Sachen sehr guter Musik. Handwerklich wie auch songtechnisch.

Goethe ließ den Götz von Berlichingen ja sagen: »Wo viel Licht ist, ist starker Schatten«. So ist es auch hier, wobei das mit dem viel Licht schon stimmt. Der Schatten ist da deutlich kleiner, aber vorhanden; und zwar in Form der im Booklet abgedruckten Texte. Die sind ohne Mikroskop nämlich nicht lesbar. Ende mit Meckern.


Line-up Filistine:

Samu (bass, vocals)
Om Hari Lasar (guitar, vocals)
Jonny B. (drums & percussion)

Tracklist "Lofe":

  1. All In
  2. Play
  3. Texas
  4. Bad Name
  5. Summer
  6. Moonlight
  7. Full In The Sun
  8. Central Park
  9. Love
  10. Rival Sons

Gesamtspielzeit: 44:28, Erscheinungsjahr: 2020

 

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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