«

»

Ghostmaker / Room Service Romeo – CD-Review

Ghostmaker - "Room Service Romeo" - CD-Review

Irgendwie war das ja alles ganz anders geplant. Vor etwa fünf Jahren spielte der mittlerweile – mit Verlaub – schon als Szene-Veteran zu bezeichnende Chris W. Jany dem ebenfalls anwesenden Tom Schwoll (Jingo de Lunch, Extrabreit) bei einer Aufnahme-Session im Studio ein paar seiner eigenen Demo-Songs vor. Der Zweitgenannte war davon so überzeugt, dass er Jany umgehend vorschlug ein Album aufzunehmen. Die passenden Musiker dafür hätte er übrigens auch schon zur Hand. Ein Soloalbum mit Gastmusikern sollte es werden und so traf der gute Chris (guitars, vocals) erstmals mit dem Schlagzeuger Andy Laaf zusammen. Ebenfalls mit an Bord war der Bassist R. Ritzheimer. Das mit dem Soloalbum wurde dann nichts, da die drei Musiker bereits nach der ersten gemeinsamen Probe wussten, dass da gerade wie aus dem Nichts eine Band entstanden war. Ghostmaker war geboren. Die Arbeiten gingen ernsthaft los und unter der Regie von Tom Schwoll entstand schon sehr bald ein erstes Minialbum ,"Aloha From The Dark Shores", das von der Szene-Presse ebenso abgefeiert wurde wie sein Nachfolger, die EP "Buzz".

Die weitere EP "Voices From Suite 27" folgte im Jahr 2018. Soweit alles gut. Noch bevor die Band für ihr Debütalbum ins Studio gehen konnte, stieg jedoch der Bassist Ritzheimer aus, sodass die mir nun vorliegenden elf Songs als Duo entstanden. In der Natur der Sache würde es liegen, dass Chris W. Jany als Gitarrist auch den Bass übernommen hat, aber darüber sind scheinbar nirgendwo Informationen zu finden. Sei’s drum, wichtig ist schließlich das Ergebnis. Und das kann sich im Falle "Room Service Romeo" durchaus sehen lassen. Die von der Berliner Combo gebotene Mischung ist durchaus interessant, das ist ein Mix aus aktuellem Rocksound, aus klassischem Rock der siebziger Jahre (manche Titel erinnern – nur vom Vibe – ein bißchen an die frühen Black Sabbath) und ein Stückchen Garage Rock lässt sich auch nicht wirklich verleugnen. Da verwundert es auch nicht mehr, wenn man liest, dass sowohl der Gitarrist, als auch Andy Laaf bereits seit vielen Jahren als Profimusiker im Studio und mit unterschiedlichen Bands bereits auf der ganzen Welt auf Tour waren.

Bei Tracks wie "Lunaray" schafft es die Band beispielsweise scheinbar spielerisch, fetzigen Rock mit ultracoolen, gechillten und fast schon psychedelisch angehauchten Parts zu verbinden. Grundsätzlich und in erster Linie ist "Room Service Romeo" ein Rockalbum geworden, das gar nicht mal so weit vom (guten!) Mainstream-Rock entfernt ist, aber – und das ist der ausschlaggebende Punkt – es auch gar nicht wirklich darauf anlegt. Da prasseln auch mal rhythmisch vertrackte Stücke wie der eröffnende Titeltrack auf einen ein, die Ecken und Kanten der einzelnen Nummern bleiben dem Hörer kaum verborgen und einen süßlichen bzw. rundweg nur auf eingängige Melodie ausgelegten Refrain findet man hier ebenfalls vergeblich. Keine Frage, Ghostmaker ziehen ihr eigenes Ding durch und das ist auch gut so. Selbst wenn weiter oben ein Referenzname aufgetaucht ist, so hat die Band durchaus ihren ganz eigenen Sound.

Der Anfang von "Amerikan Limbo" erinnert entfernt an Willy bzw. Mink deVille, was dem Stück aber eine durchaus coole Note verleiht und "Kalifornia Avalon" geht so richtig gut ins Ohr. Chris Jany ist zwar kein überdurchschnittlicher Sänger, bringt die einzelnen Titel aber exakt auf den Punkt. Alles gut! Neben den bereits genannten Songs werfe ich zum Anchecken mal noch "Smokewatcher", "Black Velvet Sky" sowie "White Fence" in die Runde. Der interessierte Hörer wird bereits sehr bald merken, woran er bei Ghostmaker ist. Nämlich an einer (relativ) neuen, arschtighten und vielversprechenden Band aus Berlin, die ihren letzten Trumpf noch lange nicht aus dem Ärmel gezaubert hat. Weiterrocken, Jungs!


Line-up Ghostmaker:

Chris W. Jany (guitars, vocals)
Andy Laaf (drums)

Tracklist "Room Service Romeo":

  1. Room Service Romeo
  2. Lizardurus
  3. Kalifornia Avalon
  4. Amerikan Limbo
  5. Saturday Sixteen
  6. Smokewatcher
  7. Road Jesus
  8. Black Velvet Sky
  9. Nikotine Shake
  10. Lunary
  11. White Fence

Gesamtspielzeit: 39:15, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>