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Franz Fuexe / Die neue Unordnung – CD-Review

Franz Fuexe / Die neue Unordnung - CD-Review

"Die neue Unordnung" schwappt aus Österreich, genauer, aus dem Mostviertel zu uns. Wer jetzt auf Kinderzimmerbilder tippt, liegt leicht daneben. Und es ist auch keine neue politische Strömung, eher eine alte, die eh nie tot war. Es rumpelt, es scheppert und geht ganz gewaltig nach vorne. Punk haben sich die Fuexe auf die Fahne geschrieben. Genauer 'Crossover Punk', den man finden kann, wenn man etwas genauer sucht. In "Kroch nie mit an Fux zaum" wird beispielsweise RAP/HipHop durch den Kakao gezogen. Im Großen und Ganzen rumpelts hier aber ganz gewaltig in bester Tradition. Und wer das mag, der wird Franz Fuexe lieben oder zumindest mögen. Sie sind frech, rotzig, respektlos und witzig. Sie singen wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Nach ihrem Debüt Nihilismus 0.0, das 2014 erschienen ist, schieben sie jetzt eine weitere halbe Stunde Austro-Punk hinterher. Als Einfluss führen sie Hubert von Goisern auf.

Der Opener "Raubmord rambazamba" geht mit einer ganz kurzen Redeeinblendung los und wird vom Stakkato der Erklärungen warum er seinen Chef erschossen hat, gefolgt. Bitterbös! Weiter geht’s mit Oi! und Geschrei, es wird wüst aufs Schlagzeug eingedroschen und wohl sowas wie eine 'Bandvorstellung' abgeliefert. Die Gitarre darf zwischen dem Sprechgesang solieren und eh du dich versiehst ist auch dieser Song schon wieder vorbei. Böses Geknüppel und Gegrowle dominieren den Anfang von "Spuren", bevor auch hier wieder die Stromgitarre losholzt. "I bins, de Polizei" simuliert ein Martinshorn zu Geklimper und Geschepper und ROARRR!! so brachial wie ein Wasserwerfer setzt der Gesang, nein das Geschrei ein. Ein Song, den man besser nicht zu späterer Stunde im Auto laufen lässt, zumindest nicht in einer Gegend, in der man mit einer Kontrolle rechnen müsste. Der Übergang zu "Goid" ist fast nahtlos; wütendes Geschimpfe und der Drummer gibt wieder alles. Der Song verlangsamt sich und kriegt ne Gangsta-RAP-Kante bevor er wieder mit E-Gitarre und Geknüppel weiterrast.

Bass und Gitarre dürfen ganz kurz mal langsam die Saiten schwingen lassen, bevor das "Weinbergschneckenhaus" wieder ganz gewaltig Gas gibt. Im Hintergrund erklingt sowas Ähnliches wie eine Quizshowfanfare und Schlagzeug und Gitarre liefern sich direkt drauf ein heißes Rennen. "Panzerdivision Fuexe" – ich zitier kurz »..auf Nazis bin ich allergisch..« – nur für den Fall, dass bei dem Titel falsche Erwartungen geweckt werden. "Kana griagt was" greift alle möglichen Klischees auf, wer alles geschenkt kriegen würde und stellt sie direkt in Frage. Keiner kriegt was geschenkt, so das Fazit der Fuexe und wenn das jeder begreifen würde, wäre Facebook morgen wahrscheinlich um ein paar Shitstorms ärmer. "Ois wos ned aundas is (Is ma gleich)" gangstert wieder (aber sauschnell). "Treibjogd" macht seinem Namen alle Ehre. "Zwiefocha" bringt ein paar sehr experimentelle Passagen mit sich, im Wechsel zwischen Kakophonie und Geknüppel gibt es sogar ein paar relativ ruhige Parts. "Der Kraft am Land" wohnt noch ein spezieller Lacher inne, ich sag nur »Mariandel«.. und mit dem ziemlich angerappten "Kroch nie mit an fux zaum" ist dann auch schon Schicht im Schacht.

Auch wenn ich nur einen Teil der Texte auf Anhieb verstanden hab und das Nachlesen teils mühselig war, weil – mit Brille wär das nicht passiert – Himmel Ar*** und Zwirn, was eine S**klaue, ähh, ausdrucksstarke Schrift, die Scheibe geht voll in Ordnung!


Line-up Franz Fuexe:

Störfaktor Mayr (gschroa)
Jihadi-Jürgi Schallauer (gschroa, stromboss, strom klavier, quetschn)
Magic Leichtfried (stromgita)
Chris "Hias" Pruckner (zeigl)

Tracklist "Die neue Unordnung":

  1. Raubmord rambazamba
  2. Des kaunsd da denga
  3. Spuren
  4. I bins, de Polizei
  5. Goid
  6. Weinbergschneckenhaus
  7. Panzerdivision fuexe
  8. Kana griagt wos
  9. Ois wos ned aundas is (Is ma gleich) – Franz Fuexe / Kunst, Bumbum
  10. Treibjogd
  11. Zwiefocha
  12. Der Kraft am Land
  13. Kroch nie mit an fux zaum – Franz Fuexe / Kunst, Bumbum / Monobrother

Spielzeit: 29:40, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Sabine Feickert

Hauptgenres: Rock, Deutschrock, Mittelalter, 'leise Töne'
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Mail: sabine(at)rocktimes.de

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