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Future Thieves / Live At Blue Rock – CD-Review

Future Thieves-Live At Blue Rock-CD-Review

So unsinnig wie zu behaupten, alle Iren hätten rote Haare oder dass ein Gefoulter nie selbst den Elfmeter schießen dürfe, so unsinnig wäre es zu sagen, dass aus Nashville lediglich Country-Musik kommt. Gegenbeispiele dafür gibt es genügend, zum Beispiel das mir nun vorliegende zweite Album der Combo Future Thieves, die im Oktober 2013 gegründet wurde. Die Bandmitglieder sind allerdings Zugereiste und stammen eigentlich aus den Bundesstaaten Indiana und Kentucky, während der Schlagzeuger Gianni Gibson nach längeren Aufenthalten in Los Angeles, New York City und London in Tennessee gelandet war. Auf dem bandeigenen Label wurde im Oktober 2015 das Debütalbum "Horizon Line" veröffentlicht und konnte durchaus gute Kritiken sowie Verkaufszahlen einfahren.

Da sich die Band aber vor allem als Live-Act definiert, kommt es gar nicht mal so überraschend, dass der Nachfolger "Live At Blue Rock" auf den Brettern, die die Welt bedeuten mitgeschnitten wurde. Seit Herbst 2015 war das Quartett fast pausenlos unterwegs, um so viele Bühnen wie irgend möglich zu beackern und als ein Höhepunkt galt der Gig beim heute schon legendären SXSW-Festival in Austin, Texas. Gerade mal eine Woche später wurde dieser Gig mitgeschnitten, der aus Tracks der ersten Scheibe sowie brandneuen Nummern besteht. Und selbst wenn dabei immer so ein bisschen das Gefühl entsteht, es bei solchen Veröffentlichungen mit Überbrückungen bis zum nächsten Studioalbum zu tun zu haben, so kann der Vierer mit der hier gebrachten knappen Stunde Musik durchaus punkten.

Und am Abend des 24. März 2016 ging es dann in Form von "Dark In The Day" direkt mit einem von den neuen Tracks los. Rockig, aber mit einem deftigen Alternative-Einschlag wird erst mal – sicher auch mit dem Adrenalin eines Auftritts vor Publikum gefüllt – kräftig Power gemacht. Die Drums von Gibson sind überraschend weit im Vordergrund, während Nick Goss' Bass eher leiser, aber im Hintergrund dennoch unüberhörbar seine Fäden zieht. Dominant sind jedoch die Gitarren von Austin McCool sowie Elliot Collett, die auch hauptverantwortlich für den Alternative-Touch sind. Der Titelsong des Debüts, "Horizon Line", beginnt nachdenklich und steigert sich leicht, nie ohne seine nachdenkliche Ader zu verlieren.

Richtig gut kommt die weitere neue Nummer, "Just Sayin'" mit Tempowechseln und melodischer Vielfalt. Die Übergänge zwischen den Tracks sind oft fließend, wobei sowohl der Sound als auch die Stilistik der Band sehr konstant sind und somit alles wunderbar zusammenpasst. Mit "Hesitate" sind wir wieder bei einem Stück des Erstlings und auch hier kommen immer wieder mal Referenzen zu den Hoch-Zeiten des Alternative Rock in den Achtzigern und frühen Neunzigern ins Spiel, selbst wenn die Titel der Amerikaner eine deutliche Spur mehr Wucht zu haben scheinen. Insgesamt ist "Live At Blue Rock" eine atmosphärisch dichte Alternative Rock-Scheibe geworden, bei der es sich für jeden Freund dieses Stils lohnt, sie mal anzuchecken. Meine Favoriten sind die vier neuen Tracks (zu denen auch "Ghosts" und "Ugly Now" gehören), weil mir diese noch eine Spur zwingender, zielstrebiger auf den Punkt kommen und somit packender erscheinen. Aber da wird sich wie immer jeder seine eigenen Lieblinge rauspicken.

Im Mai und Juni dieses Jahres sind die Future Thieves übrigens zum ersten Mal in Europa unterwegs. Wen dieses Album überzeugt, der sollte also die Augen offen halten.


Line-up Future Thieves:

Elliott Collett (rhythm guitars, lead vocals)
Austin McCool (lead guitars)
Nick Goss (bass)
Gianni Gibson (drums)

Tracklist "Live At Blue Rock":

  1. Dark In The Day
  2. Rosie
  3. The Floor
  4. Horizon Line
  5. Just Sayin'
  6. Liar
  7. Hesitate
  8. On Fire
  9. Ghosts
  10. Soon
  11. Ugly Now
  12. Diamonds
  13. Nightmares

Gesamtspielzeit: 59:27, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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