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Glincolti / Terzo Occhio/Ad Occhi Aperti – Digital-Review

Laut Glincolti-Website befinden sich tatsächlich nur Visti & Imprevisti (2010), Glincolti (2012) sowie "Ad Occhi Aperti" in der Diskografie der italienischen Band.
Im März 2019 erschien "Terzo Occhi/Ad Occhi Aperti", »[…] the deluxe edition of the latest album "Ad Occhi Aperti". […]«
Die in einer Auflage von dreihundert nummerierten LPs veröffentlichte Platte enthält vier Live-Versionen von der gerade erwähnten Scheibe und drei bisher unveröffentlichte Tracks aus den "Ad Occhi Aperti"-Aufnahme-Sessions.

Bei den beiden 2010 und 2012 auf den Markt gebrachten Alben war Glincolti in Hinsicht des Genres eine musikalische Ausnahme auf dem Label Go Down Records, das damals ein Synonym für Stoner Rock war, es heute noch ist, allerdings mit einer weitläufigeren Stilansammlung.
Einerseits ist es schon sehr gewagt, "Terzo Occhio/Ad Occhi Aperti" mit seinen etwas über mickrigen einunddreißig Minuten Gesamtspielzeit als Deluxe Edition zu bezeichnen. Andererseits muss da inhaltlich schon enorm gutes Material präsentiert werden, sonst geht der Schuss nach hinten los.

Die vier Live-Stücke wurden am 03. August 2017 im Masone Labyrinth, in der Nähe von Parma gelegen, mitgeschnitten.
Glincolti stellt im instrumentalen Opener "Nuvole" klar, für welche musikalische Richtung die Combo unter anderem steht. Vertrackte Rhythmik trifft auf bemerkenswerte Gitarren-Sounds, die sich in einem Teil des Tracks energisch im Vordergrund befinden. Sphärische Keyboards füllen den Raum und darüber hinaus durchzieht die Nummer eine feine Melodik.

Ein Roberts Colbertado-Drumsolo eröffnet das proggig ausgerichtete "Sprigionato". Aus meiner Sicht ist Alessandro Brunetta mit seinen hintergründigen Keyboardklängen aber vor allem durch seine Saxofon-Improvisationen prägend für die Glincolti-Musik, die im zweiten Stück der Scheibe die Fusion deutlich in Angriff nimmt. So zeigt sich schon im Song-Eröffnungs-Duo die Vielschichtigkeit der Gruppe. Eine höchst interessant-abwechslungsreiche Nummer, dieses "Sprigionato".
Bei den Live-Stücken kommt es bei "Marea" zum längsten Lied. Die fast siebeneinhalb Minuten beginnen – vom Bass und schwebenden Tasten-Klängen eingeleitet – sphärisch. Es dauert nicht lange und Glincolti gibt grünes Licht für einen Prog-Opus, der viele Stilmittel in sich vereint. Rhythmische Vielschichtigkeit und Tempo-Variabilität sind die allgemeinen Markenzeichen dieser Komposition. Nach einem Break führt uns die Formation ins verträumt eingerichtete Genre-Wohnzimmer. Der Sechssaiter soliert entsprechend und dieses Stück zählt eindeutig zu den Hinhörern den Scheibe.

In "Il Medico" trennt man noch deutlicher Dynamik von Gelassenheit. Ein Schlagzeugsolo sowie ein Gitarren-Alleingang dienen als Brücke zu einer amtlich rockenden Schlussoffensive. Klasse!
Von der Live-Haftigkeit der vier Tracks bekommt man insofern nichts mit, weil Publikumsreaktionen komplett fehlen. Schade!

Glincolti macht instrumentale Musik.
Aufgebrochen werden die wortlosen Inszenierungen, wenn Gäste wie die Sängerin Sara B. (Messa) mitmachen.
Dabei kommt es schon zu einer gewissen Besonderheit, wenn die Vokalistin dem Song "Triporno" einen überzeugend anderen Aspekt hinzufügt. Die zum großen Teil großformatig angelegte Nummer, zusätzlich mit funkiger Würzung versehen, macht was her und darf als ein Highlight betrachtet werden, auch, weil Alberto Piccolo durch den Einsatz des Bottlenecks bluesige Pfade betritt.
Wie aus dem Informationsblatt hervorgeht, war Ex-Mad Fellaz/Sonic Wolves-Gitarrist Jason Nealy ebenfalls aktiv bei den "Ad Occhi Aperti"-Sessions. Diesem rockenden Titel verpasst Alberto Piccolo mit seiner Slide-Gitarre einen noch deutlicheren Stempel. Die Kombination aus Prog Rock, Southern-bluesiger Leseweise und ruhigeren Phasen ist beeindruckend.
"Insonnia" ist eine von vielen Percussion-Instrumenten geleitete Art Improvisation, die eine ziemliche Wirkung hinterlässt. Toller Platten-Endpunkt.

Mit "Terzo Occhio/Ad Occhi Aperti" schließt man als aufgeschlossener Fan Freundschaft.
Glincolti sorgt durch seine musikalische Weitsicht für diverse Überraschungen. Ein persönliches Antesten wird empfohlen.


Line-up Glincolti:

Roberts Colbertaldo (drums)
Andrea Zardo (bass)
Alberto Piccolo (guitar, slide guitar)
Alex Donazzan (guitar)
Alessandro Brunetta (saxophone, keyboards)

With:
Sara B. (vocals)
Jason Nealy (guitar)
Andrea F.

Tracklist "Terzo Occhio/Ad Occhi Aperti":

Side A (Live-Tracks):

  1. Nuvole
  2. Sprigionato
  3. Il Medico
  4. Marea

Side B (Unpublished Songs):

  1. Triporno
  2. Ad Occhi Aperti
  3. Insonnia

Gesamtspielzeit: 31:29, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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