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Frumpy / Live NinetyFive – CD-Review

Frumpy - "Live NinetyFive" - CD-Review

Die Aufregung, um nicht zu sagen Begeisterung, war groß, als Ende der achtziger Jahre bekannt wurde, dass sich die 1972 aufgelöste deutsche Band Frumpy wieder zusammengefunden hatte. Spätestens, als dann 1990 das neue Studioalbum "Now!" erschien, konnte man jedoch den Wermutstropfen ausmachen, dass der Original-Bassist Karl-Heinz Schott offensichtlich nicht (mehr?) mit an Bord war. Direkt im Folgejahr legte die Band rund um die Sängerin Inga Rumpf mit "News" nach, bevor es dann im persönlichen Bereich schon wieder heftig zu kriseln anfing. Nichtsdestotrotz konnte Schlagzeuger Carsten Bohn noch einen Deal mit dem Label SPV für ein Live-Album aushandeln, für das alle Beteiligten – dieses Mal sogar inklusive Schott – noch einmal zusammenkamen. Aufgenommen wurde in der Hamburger Fabrik und außer der Original-Band waren hier mit dem Top-Gitarristen Frank Diez (unter anderem auch Ex-Atlantis, Ex-Peter Maffay) sowie Pascal Kravetz (der Sohnemann von Tasten-Legende Jean-Jacques Kravetz) auch gerade mal zwei Gäste vertreten.

Das Gute ist, dass man "Live NinetyFive" den damals offensichtlich in der Band herrschenden Unfrieden zu keinem Zeitpunkt anmerkt. Mit "Loverman" sowie "Get Together" gibt’s direkt mal einen sehr engagierten und spielfreudigen Doppeldecker aus der Scheibe "News" auf die Ohren. Bereits hier groovt die Band wie die Hölle, jede Menge Power und Schweiß scheinen geradezu aus den Boxen zu fließen und über allem thronen natürlich die mächtigen Lead Vocals von Miss Rumpf. Diez macht seinem guten Namen an den sechs Saiten ebenfalls alle Ehre und erst noch so früh in der Scheibe wünscht man sich bereits, bei dem damaligen Auftritt im Publikum gestanden zu haben. Mit "Amazone Dreams" sowie "In And Out Of Studios" folgen zwei zum damaligen Zeitpunkt scheinbar neue, dafür aber genau so gute Tracks. Zumindest sind diese auf keinem Studioalbum der Band zu finden. Und um bei den neuen Stücken zu bleiben, kommt im Verlauf der Scheibe auch noch "Everyday Song" aus dem Album "News" zum Einsatz.

Wenn man sich die Tracklist so betrachtet, fällt auch direkt auf, dass das Augenmerk ganz offensichtlich auf die neueren Stücke gelegt wurde, statt in Nostalgie zu versinken. Sehr lobenswert, vor allem, weil sich die neuen Songs kaum hinter den alten verstecken müssen. In die Vergangenheits-Kiste wird lediglich mit "Friends", dem "Backwater Blues" sowie dem unvermeidlichen "How The Gipsy Was Born" gegriffen. Letztgenannter Track darf natürlich auf keinem Gig der Band fehlen und Miss Rumpf sowie alle Musiker ließen auch an diesem Abend in Hamburg nullkommanichts anbrennen. Natürlich kann man immer Vergleiche anstellen, zumindest der Rezensent ist jedoch kein großer Freund davon, Direktvergleiche von Aufahmen zu machen, die mehr als zwanzig Jahre auseinander liegen. Wichtig ist, dass die Band es immer noch bringt und diesbezüglich kann man Frumpy nicht den geringsten Vorwurf machen. Der Sound ist durchgehend sehr organisch und intensiv, geradezu schweißtreibend und somit auch sehr authentisch.

Mit "When I Fall In Love" sowie "Come On" wurden auch zwei sehr ordentliche Nummern vom Album "Now!" und mit "Dreams Come True" ein weiteres neues Stück geboten. Der letztgenannte Song ist eine feine Piano-Ballade, die von den Tasten und dem erneut großartigen Gesang der Frontlady bestimmt wird. Abgeschlossen wurde der Abend dann mit dem bereits erwähnten "Backwater Blues". Letzten Endes eine sehr gelungene und willkommene Neuauflage von "Live NinetyFive", die nach wie vor vor Kraft und Spielfreude nur so strotzt. Die leider aber auch das bisher letzte Lebenszeichen dieser großartigen Band war. Sehr empfehlenswert!


Line-up Frumpy:

Inga Rumpf (guitar, lead vocals)
Jean-Jacques Kravetz (organ, piano)
Karl-Heinz Schott (bass)
Carsten Bohn (drums)

With:
Frank Diez (lead guitars)
Pascal Kravetz (organ, keyboards, background vocals)

Tracklist "Live NinetyFive":

  1. Loverman
  2. Get Together
  3. Amazone Dreams
  4. In And Out Of Studios
  5. How The Gipsy Was Born
  6. When I Fall In Love
  7. Everyday Song
  8. Come On
  9. Friends
  10. Dreams Come True
  11. Backwater Blues

Gesamtspielzeit: 70:58, Erscheinungsjahr: 2024 (1995)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
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Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Max

    Schade, daß Rainer Baumann nicht mehr dabei war.

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