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Geff Harrison / Together & Geff Harrison And The London Symphonic Orchestra – CD-Review

Geff Harrison - Together & Geff Harrison And The London Symphonic Orchestra - CD-Review

Geff Harrison, der britische Sänger mit der Reibeisenröhre, kam bereits in den sechziger Jahren mit seiner englischen Band nach Deutschland, tourte dort ausgiebig und blieb letztendlich in Mannheim hängen. Dort wurde mit deutschen Musikern schon bald die Band Twenty Sixty Six And Then gegründet, die aber nach nur einem einzigen – von der Presse hochgelobten, in den Plattenläden leider aber verstaubten – Album (Reflections On The Future, 1972) sehr bald schon wieder Geschichte war. Die nächste größere Station war die Band Kin Ping Meh, mit denen er einige Alben (unter anderem das großartige "Virtues And Sins", 1974) aufnahm, bevor er schließlich solo weitermachte. Bereits nach der ersten Scheibe "Salford" (1976) ging ein riesengroßer Traum für ihn in Erfüllung, denn ein neues Projekt mit dem London Symphonic Orchestra stand an.

Womit wir bei der vorliegenden Doppel-CD angekommen sind, die zusätzlich das nächste Solowerk "Together" enthält. Aber der Reihe nach: Dass Geff Harrison immer schon ein bärenstarker Sänger war und immer noch ist, dürfte unbestritten sein. Und dennoch ist es so, dass man Produktionen von Rock & Blues-Sängern in diesen Arrangements mit Orchestern mögen muss, um sie dann wirklich voll auskosten zu können. Harrison singt gut, dennoch sind die acht Songs natürlich in ein bestimmtes Gerüst gezwängt, das die Stärken des Engländers weniger als sonst zur Geltung kommen lässt. Nicht überraschend geht es oft eher tragend-balladesk zur Sache, selbst wenn Stücke wie "It’s Not Easy For A Singer In A Rock’n’Roll Band", "I Wanna Say It With My Music" oder "Love Or Money" teilweise heftiger, teilweise zumindest ansatzweise rocken. Dazu gibt es mit "Eve Of Destruction" sowie "How Can You Sleep" noch zwei neuere Bonus Tracks. Selbstverständlich Geschmackssache, mein Lieblingsalbum des Briten wird "Geff Harrison & The London Symphonic Orchestra" in diesem Leben allerdings nicht mehr werden.

Ganz anders sieht es da schon bei der Scheibe "Together" aus, die nur kurze Zeit später (beide Alben erschienen original im Jahr 1977) auf den Markt gebracht wurde. Hier erleben wir Geff Harrison, wie wir ihn bisher kannten und liebten. Bereits das eher balladesk beginnende "Red Sky Tonight", das sich im Verlauf zu einer richtig flotten Nummer entwickelt, weist alle Fähigkeiten des Frontmanns aus. Eine bärenstarke sowie emotionale Stimme und obendrauf noch ganz starke Gesangsmelodien. Der von einem feinen Piano eröffnete, dann zäh wie Lava dahin fließende Blues-Rocker "I Know A Bit About Love" hält die gesetzte hohe Qualität locker, während sich der Refrain so richtig in den Ohren festsetzt. Bei "Lightning Strikes Twice Every Night" ist dann endgültig Rock’n’Roll angesagt und dieses Stück zieht den Hörer tatsächlich so richtig mit. Yeah, Baby, way to go!

Nochmal rockig zur Sache geht es bei "Rags To Riches", wobei diese Nummer nicht unbedingt die stärkste des Albums ist. Das Gegenstück dazu, das sehr getragene und melancholische "Goodbye Mona Lisa" beklagt (zweistimmig in unterschiedlichen Tonlagen) den Verlust einer Liebe und zaubert dem Hörer umgehend Bilder eines tristen Herbsttags mit fallenden braunen Blättern, grauem Himmel und innerer Zerissenheit ins Kopfkino. Eine tolle dichte Atmosphäre, die nach knapp vier Minuten tempomäßig plötzlich doch wieder anzieht und rockiger wird. Aber das passt vorzüglich, wackelt und hat Luft. "Reach Out" ist nochmal eine (vielleicht etwas zu dramatische, wenn von der Grundaussage auch positive) Piano-Ballade, bei der vor allem Geff Harrison mit seinem Gesang nochmal so richtig aufdrehen und punkten kann. Ein weiteres Highlight ist das ebenfalls vom Piano und dem Gesang bestimmte "I Can See The Way". Für die Fans der rauen Stimmbänder eine wahre warme Badewanne im Winter – zum Reinlegen und Wohlfühlen! Der sehr rockige Titelsong – mit direkter Botschaft – beschließt das Originalalbum dann.

"Together" wurden insgesamt vier Bonus Tracks beigefügt, von denen "You Can’t Sell Love" sowie auch die anderen drei Tracks (wie etwa auch die Frankie Miller-Alben um 1980) ganz okay sind, durch ihre deutlich poppigere Ausrichtung aber auch nicht zu 100 % überzeugen können.

Fazit: "Geff Harrison & The London Symphonic Orchestra" ist trotz guten Songs eher Geschmackssache, wogegen "Together" der Geff Harrison Band ein bärenstarkes Album ist. Bleibt zu hoffen, dass auch "Salford" noch einmal neu aufgelegt werden wird!


Line-up Geff Harrison Band – "Together":

Geff Harrison (vocals)
Allan Wroe (bass)
Chris Klöber (keyboards)
Peter Oehler (guitars)
Astor Astor (drums)

Tracklist "Together" & "Geff Harrison And The London Symphonic Orchestra":

CD 1 – "Together":

  1. Red Sky Tonight
  2. I Know A Bit About Love
  3. I Can See Why
  4. Lightning Strikes Twice Every Night
  5. Goodbye Mona Lisa
  6. Reach Out
  7. Rags To Riches
  8. Together
  9. You Can’t Sell Love (Bonus Track)
  10. Hold On (Bonus Track)
  11. Tell Me Why (Bonus Track)
  12. Time Won’t Wait For No One (Bonus Track)

CD 2 – "Geff Harrison And The London Symphonic Orchestra":

  1. Love Fell Like Rain
  2. Days
  3. It’s Not Easy For A Singer In A Rock’n’Roll Band
  4. Stranger In This Town
  5. I Wanna Say It With My Music
  6. Transatlantic Telephone
  7. Love Or Money
  8. Heaven
  9. Eve Of Destruction (Bonus Track)
  10. How Can You Sleep (Bonus Track)

Gesamtspielzeit: 54:02 (CD 1), 43:41 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2017 (1977)

 

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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