«

»

Global Scum / Odium – CD-Review

Global Scum - Odium

Manuel Harlander mag den Abschaum der Welt immer noch nicht. Daher gibt es nun einen zweiten Global Scum-Silberling. 2018 veröffentlichte er das Debüt Hell Is Home. 2019 folgten zwei Singles: "Feared" und "Assassins", beide Stücke sind auf "Odium" enthalten.
Der Titel bedeutet so viel wie 'anrüchig, übler Beigeschmack' (scheint so übel, dass nicht einmal eine Gasmaske hilft…), was sich wiederum auf den Global Scum beziehen dürfte. Inhaltlich alles beim Alten… und musikalisch auch… so viel schon mal vorweg.

Nach wie vor habe ich den Eindruck, hier schreibt bzw. musiziert sich Manuel seinen Frust von der Seele. Eigentlich eine eher private Sache – vermutlich gibt es daher erneut keine abgedruckten Texte. Auf der anderen Seite möchte er wohl die Welt daran teilhaben lassen, sonst würde er das Ganze nicht veröffentlichen. Da er ein fähiger Musiker / Multi-Instrumentalist ist, wäre das schon schade, wenn er seine Songs nur im stillen (oder eher lauten …) Kämmerlein lassen würde.

Das kurze "Lunatic" eröffnet das neue Werk mit kurzen, teilweise in die Industrial-Richtung gehenden Klängen. "Feared" folgt mit harten Riffs und Groove, kombiniert mit Brüllen, womit er auf eine ähnliche Eröffnungsstrategie setzt wie auf dem Vorgänger.
Bei "Fake As Fuck" steigert er das Tempo zunächst etwas, um dann wieder zum Midtempo zurückzukehren.  Wie bereits bei "Hell Is Home" tendiert Manuel weder zu Blast Beats noch zu übertrieben brutalen Vocals, wobei er schon zwischen Brüllen, Keifen und mehr wechselt.
Dadurch, dass er sich eher etwas zurückhält und nicht alles zuballert, können sich feine (spieltechnische) Details offenbaren.

Wobei die Grundstimmung von "Odium" natürlich eher aggressiv ist und wir es wieder mit Groove / Death / Modern Metal zu tun haben. Auch diese Scheibe lebt von ihren Emotionen (bzw. denen von Manuel), die sich erfreulicherweise nicht nur in Krach und Geballer ausdrücken, sondern auch zarte Momente zeigen, beispielsweise in "Assassins", dem längsten Stück, das berechtigterweise eine Vorab-Single war. "Back Beats" hingegeben wirkt kalt und maschinell. "Call For Resistance" ist eher ungewöhnlich flott und prügelnd. Der Widerstand ist wütend, das macht der Track eindeutig klar.
Gibt es dieses Mal auch ein Stück in Deutsch, mögen sich manche fragen, die das Debüt kennen. Die Antwort lautet: ja, und zwar "Martyrium". Hier kommt dann auch wieder ein Sprachsample vor. Mit "Savage Killer" gibt es ein Instrumental, während der Rauswerfer "Mental Anxiety" zum Schluss noch mal aufs Gaspedal tritt.

Als Fazit wäre ich fast geneigt zu schreiben 'dasselbe in grün', doch das neue Covermotiv ist grau und das alte war das grüne. Aber es stimmt schon, dass Manuel Harlander seine Vorgehensweise nicht geändert hat (warum sollte er auch…). "Odium" ist wiederum eine Scheibe mit vielfältigen musikalischen Einflüssen, wobei dennoch der Stempel Groove / Death Metal abermals angebracht wird, obwohl ich den Eindruck habe, dass hier noch mehr Ideen aus anderen Stilrichtungen integriert wurden und noch mehr auf Variabilität gesetzt wurde.

Global Scum wird hiermit ebenfalls weder den Abschaum aus der Welt vertreiben, sie somit verändern, noch für musikalische Innovation sorgen. Doch Manuel Harlander dürfte sich weniger dafür interessieren, Bestandteil einer Szene zu sein und innerhalb dieser für Neues zu sorgen, sondern er sucht eher Katharsis von den Übeln, die (z.B. durch die Medien) auf ihn einwirken. Dazu zählt er beispielsweise Terrorismus ("Assassins"), aber auch seinen österreichischen Landsmann Josef Fritzl ("Martyrium").


Line-up Global Scum:

Manuel Harlander (lead vocals, composing, guitar, bass, programming)

Tracklist "Odium":

  1. Lunatic (1:31)
  2. Feared (3:51)
  3. Fake As Fuck (3:18)
  4. Full Of Hell (4:24)
  5. Disgusting Lust Of Madness (4:25)
  6. Assassins (5:27)
  7. Back Beats (2:40)
  8. Call For Resistance (3:03)
  9. Martyrium (3:22)
  10. Human Waste (3:05)
  11. Violent Creation (4:31)
  12. Savage Killer (2:15)
  13. Mental Anxiety (3:56)

Gesamtspielzeit: 46:08, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Andrea Groh

Hauptgenres: Doom/Death/Black Metal, auch Post/Progressive/Pagan Metal u.a.
Über mich
Meine Seite im Archiv
News
Konzertberichte als Team mit Jens
Mail: andrea(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>