Am 15. September 2023 gastierte die Band Final Virus, präsentiert von der Klangfabrik e.V., Kleve in der Culucu Bar, Kleve.
Auf der Final Virus-Website lesen wir unter anderem: »[…] Peter Sonntag, studierter Kontrabassist und Komponist und schon Ende der 70er ein Highlight der Rock- u. Jazzszene […] gründete 1997 mit der "Wundergitarristin" (Feedback Musikmagazin) Reno Schnell eine der wohl innovativsten Rockbands Deutschlands: Final Virus. Die Band – mit Markus Plum als erstem Rhythmus-Posaunist der Rockgeschichte und Drum-Künstler Max Sonntag am Schlagzeug – feiert seit über 20 Jahren weltweit großartige Erfolge, wie beispielsweise erfolgreiche Stadionkonzerte und Tourneen durch China und Europa oder dem Auftritt beim Woodstock-Festival (500.000 Besucher). […] Die funkig-groovig-rockig-jazzige 'finale Ursuppe' wurde durch die goldene Stimme von Missi Wainwright veredelt und mit phantasievollen analogen Synthesizer-Klängen von Martin Mersmann sowie einem virtuos-druckvollen Bläsersatz mit Neuzugang Patros Jäger am Saxophon perfekt abgerundet. Die Lust an der Improvisation und die permanente Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten sind der Motor des RPM Komplott – unter diesem Label leben die Musiker ihre Leidenschaft für die Improvisation aus. […]«
Zum gut über zweistündigen Final Virus-Konzert in der Culucu Bar, Kleve, lässt sich das Folgende berichten: Final Virus war der Großmeister in Sachen Improvisation. Im freien Entfalten von Fantasien brachte das Quartett um den Bassisten Peter Sonntag Songs von zum Beispiel King Crimson, The Who, Frankie Goes To Hollywood, Joy Divison, Frank Zappa oder Charles Mingus unter ein Dach.
Die positiven Schwingungen der Combo verwandelten sich in eine große Freude bei den Leuten vor der Bühne. Als Chor sang das Publikum bei "Love Will Tear Us Apart" lautstark mit und die rockigen wie auch groovigen Rhythmen animierten die Anwesenden relativ schnell zum Tanzen.
Die Erkennungs-Merkmale der Lieder beibehaltend, verwöhnte Final Virus das Publikum mit fantastischen Improvisationen rund um die Song-Themen. Man war einfach von den Socken und beeindruckt über die vielen faszinierenden Soli aller Leute in der Band. Emotional aufregende Alleingänge trafen auf reichlich Szenenapplaus. Ein Highlight folgte dem nächsten Höhepunkt und die Gänsehaut befand sich dabei quasi im Dauereinsatz.
Zunächst ohne die Sängerin Missi Wainwright eröffnete die Combo ihren Auftritt mit Jeff Becks "Beck’s Bolero" und gleich danach folgte "Behind Blue Eyes", nicht wie zu erwarten war, mit der Sängerin Missi Wainwright, sondern auch als Instrumental.
Auch Lieder von The Beatles befanden sich in der handversehenen Setlist des Culucu Bar-Gigs. "I’m A Walrus" sowie "Come Together" verpasste Final Virus ein komplett anderes Outfit. Letztgenannten Track zelebrierte man mit einer Stimmung, die deutlich vom Funk sowie einem infernalischen Ende geprägt war und auch "I’m A Walrus" lebte von einer exquisiten Dynamik. Schon so oft hörte man wohl das J.J. Cale-Lied "Cocaine". Auch hier traf der Faktor der Improvisation voll ins Zentrum der Publikums-Freude. Geradezu ausgelassen feierte man die Final Virus-Version, die im Gegensatz zum relaxten Original vom zupackenden Prog Rock der Gruppe geprägt war. Bärenstark!
Die Prog Rock-DNA sorgte dann auch für Begeisterung, als es darum ging, das Augenmerk auf Kompositionen von Frank Zappa zu legen. Das spiegelte sich in den Songs "Zoot Allures" und "Zomby Woof".
Alle Leute auf der Bühne hatten ihre Soli. Auch Missi Wainwright glänzte mit ihrer Soul-Stimme durch vokale Improvisationen. Super! Auf seinem bundlosen Bass eröffnete Peter Sonntag gefühlvoll einige Songs. Seine Soli waren von ganz hoher Qualität und er zauberte den Anwesenden immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Emotional überwältigend waren die Tänze auf dem Fretboard einer Reno Schnell. Man fragte sich, wo sich ihre Energiequelle für die unzähligen Alleingänge befand. Es war wohl die Sprache ihrer Seele, die Reno Schnell zu exzellenten, ja, außergewöhnlich virtuosen Fretboard-Fahrten brachte. Metal-Riffing traf auf jazzige Blue Notes, traf auf rockige Licks. Schlagzeuger Max Sonntag sorgte mit seiner Rhythmik für entsprechende Dynamik und in den relaxteren Phasen war eine dezente Begleitung angesagt. Bei seinen Soli-Einlagen zog er einen großen Kreis um sein Können. Ruhige Teile wurden von Hochgeschwindigkeits-Drummings abgelöst und rundum bot Peter Sonntags Sohn ein verdammt breites Spektrum an Können auf.
In die Phalanx der Song-Auswahl gesellten sich auch Lieder von King Crimson. In hochklassigen Lesungen waren "Talk To The Wind", "Epitaph" sowie "21st Century Schizoid Man" weitere Highlights eines beeindruckenden Final Virus-Konzerts. Für ihren Gesang verwendete Missi Wainwright hier ein kleines Megafon.
Mit Charles Mingus' "Goodbye Pork Pie Hat" betrat die Formation jazziges Terrain und stante pede zeigte Max Sonntag, wie sich ein swingend-groovendes Jazz-Drumming anhörte. Kaum zu glauben, dass Final Virus auch den Jazz in den musikalischen Genen hatte. Respekt! Das völlig begeisterte Publikum forderte eine Zugabe, die mit dem bereits erwähnten "21st Century Schizoid Man" in Erfüllung ging. Diese Nummer war allerdings noch nicht der endgültige Schlusspunkt, denn es folgte noch "Zomby Woof", bei dem Reno Schnell durch das Wah Wah-Pedal für Klang-Verfeinerung sorgte.
Ja, zum Final Virus-Gig fielen einem ausschließlich Begriffe ein, die sich auf ganz hohem Niveau befanden. Sozusagen oberstes Regal. Die Song-Auswahl war ein Plädoyer dafür, herausragende Songs der Musikgeschichte in die Gegenwart zu transferieren. So ähnlich formulierte es Peter Sonntag. Final Virus bot ein persönliches Universum an Klängen. Die Musik von Final Virus ist ein Quell der guten Laune.
Hut ab, Max, Missi, Peter und Reno!
Wir bedanken uns bei Michael Dickhoff von der Klangfabrik e.V., Kleve für den Platz auf der Gästeliste.
Am 30. September wird der Mother’s Finest-Gitarrist mit seinem The John Hayes Project in der Culucu Bar, Kleve, erwartet.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Live-Musik.
Line-up Final Virus:
Missi Wainwright (vocals, percussion)
Peter Sonntag (bass)
Reno Schnell (guitar)
Max Sonntag (drums)
1 Kommentar
Willi Ingenbleek
20. September 2023 um 19:41 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Du hast dieses Highlight sehr gut erfasst Joachim, super. Genauso wars.
Man freut sich die ganze Zeit auf den nächsten Ton.
Ich durfte einige Stunden mit ihnen verbringen, sehr nette, herzliche Menschen. Toller Abend