«

»

Freedom / Black On White – Nero Su Bianco – LP-Review

LP-Review-Freedom-Black On White

Nur nochmal kurz zur Erinnerung, falls euch unsere Reviews hinsichtlich der Alben Freedom und Freedom At Last nicht mehr so geläufig sind. Die Band Freedom wurde im Jahr 1967 von Ray Royer und Bobby Harrison gegründet, nachdem sie kurz zuvor bei Procol Harum gegangen wurden. Tatsächlich sind beide noch auf der Single-Version des Klassikers "A Whiter Shade Of Pale" zu hören, aber bereits zu dieser Zeit kam es wohl zu persönlichen Differenzen mit Gary Brooker, sodass an eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr zu denken war. Außerdem wollten Harrison und Royer sowieso härteren Blues Rock der Marke Cream spielen. Addiert wurden der Bassist und Sänger Steve Shirley sowie der Organist Mike Lease und Freedom waren komplett.

Fünf Alben brachte die Band unter die Menschheit, bevor 1972 die Auflösung angesagt war. Nachdem Sireena Records zunächst die dritte und danach die zweite Scheibe wieder neu rausgebracht hatte, liegt mir nun das Debüt "Black On White/Nero Su Bianco" vor, das von Januar bis Juli 1968 aufgenommen wurde. Eingespielt wurde es interessanterweise als Soundtrack für den Kinofilm gleichen Namens des italienischen Regisseurs Tinto Brass. Bestimmt von einer charakteristischen Orgel, einer tighten Rhythmus-Sektion und coolem Gesang versetzt den Hörer bereits der Opener "To Be Free" zeitlich ganz tief zurück in die sechziger Jahre. Der psychedelische Anteil in der Musik steht zwar nicht unbedingt im Vordergrund, ist aber dennoch jederzeit vorhanden. Er lauert mehr oder weniger im Hintergrund auf seine Chance und bricht immer wieder mal durch.

Davon abgesehen ist natürlich auch sehr viel Blues im Sound des Quartetts enthalten, verpackt in durchaus Pop/Rock-taugliche Nummern. Allein dies verrät schon, dass die Band auf ihrem Erstling noch ziemlich weit weg vom Sound der bereits erwähnten Cream oder auch Taste war. Stören tut das wenig, denn auch die hier vorgelegte Mischung macht einen Höllenspaß. Sehr atmosphärisch kommt unter anderem die Zusammenstellung bzw. das Medley "Attraction/Black On White/With You", dessen primäre Ausstrahlung die Melancholie ist, das aber auch durch cooles Jammen punkten kann. Mike Lease ist übrigens nicht nur auf der Orgel, sondern darüber hinaus auch noch an Mellotron und Harpsichord aktiv, was zusätzliche Farbtupfer setzt. Mit "Childhood Reflections" wird die erste Seite schließlich auf sehr hohem Niveau beendet.

"Seeing Is Believing" ist gleich der nächste Knaller, der die zweite Seite eröffnet. Hier kommt dann schon wesentlich deutlicher die Liebe zum härteren Blues Rock ans Tageslicht, was auch am Piano liegt, das natürlich einen ungleich härteren Ton spielen kann als die Orgel. Der Sound ist insgesamt sehr ausgeglichen, die einzelnen Tracks dagegen abwechslungsreich. Was der Band letzten Endes fehlte, war offensichtlich der große Hit, der dann auch das nötige Kleingeld in die Kasse gebracht hätte. Ansonsten war eigentlich alles da: Gute Musiker, gute Songs und schließlich nahm die Engländer sogar der Manager von Black Sabbath unter Vertrag, was Tourneen und Konzerte vor großem Publikum brachte. Sehr schade, dass es zum Überleben nicht wirklich reichte, aber immerhin hat Freedom eine Handvoll an Alben für die Nachwelt hinterlassen. Wer hier erst mal reinhören will, dem würde ich "To Be Free", das Medley, "Childhood Reflections", "Seeing Is Believing" oder auch "Decidely Man" empfehlen.

Die Band Freedom dürfte mit all ihren Veröffentlichungen ein gefundenes Fressen für die Fans der späten Sechziger und frühen Siebziger sein. Und wenn ein Album dann auch noch so liebevoll auf 180g schwerem (weißen und limitierten!) Vinyl aufbereitet wird, dann macht die ganze Geschichte natürlich noch viel mehr Spaß! Der Sound ist – wie von Sireena gewohnt – vollmundig und differenziert, sodass es auch diesbezüglich nichts zu meckern gibt. Eine rundum gelungene Angelegenheit, die ganz speziell den Vinyl-Freaks und Fans dieser musikalischen Ära zu empfehlen ist.


Line-up Freedom:

Bobby Harrison (drums & percussion)
Mike Lease (organ, piano, mellotron, harsichord)
Ray Royer (lead guitars, violin, background vocals)
Steve Shirley (bass, lead vocals)

Tracklist "Black On White/Nero Su Bianco":

Side 1:

  1. To Be Free
  2. The Better Side
  3. Attraction/Black On White/With You
  4. The Butt Of Deception
  5. The Truth Is Plain To See
  6. Childhood Reflection

Side 2:

  1. Seeing Is Believing
  2. You Won’t Miss
  3. Born Again
  4. Decidely Man
  5. Relation
  6. We Say No
  7. The Game Is Over

Gesamtspielzeit: 25:59 (Side 1), 26:04 (Side 2), Erscheinungsjahr: 2016 (1969)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>