Ein Bandname wie aus der Bandnamenmaschine für konservative Schwermetaller. Auf dem Plattencover ein gigantischer Weltraumstaubsauger … ach nein, es ist ein interstellarer Sci-Fi-Monstervirus, der die Erde attackiert, der 'Octavirus'. Das Frontmotiv passt also auch schon mal. Und auch das, was der CD-Player richtig aus den Boxen schickt, lässt keinen Zweifel daran, dass bei GloryDaze alles zusammenpasst. Eine Handvoll rockender Haudegen aus dem Oberbayrischen mit ordentlich Bühnenerfahrung haben unter dem Namen GloryDaze firmiert, darunter mit Sänger Many Stürner derjenige, der dem gemeinen überregionalen Metalfan am Ehesten etwas sagen könnte: Many Stürner, der in den 90ern mit Avalon ein paar Platten rausbrachte.
"Octavirus" ist so eine Art auf Platte gepresstes Best of der vergangenen fünf Live-Jahre. Es klingt auch irgendwie wie 'frisch von der Bühne – wuchtig, kantig, authentisch. Wir bewegen uns zwischen Hard Rock und Heavy Metal im Stil der 80er. Wer Saxon oder die Scorpions nicht mag, kann gehen; bringt dann nix. Hier wird nur glücklich, wer das augenrollende Lächeln notorischer 'Besserhörer' ignoriern und dabei einfach nur genießen und sich freuen kann. Denn klar wimmeln hier Klischees. Schon der Opener "Nightmare" ist ein stilistisches Statement im Midtempo. Und das mehrstimmige Geflüster zu Beginn des TIteltracks "Octavirus" hat schon viel von Spinal Tap – nur eben vollkommen ernst gemeint.
Auch, wenn man gut und gern gegen das Vorhandensein eines 'Unique Selling Points' bei der Band argumentieren kann, so schaffen es GloryDaze aber erstaunlich gut, jedem Song seinen eigenen Dreh zu verpassen. "Believe" und "Icarus" haben dieses Hymnenhafte, das Maiden-Fans schon beim Einsatz der Gitarre mitsingen lassen würde. "Point Of No Return" hat einen spannenden Früh-Queensrÿche-Start. "Tales Of Mystery" klingt wie die Trinkmusik aus der Fantasy-Taverne hätte auf Gamma Rays "Heading For Tomorrow" gepasst. Den Gegenentwurf zur mystischen Schwere bilden der Nazareth-like Feier-Rocker "Jetset Beauty" sowie "Thunder" – ein Song, bei dem schon Riffing, Tempo und Tonalität ganz klar aufs Bikerfestival passen, ganz zu schweigen von den Lyrics:
»I feel fresh power, a feeling deep inside
Don’t want to sit inside, I’m warming up my ride« …
Es gibt zwei absolute Höhepunkte auf dem Album. Zum ersten wäre das "Dark Daze", bei dem ein prägnanter Bass mit einem coolen Riff um die Wette knarzt. Und was sich dann an breitwandiger Energie entlädt, sollte die Augen von Accept-Fans zum Glühen bringen. Zum zweiten gibt es mit "So Close" noch ein episches Highlight, und das in gerade mal viereinhalb Minuten Spielzeit. Umrahmt von mystisch-vielversprechenden Akustikgitarrenpassagen darf sich Sänger Many Stürner im Refrain in kehlig-powervolle Ausbrüche reinsteigern. Die Nummer können wir als inoffizielle Fortsetzung des Priest-Klassikers "Bloodred Skies" durchgehen lassen.
Apropos Priest: Stürner ist sicherlich kein zweiter Rob Halford, aber stilistisch beackert er schon ähnliches Terrain. Sein Gesang ist gepresster und ziemlich giftig, aber dabei kultig-cool und nicht parodiös-peinlich. GloryDaze sind konservativ, aber nicht aus der Konserve. Für Liebhaber, die wissen, was sie wollen und ahnen, was zu erwarten ist, das optimale Anti-Stress-Mittel nach einem langen Arbeitstag. Einmal täglich nach dem Job, 58-dreiviertel Minuten lang einnehmen. So lange dauert das Teil. Thumbs up. Und Horns auch.
Line-up Glory Daze:
Many Stürner (voacals)
Steve Wendlandt (guitar)
Harry Krause (guitar)
Tscharlie Schütz (bass)
Andi Angerer (drums)
Tracklist "Octavirus":
- Nightmare (4:51)
- Believe (5:26)
- Dark Daze (5:52)
- Thunder (5:05)
- So Close (4:33)
- Octavirus (8:22)
- Point Of No Return (6:02)
- Icarus (7:29)
- Jetset Beauty (4:42)
- Tales Of Mystery (6:09)
Gesamtspielzeit: 58:46, Erscheinungsjahr: 2016
Neueste Kommentare