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Die Musik der Gruppe Ġenn ist so interessant und stimmungsvoll, wie das es Cover ausdrückt.
Wie aus den englischsprachigen Informationen zum Album "Unum" hervor geht, ist Gitarristin Janelle den »[…] sounds of neo-psychedelic rock and post-punk’s intensitiy […]« zugetan.
Bassistin Leanne wird angetrieben von dem Verlangen ihren Tieftöner zwischen »[…] prog-bass […]« sowie der Sensibilität »[…] of the jazz musicians she learned from […]« zu verorten.
Schlagzeugerin Sofia wuchs auf »[…] in a world of jazz and blues […]«, fand ihre Ungebundenheit allerdings in einer psychedelischen Herangehensweise.
Sängerin Leona ist durchaus als theatralisch zu bezeichnen, deren Stimme in »[…] the Eastern vocal tones of her native Malta […]« mündet.
Diese Genre-Bezüge verheißen eine herausfordernde Mischung an Musik.
"Unum" enthält elf Songs, die es auf eine Gesamtspielzeit von knapp über neununddreißig Minuten bringen.
Die verschiedenen Musikrichtungen der vier Musikerinnen machen "Unum" zu einem Schmelztiegel der unterschiedlichen Stimmungen.
Leona singt in ganz diversen Gefühlslagen, die auch in Richtung Spoken Words gehen und beim Opener "Rohmeresse" verbindet man treibenden Rock mit zurückhaltend-fernöstlicher Romantik. Schon das erste Stück ist eine Mischung, die man in diesen Auswirkungen gar nicht vermutet hätte. Bis zum fast schon infernalischen Ende schafft es Ġenn die Leute vor den Lautsprechern mindestens überrascht zu haben.
Man darf sich bei den Songs nicht in die Irre führen lassen, denn das Quartett hat eine Vorliebe für Lieder, deren Dynamik starken Schwankungen ausgesetzt ist.
Verträumte Phasen werden von heftigen Rock beziehungsweise Prog Rock gekontert. Die Nummern auf "Unum" sind Ausdruck einer zum Teil zerrissenen Seele. Einer Seele, die sich nach Befreiung aus einem Netz von Stacheldraht schreit.
"A Reprise (That Girl)" reflektiert, abermals in schwankender Dynamik, großformatiges Gitarren-Riffing mit zurückhaltenden Teilen, in denen Sängerin Leona fast wie ein Engel singt. Der Leanne-Bass ist sehr präsent und die Schlagzeugerin Sofia begeistert durch differenziertes Drumming. Mit ihrer Rhythmik bringt sie einerseits ordentlich Drive in die Stücke, anderseits weiß sie auch, wie man sich zurückhaltend in Szene setzt.
Die Musik pendelt zwischen Elementen der Eingängigkeit und Phasen von extremer Rauheit. In diesen Situationen ist man gefordert, muss man sich die Musik förmlich erarbeiten. Hat man diesen Teil geschafft, ist das Album eine Wucht, eine Platte, die einen im wahrsten Sinn des Wortes mitreißt.
"Unum" geht geschmeidig ins Ohr.
"Unum" ist unkonventionell, kennt kaum Grenzen, ist alternativ, ist ausgefallen.
Ġenn ist kompromisslos.
Kommt Saxofonist Oli Genn-Bash, wie in "Wild West", ins Spiel, siedelt sich in einer gemächlich-verträumten Nummer ein von keinem Seismografen angekündigter Saxofon-Vulkanausbruch an. Hammer! Dann fällt alle aufgewühlte Stimmung wieder in sich zusammen und ganz zum Schluss entsteht der Eindruck, als wolle Ġenn mit einer Art Wiegenlied-Atmosphäre alles wieder gutmachen.
In "The Sister Of" fährt der Saxofonist seine Emotionen zurück, sorgt für einen sphärischen Hintergrund und auch sein Solo ist von Selbstbeherrschung geprägt.
Ġenns "Unum" will erobert werden.
Ġenns "Unum" erschließt sich nicht in einem Streich.
Ġenns "Unum" öffnet eine Tür zur Alternative Music mit einem sehr individuellen Charme.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up Ġenn:
Leona (vocals)
Janelle (guitars)
Leanne (bass)
Sofia (drums)
With:
Oli Genn-Bash (saxophone)
John Henry Newton (backing vocals – #7)
Alice Watts (backing vocals – #1)
Tracklist "Unum":
- Rohmeresse
- Days And Nights
- A Muse (In Limbo)
- Héloise
- Calypso
- Le Saut Du Pigeon
- A Reprise (That Girl)
- Apprarition No. 7
- Wild West
- The Sister Of
- The Merchant Of
Gesamtspielzeit: 39:04, Erscheinungsjahr: 2023
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