Rund 30 Jahre sind unsere französischen Freunde von GanG schon aktiv, sei es als Band, Magazin-Macher, Festival-Organisatoren oder was auch immer. In jedem Fall halten sie die Metal-Fahne hoch, ganz hoch! Als Band hat die Truppe in wechselnder Besetzung, jedoch im Kern immer gleich, mit dem kürzlich erschienenen "All For One" nun ihr mittlerweile zehntes Werk veröffentlicht und ich greife vor, wenn ich konstatiere, dass es in meinen Augen das beste, reifste und gefälligste Album der Franzosen ist.
Eng verwurzelt im traditionellen Heavy Metal (ja, auch mal Speed und Thrash…) und der NWoBHM können die fünf Musiker ihre Ursprünge nie vertuschen, und wollen das ja auch gar nicht. Maiden, Priest, Sabbath, Tokyo Blade und weitere Vertreter dieses von uns so geliebten Genres lassen immer wieder mal bei den Arrangements grüßen. Macht nix, dafür ist dieses Scheibchen keine Sammlung von Cover-Songs, sondern nahezu ausschließlich der eigenen Feder entsprungen (und das meine ich mit dem vorgenannten Attribut 'reif' – die haben echt ihre Hausaufgaben gemacht). Einzig mit "Lord Tell Me" wurde ein Song als Tribut an ihre französischen Kollegen von Attentat Rock mit aufgenommen. Übrigens eine Band, die sich bereits 1980 in Avignon formierte, vier Scheiben veröffentlichte, später in Pink Rose umbenannte und zwischen 1987 und 2008 in Dauerschlaf befand. Seit dieser Zeit treten sie aber hin wieder unter dem ursprünglichen Namen in der Szene in Erscheinung und Gitarrist Fabrice Fourgeaud gibt auch auf "All For One" ein Gastspiel.
Genug des Exkurses, es geht um "All For One". Dieser Rundling wurde neben der Stammbesetzung von GanG auch mit der Hilfe diverser Kollegen eingespielt, die sich hierfür an Instrumenten oder Mikro verdient gemacht haben. Dazu zählen Steve Morrison von den NWoBHM’lern Tysondog, bei denen GanGs Shouter Bill übrigens als neuer Frontmann nach dem gesundheitsbedingten Ausscheiden des Ur-Sängers Clutch Carruthers eingestiegen ist, Tony Dolan von Venom Inc. und weitere (französische) Musiker. Den Löwenanteil jedoch übernimmt der Franzosen-Fünfer und macht das richtig klasse.
Vom eher traditionellen Opener, "The Almighty" bis zum Rausschmeißer "Save Me" weiß speziell Sänger Bill voll zu punkten. Ich persönlich hatte bereits mehrfach das Vergnügen, ihn auch live sehen und hören zu können – diese Scheibe bestätigt mich einmal mehr in der Auffassung, dass er seine Bandbreite und das Volumen richtig einzusetzen vermag. Wir gehen weiter durch die Reihe der neun neuen Tracks und kommen natürlich immer wieder zu dem Schluss, dass hier Anlehnungen an die gute alte NWoBHM zu hören sind. Dazu zählen Akzente in Songs wie "The Legend" oder natürlich auch im Titelstück des Albums (der vorschnelle Betrachter mag beim Erspähen des Titels an eine weitere Cover-Nummer, dieses Mal aus dem Hause Raven denken – ist aber zum Glück nicht so). Letzterer ist mit fast 13 Minuten eher unüblich lang und könnte subjektiv empfunden auf die eine oder andere Passage verzichten. Dennoch reiht sich auch diese Nummer gut in den Rest der Platte ein.
Bezüglich der Coverversion von "Lord Tell Me" musste ich mal etwas recherchieren und denke, dass es GanG zwar gut geschafft haben, den Spirit von Attentat Rock einzufangen, dabei aber in ihrer Interpretation des Titels noch gute eigene Impulse geben konnten. Als Verneigung vor der Franzosen-Legende durchweg gelungen! Ausgesprochen gut gefällt mir auch die Instrumentierung bei "Follow The Sign", das mit einer gewissen Schwere daherkommt und fast zäh aus den Boxen fließt (um diese überstrapazierte Metapher mal wieder zu bemühen).
Trotz aller Anlehnungen an Größen wie die eingangs schon erwähnten Iron Maiden oder Judas Priest und Konsorten haben es die Jungs von GanG geschafft, ein sehr schmuckes Album zu produzieren, dessen Sound in meinen Augen/Ohren wohl auch bewusst old schoolig gehalten wurde. Ich kann mir gut vorstellen, dass gerade live so einige Stücke wirklich gut beim Publikum ankommen werden. Da denke ich an die stampfenden Parts bei "All For One" (lasst das langsame Geklimper mal ruhig weg!), an "Follow The Sign" oder auch den überzeugenden Opener "The Almighty" gleichsam wie den schweren Rausschmeißer "Save Me". Ja, GanG, habt Ihr gut gemacht!
Line-up GanG:
Bill (vocals)
Biggy (guitars)
Steve (guitars)
Philty (bass)
Malo (drums)
Tracklist "All For One":
- The Almighty
- The Legend
- Another Tomorrow
- Lord Tell Me
- The Devil In Me
- Warchild
- Follow The Sign
- All For One
- Save Me
Gesamtspielzeit: 49:43, Erscheinungsjahr: 2018
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