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Giants Dwarfs And Black Holes / Echo On Death Narcissus – CD-Review

Giants, Dwarfs And Black Holes / Echo On Death Narcissus – CD-Review

Sofort assoziiert man bei diesem Bandnamen Rote Riesen, Weiße Zwerge und Schwarze Löcher. Alles 'Bewohner', die im Universum zu finden sind. Und wer in jungen Jahren kiffend oder mit flüssigen Lebensmitteln in der Blutbahn nachts unterm Kirschbaum psychedelische Musik hörte, der weiß, dass der Blick des Öfteren ’nach oben' ging und man mit den anwesenden Freunden gerne ins Philosophieren kam – bis der Kopf schmerzte, weil man irgendwann an eine Grenze kam und es nicht mehr weiter ging. Physikalisch konnte man zwar einiges erklären, aber das reichte bei Weitem nicht aus, um auf befriedigende Ergebnisse zu kommen, denn richtig spannend wird es ja erst, wenn die bekannte Physik nicht mehr weiterhelfen kann..

Da ist es um einiges leichter, die Giants Dwarfs And Black Holes um die es musikalisch geht, zu fassen. Das sind nämlich drei Musiker und eine Musikerin, die sich 2019 im Rhein-Main-Gebiet entschlossen, zusammen Musik zu machen und eine Band zu gründen. Hätten sie das nicht getan, dann würde sich vorliegendes Album nicht in meinem Player befinden und das wäre äußerst schade,

"Echo On Death Narcissus" ist nach "Everwill (2020) und "In A Sandbox Full Of Suns" (2023) das dritte Album der Band und mit Sireena ist sie nun beim absolut passenden Label. So (relativ) neu bzw. jung die Band ist, so älter ist der Brodem, der die Musik der Vier umwabert. Psychedelic aus der Hochphase der Parties unter Kirschbäumen. Angereichert mit einer guten Portion Stoner sowie Acid-Tunes und wenn man bei "Again" das erste Mal Christianes Stimme hört, dann denkt man an eine Mischung aus Grace Slick und Inga Rumpf. Schwere Stonerwalzen rollen und setzt dann die Lead-Gitarre von Caio Puttini ein, kann man nur noch ehrfürchtig zuhören. Was für ein starker Albumstart.

Christiane Thomaßen und Caio Puttini sind übrigens erst seit 2023 dabei. Bei der Bandgründung und auch bei den ersten beiden Alben waren an ihrer Stelle Pia 'Luzzi' Deckert sowie Roland Smigerski die zweite Hälfte des Vierers. Ich kenne die beiden Vorgängerplatten nicht und weiß daher nicht, ob diese eine Spur härter waren, denn eigentlich kommen die Protagonisten aus anderen Ecken. Roland war bei der Heavy Metal Band Destillery, Thomasz gar bei der polnischen Black- und Death Metalband Throneum und Carsten bei den Alternative-Rockern Art und Weise. Die jetzige Sängerin steht auch bei RokBaz im Line-up. Aber das soll an dieser Stelle egal sein, denn wir sind wieder bei "Echo On Death Narcissus".

"Soul Trip" schließ sich thematisch bzw. stilistisch an und wieder kratzt die Stimme von Frau Thomaßen an den Türen der beiden bereits genannten Damen. Die Instrumentalsektion spielt härter auf als beim Vorgänger und der Blick des unter dem Baum Liegenden wechselt die Dimension: vom Universum hin zur Erde zum flüssigen Nachschub. Eine Spur Prog wohnt "Flowers Of Evil" inne; Breaks leiten vom eher harten Gesang und gleichgesinnten Saiten immer mal wieder in ruhigere Gefilde, ohne aber den steinigen Weg zu verlassen, der in etwa der Mitte der Nummer mit interessantem Rhythmusspiel aufhorchen lässt und in eine instrumentale psychedelische Phase mündet, die zu "December Bloom" führt, einem Track der anfangs von Christianes Stimmbändern bestimmt ist. Gitarre, Bass und Drums mischen sich fast heimlich immer mehr dazu, fordern hier und da Aufmerksamkeit und mit der Zeit groovt man sich mit den Musikern in das Stück ein und beginnt wieder nach oben zu schauen. Sobald dann die Gitarre zum sphärischen Solo ansetzt, fühlt man sich wohl.

Das tut man auch beim letzten Song der Platte, der mit dreizehneinhalb Minuten das längste Stück auf Echo On Death Narcissus markiert. Progressiv und in gewohnter härterer Spielart geht es in die ersten Minuten und dann schält sich die Gitarre aus dem proggigen Stoner-Gewand, leitet zusammen mit den narrativen Vocals hin zu fast krautiger Psychedelic und nun beginnt ein starkes Zusammenspiel von Stimme und Gitarre, zu denen Bass und vor allem das Schlagzeug sehr dedizierte Begleiter sind. Die Keys wimmern, Christiane hebt gesanglich ab und irgendwo  in der Melodik höre ich Klänge und Melodien, die mich an Jeff Beal erinnern. Die Sologitarre bricht vehement dazu und nun liegen alle mit offenen Mündern unterm Kirschbaum.

Mit Heavy Psychedelic wird der Stil der Giants Dwarfs And Black Holes umschrieben. Ja, das kann man so stehen lassen, wobei bis auf den letzten Track mehr als ein paar Prisen Stoner im Gericht sind. Vielleicht manchmal eine Spur zu viel, wenn man "Take Me Down" als Referenz nimmt. Aber nur dann. Wenn ich mich allerdings entscheiden könnte, wie ich mir das nächste Album der Band vorstelle, dann unbedingt so, wie zwischen etwa Minute vier bis dreizehn des gerade gehörten Songs. Psychedelic, eine Spur Kraut – Kirschbaummusik eben. Andere Bäume sind natürlich ebenso geeignet.


Line-up Giants Dwarfs And Black Holes:

Christiane Thomaßen (vocals)
Tomasz Riedel (bass, additional guitars, keys)
Caio Puttini Chaves (lead, rhythm and acoustic guitars)
Carsten Freckmann (drums and percussion)

Tracklist "Echo On Death Narcissus":

  1. Again (8:33)
  2. Soul Trip (6:13)
  3. Flowers Of Evil (6:43)
  4. December Bloom (6:53)
  5. Take Me Down (13:22)

Gesamtspielzeit: 41:44, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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