Benny Andersson von Abba hatte es ja bereits inszeniert: eine Sammlung bekannter Songs, ganz reduziert neu eingespielt. Doch während Benny sich lediglich auf das Piano beschränkte, so auch der Albumtitel, "Piano", ist es mit der aktuellen Produktion von Gilbert O’Sullivan anders und etwas umfangreicher instrumentiert. Neben O’Sullivan am Piano spielen noch Bill Shanley an verschiedenen Gitarren und auf einigen Songs Gavin Goldberg am Bass; dreimal wurde Andy Wright mit Streicherarrangements aktiv.
Auf zwölf Nummern aus dem umfangreichen Repertoire des Songschreibers und Musikers können wir uns freuen, sofern man sich seiner Musik zugeneigt fühlt. 'Klassische' Stücke wie "Alone Again (Naturally)" oder "Clair" sind natürlich selbstverständlich, aber auch ein neuer, speziell für dieses Album komponierter Song wird geboten: "A Kiss Is A Kiss". Sicher gibt es für Einige unter uns vielleicht auch noch den einen oder anderen relativ unbekannten Titel, denn auch des Protagonisten jüngste Alben aus den Jahren 2018-2022 sind mit einer Auswahl vertreten. Doch, was auffällt ist das Fehlen von "Get Down", immerhin ein sehr großer Hit hierzulande.
Die Neubearbeitungen strahlen nun eine ganz besondere intime Atmosphäre aus, die Verschiedenartigkeit der unterschiedlichen Songs wird nun auf ein gleiches Maß reduziert, so dass wirklich ein Album entstanden ist, dass wie aus einem Guss wirkt. Und das bekommt den Liedern durchweg gut. So äußert sich O’Sullivan selbst im Innenteil des Booklets wie folgt: »I like the fact that the version of 'Happiness Is Me And You' und 'Why Oh Why Oh Why' are very different from the original recordings.« Ja, auch sie haben sich der durchgehend relativ gleichbleibenden Stimmung untergeordnet.
Und so kommen sie, obwohl ursprünglich schon recht vordergründig, noch mehr in den Vordergrund – die Melodien. Verändert hat sich natürlich auch die Stimme des 1946 geborenen Iren, nicht immer durchgehend sicher, aber nicht minder ausdrucksstark, und in den hohen Lagen ein wenig Kraft einbüßend. Aber genau das macht sicher auch den Charme dieser reduzierten und 'auf den Punkt' gebrachten Songs aus, verleiht ihnen neue Frische und zeigt ihre Beständigkeit und gewissermaßen Unsterblichkeit aufgrund der Qualität. Besonders hervorstechend ist die Begleitung des Gitarristen Bill Shanley, der sehr einfühlsam und professionell unterstützt. Das Gleiche gilt für die beiden Einsätze des Bassisten Gavin Goldberg, den ich gern noch öfter gehört hätte.
Verabschiedet werden wir mit dem einzigen neuen Track, der für sich auch beanspruchen kann, das der Text im Innenteil des kleinen Booklets abgedruckt ist, "A Kiss Is A Kiss". Shanley hier an der E-Gitarre und gemeinsam mit Gilbert und den Strings von Andy Wright legt man ein schönes romantisches Liebeslied vor, unterstrichen durch das zarte Gitarrensolo. Hier zeigt O’Sullivan, dass er noch schöne Songs schreiben kann. Wie sagt er selber: »I hope you enjoy it.«
Line-up Gilbert O’Sullivan:
Gilbert O’Sullivan (piano and vocals)
Bill Shanley (acoustic and electric guitars, backing vocals)
Gavin Goldberg (bass – #7, 10)
Andy Wright (strings – #3, 6, 12)
Tracklist "Songbook":
- Nothing Rhymed
- Clair
- We Will
- Blue Anchor Bay
- Happiness Is Me And You
- Alone Again (Naturally)
- What’s In A Kiss?
- I’ll Never Love Again
- Why, Oh Why, Oh Why
- No Matter How I Try
- Dansette Dreams And 45s
- A Kiss Is A Kiss
Gesamtspielzeit: 41:40, Erscheinungsjahr: 2024
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