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Ginger Baker’s Air Force / What A Day (Beat Club 1970)

Ginger Baker's Air Force - "What A Day (Beat Club 1970)" - CD+DVD-Review

Ginger Baker hatte schon einige – auch namhafte – Bands hinter sich, als er Mitte der sechziger Jahre mit der Graham Bond Organisation auch finanziell erste Erfolge verbuchen konnte. Bekannt dürfte sein, dass er anschließend bei Cream und direkt danach bei Blind Faith seine tiefen Spuren hinterließ. Als sich die letztgenannte Band nach nur einem Album wieder auflöste, wollte er etwas Eigenes, etwas ganz anderes an den Start bringen. So entstand das Projekt Ginger Baker’s Air Force, mit dem er afrikanische Rhythmen mit westlicher Musik verschmelzen wollte. Das erste, mit populären Namen wie den Traffic-Musikern Steve Winwood und Chris Wood, dazu Ric Grech (Ex-Family, Ex-Blind Faith und zukünftig bei Traffic) sowie Denny Laine (Ex-The Moody Blues, später bei Wings) gespickte, Line-up spielte gerade mal zwei Konzerte in London sowie Birmingham, die allerdings aufgenommen wurden und aus denen das gleichnamige Debütalbum zusammengebastelt wurde.

Diese Platte verkaufte sich dann – auch für Baker überraschend – so gut, dass er beschloss, das Projekt weiterzuführen. Vom Original-Line-up behielt er allerdings nur seinen früheren 'Chef' Graham Bond, dazu kamen dessen damalige Frau Dianne Stewart sowie weitere junge Musiker, mit denen er das Album "Ginger Baker’s Air Force 2" einspielte. Kurz nachdem die Aufnahmen abgeschlossen waren, fuhr die Band im Herbst 1970 nach Bremen, um für den Beat Club eine Session einzuspielen. Fünf Tracks standen auf dem Programm, von denen "Early In The Morning", eine Nummer, die Baker bereits seit den frühen Sechzigern mit unterschiedlichen Bands gespielt hatte, den Anfang macht. Den Gesang für dieses Stück übernahm Ken Craddok, unterstützt von den Background Ladies Dianne Stewart sowie Aliki Ashman. Bereits hier wird klar, dass sich diese Combo auf komplett anderem Territorium bewegte, als Bakers vorherige Bands. Dominiert von perkussiven Instrumenten (Ginger am Schlagzeug und Neemoi Acquaye an den Percussions) sowie den Bläsern, spielt die Gitarre bei dem kompletten Auftritt bestenfalls eine sehr untergeordnete Rolle.

Heute nennt man das World Music, damals war das einfach nur heißer, intensiver und schweißtreibender Sound, der da auf’s Parkett gezaubert wurde. So hört sich bei diesem Line-up natürlich auch der Cream-Klassiker "Sunshine Of Your Love" vollkommen anders an. Neben dem Fakt, dass das Arrangement gänzlich neu ist kommt obendrein dazu, dass die Vocals hier von den beiden Ladies übernommen wurden. Einen direkten Vergleich verkneife ich mir an dieser Stelle, wobei ich aber auch klar sagen kann, dass mir die Version der Kollegen Clapton/Bruce/Baker dann doch deutlich besser gefällt. Allerdings liegt die Grundidee dieses neuen Arrangements schon klar auf der Hand. Mit "12 Gates Of The City" hat Graham Bond, ansonsten in erster Linie am Saxofon tätig, seinen Platz im Scheinwerferlicht, während er sowohl die Lead Vocals, als auch die Tasten übernimmt. Vom Album "Ginger Baker’s Air Force 2" kamen an diesem Abend "Toady" (mit einem dieser einzigartigen Ginger Baker-Drumsolos) sowie "12 Gates Of The City" (beide enthalten auf der UK-, USA- und Italien-, allerdings nicht auf der deutschen Ausgabe der Scheibe) sowie "Sunshine Of Your Love" (enthalten auf deutschen, jedoch nicht der englischen, amerikanischen und italienischen) zum Einsatz.

Diese vier Tracks, also inklusive "Early In The Morning", wurden vom Beat Club seinerzeit auch ausgestrahlt und natürlich bis heute mehrfach wiederholt. Das besondere an dieser neuen CD + DVD-Ausgabe der Aufnahmen jenen Abends im Oktober 1970 ist das fünfte Stück namens "What A Day", das bisher gänzlich unveröffentlicht und für das dritte Album der Air Force vorgesehen war. Allerdings löste der als aufbrausend und unberechenbar geltende Ginger Baker seine Air Force nur wenige Monate später bereits wieder auf. Wie – zumindest damals – üblich beim Beat Club, wurde das Set zweimal gespielt, um mögliche Spiel- oder Soundfehler im Nachhinein korrigieren zu können. Beide Takes, inklusive ein paar Interaktionen der Band untereinander und mit dem Regisseur zwischen den Sets, liegen nur auf dieser sehr coolen und spannenden neuen Veröffentlichung vor. Ein tolles und musikhistorisch nicht zu unterschätzendes Zeitdokument, mit dem man keinen Fehler machen kann.


Line-up Ginger Baker’s Air Force:

Ginger Baker (drums)
Graham Bond (alto saxophone, organ, piano, lead vocals – #4,10)
Steve Gregory (tenor saxophone, flute)
Bud Beadle (baritone, alto & tenor saxophones)
Ken Craddok (piano, organ, guitar, lead vocals – #1,5,7,11)
Colin Gibson (bass)
Neemoi Acquaye (african drums, percussion)
Aliki Ashman (background vocals, lead vocals – #2,3,8,9)
Dianne Stewart (background vocals, lead vocals – #2,3,8,9)

Tracklist "What A Day (Beat Club 1970)" – CD + DVD:

  1. Early In The Morning (take 1)
  2. Sunshine Of Your Love (take 1)
  3. Toady (take 1)
  4. 12 Gates Of The City (take 1)
  5. What A Day (take 1)
  6. Studioatmo
  7. Early in The Morning (take 2)
  8. Sunshine Of Your Love (take 2)
  9. Toady (take 2)
  10. 12 Gates Of The City (take 2)
  11. What A Day (take 2)

Gesamtspielzeit: 68:26 (CD), 70:47 (DVD), Erscheinungsjahr: 2024 (1970)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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