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Gerald Gradwohl Group / Episode 6 – CD-Review

Gerald Gradwohl Group / Episode 6

Der 1967 geborene österreichische Gitarrist Gerald Gradwohl legt mit seiner Gruppe ein neues Album vor – "Episode 6". Grundsätzlich ordnet man seine Musik in die Bereiche Jazz Rock und Fusion ein. Das erste Stück, das mir um die Ohren fliegt, "Viking", ist in der Tat schwierig zu klassifizieren. Zunächst startet es wie Prog Rock, um dann nach einer Weile in den Bereich des rockenden Jazz Rocks abzutreiben. Ich spüre auch ein wenig von der Unruhe, wie sie von einigen späteren Songs von Jimi Hendrix ausging. Letztlich ist es aber nur die Einleitung, die zu "Let’s Talk" führt.

Gradwohl hat in seiner musikalischen Karriere unter anderem mit Musikern/Bands wie Tangerine Dream, Bob Berg, Gary Willis und Kirk Covington zusammengearbeitet, also auch aus ganz unterschiedlichen Richtungen. Das mag wohl geprägt haben. Gesang gibt es auf "Episode 6" nicht. Neben der grundsätzlich rockigen Ausrichtung ist es der Saxofonist Thomas Kugi, der die Fusion-Elemente des Jazz einbringt. So bewegt sich die Musik letztlich wie eine Gratwanderung zwischen Rock und Jazz Rock, einige Elemente des Metal ebenfalls einbeziehend.

Hinsichtlich der Spielweise des Protagonisten vermag ich keinen sofortigen und offensichtlichen Einfluss zu erkennen. Stilistisch scheint er sich an Gitarristen der Fusion-Bewegung der Achtziger zu orientieren, so könnte es ein wenig in Richtung Steve Khan oder auch Mike Stern pendeln. Auf jeden Fall zeigt Gradwohl, dass er mit seinem Instrument gut umgehen kann. Letztlich aber meine ich, seine Spielweise ist nicht unbedingt so speziell individuell, dass man ihn sofort wiedererkennen würde.

Innerhalb der acht Songs gibt es neben den an Rock und Funk orientierten Titeln auch einmal etwas Ruhiges und Beschauliches, wie "Longing For Home", dessen entspannte Stimmung über gut sieben Minuten ihre Runden zieht. "The Essence Of Time" startet relativ jazzmässig und ist ein Song, der sicher sehr gut in die Fusion-Bewegung der Achtziger zu verorten ist, zu David Sanborn, Bob James, Lee Ritenour und anderen zum Beispiel.

"Jabo" featured den Bassisten Jojo Lackner und so startet er das Stück mit seinem Bass-Spiel, das recht stark an Jaco Pastorius erinnert. Im Übrigen ist "Jabo" ein recht lockeres Lied, das ich zu den Höhepunkten der CD zähle. Hier setzt Gradwohl dann auch zu einem Solo an, auf dem er anders als auf den übrigen Songs spielt und viel mehr eine individuelle Note zeigt: recht perkussiv, flüssig und mit klarem Ton, ein recht einfallsreiches und virtuoses Solo!

Hinsichtlich der Begleitmusiker fällt mir vor allem der Drummer positiv auf, gestaltet er doch mit seinem flexiblen Spiel die jeweiligen Stimmungen jeder einzelnen Komposition auf seine Weise sehr professionell. Etwas zu kurz kommt aus meiner Sicht Thomas Kugi, von ihm hätte ich gern mehr Soli gehört oder mehr kraftvolle Elemente grundsätzlich in jenen Passagen, wo er solistisch in den Vordergrund tritt. Zu sehr scheint er mir oft eingespannt zu sein in die Vorgabe des jeweiligen Songs, ohne sich wirklich zu lösen – sind doch wirklich gute Ansätze zu vernehmen – und hier komme ich dann noch einmal auf "Jabo" zurück.

Mit dem rockigen "What’s On Your Mind", das zudem noch dezent bluesige Untertöne aufweist, und dem schwebenden "Positive Grid" endet die Platte, die recht farbenfrohe Musik bietet.


Line-up Gerald Gradwohl Group:

Gerald Gradwohl (guitars)
Thomas Kugi (tenor saxophone)
Jojo Lackner (bass)
Harald Tanschek (drums)

Tracklist "Episode 6":

  1. Viking (0:59)
  2. Let’s Talk (4:39)
  3. K-Log (7:56)
  4. Longing For Home (7:04)
  5. The Essence Of Time (7:16)
  6. Jabo (7:31)
  7. What’s On Your Mind? (7:11)
  8. Positive Grid (7:27)

Gesamtspielzeit: 50:10, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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