Das relativ neue Projekt Fly To The Sun (FTTS) ist das Baby eines gewissen Ray, der offensichtlich kein Interesse an der Angabe oder Veröffentlichung seines Nachnamens hat. Gewirkt hat der Mann von oben bei den Niagara Fällen (Grenze USA/Kanada) bis runter nach Colorado. Und das sowohl musikalisch, als auch in der Krebs-Forschung, als Angestellter eines professionellen Football-Teams und noch vieles mehr. Dabei muss er sich ganz offensichtlich einen Namen gemacht haben, denn für das gleichnamige Debütalbum von FTTS konnte er so einige große Namen als Mitspieler gewinnen. Zum einen hätten wir da die Gitarristin Jennifer Batten (Ex-Jeff Beck, Ex-Michael Jackson), dann den Bassisten Billy Sheehan (Ex-David Lee Roth, Ex-Mr. Big, Ex-Steve Vai Band), den Keyboarder Andrew Giddings (Ex-Jethro Tull, Ex-Ian Anderson) oder auch den Schlagzeuger Gregg Bissonette (Ex-Ringo Starr, Ex-ELO), um nur mal einige zu nennen. Da rauschte es im Blätterwald natürlich erstmal ganz gewaltig und es wurde unter anderem mit Begriffen wie »Next Prog Rock Supergroup« um sich geschmisssen. Also, schau' mer mal …
Was man gleich mal voraus schicken kann ist, dass wir es hier keinesfalls mit einer vertrackten und songtechnisch hochkompliziert aufgebauten, sondern einer tatsächlich ziemlich zugängigen Pop/Rock-Scheibe mit progressiven Einschüben zu tun haben. Umgehend fällt auch ohne die Namen der Musiker zu kennen auf, dass der interessierte Hörer es mit qualitativ sehr hohem Niveau zu tun hat, was das Line-up angeht. Die Songs gehen sehr locker ins Ohr, wenn es zunächst auch ein paar Durchläufe braucht, bis sie dort hängen bleiben. Um mal beim Bandleader zu bleiben, gefällt nicht nur dessen cooles und sich nie wirklich in den Vordergrund drängendes Flötenspiel sowie seine raue, sehr afroamerikanisch klingende Stimme. Und wenn ich schreibe, dass sich die Flöte nie in den Vordergrund drängt, so kann dies auch von jedem weiteren Instrument behauptet werden. Klar sind hier auch so einige Gitarrensoli am Start, die sich dem jeweiligen Song aber ebenfalls immer unterordnen.
Hinsichtlich der Musiker und der Einspielung gibt es also nichts zu meckern und dennoch kann dieses gleichnamige Debüt die persönlichen Geschmacksknospen des Rezensenten nicht wirklich erreichen. Für manch anderen durchaus als Plus zu werten, sind die Tracks auch durchaus tanzbar, mir allerdings doch ein bisschen zu poppig, zu leichtfüßig und ein Stückchen zu gefällig produziert. Durchaus auch mal mit funky Gitarren unterlegt, wirkt die Musik auf mich im Gegensatz zu einigen emotional geladenen Texten manchmal sogar etwas zu fröhlich. Was ein jeder aber auch ganz anders beurteilen kann, möglicherweise sogar als als das komplexe Innenleben eines Mannes, in dessen Psyche und Seele zum einen pure Lebensfreude und zum anderen eine dennoch immer vorhandene Einsamkeit und Leere einen harten Kampf austragen.
Letzten Endes wird das Erstwerk von Fly To The Sun ganz sicher seine Freunde finden, die Meinungen der Musik-Fans möglicherweise bzw. sogar wahrscheinlich aber auch spalten. Auf jeden Fall kann man die Platte eigentlich immer und überall gut laufen lassen, ohne dass sie langweilig oder man sich irgendwoher Beschwerden einfangen wird. Wenn sie beim Rezensenten aufgrund der oben genannten Gründe auch keine tiefen Eindrücke hinterlässt. Am besten selbst mal antesten und dafür empfehle ich als Anspieltipps die Stücke "Colorado You", das abschließende "Please Save My Heart Again", "Learn To Love Again" oder auch "Taj Mahal".
Line-up Fly To The Sun:
Ray (flute, lead vocals)
Jennifer Batten (lead guitars)
Bill Sheehan (bass)
Andrew Giddings (keyboards, percussion)
Gregg Bissonette (drums)
Ales Grata (keyboards, percussion, guitars)
J.J. Sansaverino (lead guitars)
Joe Deninzon (violin, viola, cello)
With:
Drew Hall (lead guitar)
Troy Perkins (bass)
Tracklist "Fly To The Sun":
- Soaring With Angels
- You’re Free As A Bird
- Learn To Love Again
- Fly To The Sun
- Colorado You
- Call Me
- Taj Mahal
- Please Save My Heart Again
Gesamtspielzeit: 33:17, Erscheinungsjahr: 2023
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