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Fleetwood Mac / Fleetwood Mac – CD-Review

Fleetwood Mac - "Fleetwood Mac" (Expanded) - CD-Review

Nach den klassischen und großartigen Blues-Jahren (während denen immerhin drei Studioalben und die eine oder andere Compilation heraussprangen) im Original-Line-up mit Peter Green, folgte nach dessen Ausstieg bei der britischen Band Fleetwood Mac erstmal eine lange Periode der Suche und – wie böse Zungen behaupten – Orientierungslosigkeit. Doch auch wenn die sechs in dieser Zeit entstandenen Alben von "Kiln House" (1970) bis "Heroes Are Hard To Find" (1974) deutlich besser als ihr Ruf sind, so lag die Zeit mit dem bereits erwähnten Gitarristen Green wie ein großer dunkler Schatten über der Band. Als die beiden namensgebenden Musiker Mick Fleetwood sowie John McVie (mit der 1970 dazugestoßenen Christine McVie) nach dem Ausstieg des Gitarristen und Sängers Bob Welch mal wieder auf der Suche nach Verstärkung waren, schlug allerdings das Schicksal so dermaßen zu, dass sich das Leben der drei Engländer schon sehr bald und für immer ändern würde.

Der Produzent Keith Olsen spielte Mick Fleetwood eines Tages ein paar Tapes mit möglichen neuen Kandidaten für die offene Position vor und der gute Mick blieb an einem Song des Duos Buckingham/Nicks hängen, bei dem er speziell an einem bestimmten Gitarrensolo großen Gefallen fand. Um eine lange Geschichte kurz zu halten: Lindsey Buckingham machte klar, dass er das Angebot zum festen Bandmitglied nur annehmen würde, wenn auch seine Partnerin Stevie Nicks mit an Bord kommen könne. Gesagt, getan und obendrein verpflichtete Fleetwood auch gleich noch Keith Olsen als Mann hinter dem Mischpult für die nächste Scheibe. Und mit der Veröffentlichung des ersten gemeinsamen Albums aller Beteiligten ging dann die Post so richtig ab. Das schlicht "Fleetwood Mac" betitelte Werk verkaufte sich millionenfach, wurde exzessiv betourt und war ein erster starker Hinweis darauf, was mit dem Nachfolgewerk dann für alle Ewigkeit Geschichte schreiben sollte.

Die Scheibe ist nun noch einmal in unterschiedlichen Formaten (u. a. als einfache, remasterte CD, als Deluxe-Ausgabe mit drei CDs inklusive Live-Aufnahmen sowie auf Vinyl) auf den Markt gekommen, wobei mir die 'Expanded'-Doppel-CD vorliegt. Eindeutig war bereits bei Erscheinen im Juli 1975, dass die beiden amerikanischen Neuzugänge im Line-up sehr großen Einfluss auf den Sound und die Songs hatten. Fleetwood und John McVie waren nie wirklich Songwriter, Christine McVie brachte immerhin viereinhalb (ein Song gemeinsam mit Buckingham) Kompositionen ein, der Rest stammt von entweder dem guten Lindsey oder eben Miss Nicks. Und das war schlicht und ergreifend fast nahezu perfekter Pop/Rock. Mit gleich drei Single-Hits in Form von "Rhiannon", "Landslide" sowie "Say You Love Me" (interessanterweise gleich zwei davon gesungen und aus der Feder von Stevie Nicks) ging die Erfolgsspirale steil nach oben und verhalf dem Album zur Nr. 1 in den US Billboard Charts. Die drei oben genannten Tracks brauchen nicht mehr weiter vorgestellt zu werden, da sie bis heute in den Radios der gesamten Welt rauf und runter laufen, absolut erwähnenswert sind jedoch auch Christine McVies "Over My Head", der Opener "Monday Morning" sowie das bärenstarke Gitarren-Finale in Form der Nummer "I’m So Afraid", die allerdings kein Instrumental ist.

Die zweite CD beinhaltet größtenteils frühe Takes und Versionen der Album-Tracks und ist ein echter Schatz. Wesentlich direkter, persönlicher und schlicht und ergreifend unproduzierter kommen diese Stücke aus den Boxen und offenbaren noch einmal deutlich mehr Emotionen, als ihre Pendants auf dem Original-Album. Alleine die Version von "Landslide" ist so grandios, dass ich sie dem Original jederzeit vorziehen würde, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. So etwas ist natürlich immer reine Geschmackssache, aber mir sind diese Versionen sogar lieber, einfach deshalb, weil sie ’näher' an den Hörer herankommen und teilweise deutlich mehr Bumms haben. Weiterhin enthalten sind vier, teilweise von den Albumtracks differierende, Single-Versionen (CD 1), vier Live Tracks, ein Studio-Jam und zum krönenden Abschluss noch einmal "I’m So Afraid" mit dieser grandiosen Buckingham-Gitarre. Als Anekdote wird noch berichtet, dass Lindsey Buckingham den anderen Musikern bei den Aufnahmen teilweise so pedantisch ihre Parts vorschreiben wollte, dass John McVie irgendwann der Kragen platzte: »Äh, Lindsey, ich weiß ja nicht, ob es dir schon aufgefallen ist, aber du spielst jetzt in der Band Fleetwood Mac. Ich bin der Mac… und ICH spiele hier den Bass!«

Definitiv eine sehr gelungene Neuauflage dieses Albums, das sich alleine in den USA über fünf Millionen Mal verkaufte. Mit dem Erfolg sowie pausenlosen Touren traten allerdings auch persönliche Probleme innerhalb der Beziehungen zwischen den beiden Paaren Lindsey Buckingham und Stevie Nicks sowie John und Christine McVie auf, die sich nie wieder wirklich lösen ließen. Aber das ist eine andere Geschichte, die die Band (in dieser Besetzung) auf ihrem darauf folgenden Meisterwerk Rumours gleich selbst erzählte.


Line-up Fleetwood Mac:

Christine McVie (keyboards, synthesizer, lead & background vocals)
Lindsey Buckingham (guitars, lead & background vocals)
Stevie Nicks (lead & background vocals)
John McVie (bass)
Mick Fleetwood (drums & percussion)

With:
Waddy Wachtel (rhythm guitar – CD 1 – #10)

Tracklist "Fleetwod Mac":

CD 1:

  1. Monday Morning
  2. Warm Ways
  3. Blue Letter
  4. Rhiannon
  5. Over My Head
  6. Crystal
  7. Say You Love Me
  8. Landslide
  9. World Turning
  10. Sugar Daddy
  11. I’m So Afraid
  12. Over My Head (single version)
  13. Rhiannon (single version)
  14. Say You Love Me (single version)
  15. Blue Letter (single version)

CD 2:

  1. Monday Morning (early take)
  2. Warm Ways (early take)
  3. Blue Letter (early take)
  4. Rhiannon (early take)
  5. Over My Head (early take)
  6. Crystal (early version)
  7. Say You Love Me (early version)
  8. Landslide (early version)
  9. World Turning (early version)
  10. Sugar Daddy (early take)
  11. I’m So Afraid (early version)
  12. Over My Head (live)
  13. Rhiannon (live)
  14. Why (live)
  15. World Turning (live)
  16. Jam #2
  17. I’m So Afraid (early take instrumental)

Gesamtspielzeit: 56:41 (CD 1), 75:13 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2018 (1975)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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