Der aus dem kleinen, aber feinen Saarland stammende Musiker, Komponist und Sänger Jan Weis konnte die RockTimes-Redaktion bereits mehrfach beeindrucken. Erstmalig mit dem Album Reason, Sinking & Remain (2019) und anschließend nochmal mit der EP The Art Of Temptation (2021) unter dem Projektnamen Geisht. Unter letzterem ist er auch weiterhin unterwegs und hat nun das gleichnamige Debütalbum vorgelegt, erneut als absoluter Solo-Artist, was sowohl die Einspielung, den Gesang, die Arrangements sowie – von dem Stück "April (part 3)" abgesehen – das Songwriting betrifft. Dabei ist dem Saarländer, soviel darf an dieser Stelle schon einmal verraten werden, erneut ein sehr gelungenes, tiefgreifendes und künstlerisch wertvolles Werk gelungen.
Zunächst geht es thematisch ziemlich düster mit der "Suicidal Advisory Note" in die Vollen. Wie zu erwarten, wird hier auch musikalisch keine Party gefeiert, sondern die Gedanken des Protagonisten mit Percussion und zusätzlichen Stimmen unterstützt. Das ist sehr emotional, dazu klasse gesungen und umgesetzt. In erster Linie muss man Weis aber ein Kompliment für den Mut aussprechen, sein Album mit einem solchen, doch eher schwierigen Thema zu beginnen. Bei dem sich anschließenden "April (part 3)" handelt es sich dann tatsächlich um den Deep Purple-Song von deren drittem Album aus dem Jahr 1969. Aber Cover hin oder her, auch hier wird eine ganz dichte Atmosphäre kreiert, die Melancholie dominiert weiterhin die Szenerie und der gute Jan punktet erneut ganz ordentlich mit seinem Gesang.
Dass es musikalisch aber auch ganz anders gehen kann, zeigt der Protagonist beispielsweise bei "Babalon Exposed", eine fast schon fröhliche Reggae-Nummer, die jede Menge Sonne in die Platte bringt. Allerdings nicht unbedingt textlich, denn diesbezüglich geht es weiterhin sehr ernst und tiefsinnig zu. Sehr stark kommt auch der Slow Blues "Closed-Drawn Curtains", der zusätzlich über jazzige Farbtupfer sowie ein feines Gitarrensolo verfügt. Textlich wird auf dieser Platte ebenfalls kein Blatt vor den Mund genommen, wenn man die Lyrics von unter anderem dem "Thong Song" oder "Po’d Pleaser" genauer unter die Lupe nimmt. Einerseits mag diese Art der Ausdrucksform Geschmackssache sein, andererseits unterstreicht sie zusätzlich die Ehrlichkeit des Protagonisten, dessen Musik, Texte sowie auch Umsetzung tief aus dem Inneren, tief aus der Seele kommen. Und sollte dem nicht so sein (wovon der Rezensent nicht ausgeht), dann ist Jan Weis zumindest ein verdammt guter Schauspieler.
Obwohl jeder einzelne Track es verdient hätte extra angesprochen zu werden, würde das den Rahmen dieses Reviews sprengen. Logischerweise darf man bei einer kompletten Eigenproduktion nicht unbedingt den vollen Sound eines professionellen Aufnahmestudios erwarten, aber dem Saarländer ist es dennoch gelungen, mit dem gleichnamigen Album von Geisht ein abwechslungsreiches, sehr tiefgreifendes und gutes Werk abzuliefern. Am stärksten ist die Scheibe immer dann, wenn der Künstler seine nachdenklichen Texte mit hochemotionalem Gesang veredelt. Deshalb erneut beide Daumen hoch, unter anderem auch für die sehr poetischen Lyrics. "Geisht" kann nur empfohlen werden. Wer dennoch zuerst mal reinhören möchte, dem würde ich dafür "Fake", "Close-Drawn Curtains", "Babalon Exposed" oder auch den "Thong Song" as Herz legen.
Wer interessiert ist, kann das Album digital unter janweis.bandcamp.com/album/geisht erwerben.
Line-up Geisht:
Jan Weis (all instruments and vocals)
Tracklist "Geisht":
- Suicidal Advisory Note
- April (part 3)
- Fake
- Babalon Exposed
- Alas … My Love
- Thong Song
- Po’d Pleaser
- Peasantries
- Closed-Drawn Curtains
- Recover
- She’ll Kill
- Farewell
Gesamtspielzeit: 48:36, Erscheinungsjahr: 2022
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