«

»

GoDotS / It’s Gonna Be OK – CD-Review

GoDotS / It's Gonna Be OK

Die Musiker von GoDotS haben einiges zu sagen. Auf ihrem Debütalbum "It’s Gonna Be OK" schreien sie es lautstark heraus. Zumindest ist ihr Protest nicht zu überhören. Sie kanalisieren ihre Emotionen in 13 Songs und singen über Dinge in einer Welt, die für sie keinen Sinn ergeben. Schon mit ihren beiden ersten Liedern auf der Platte, " Heathrow" und "Trip Down", legen die Jungs aus Langenhagen los wie die Feuerwehr. Die Intensität scheint durchaus gewollt zu sein, denn ihre nicht gerade banalen Themen beschäftigen sich mit dem Erwachsenwerden, der Angst vor einer ungewissen Zukunft, Selbstzweifeln, der Klimakrise und der Politik. Dabei heißt es bei ihnen ausdrücklich 'Nicht-Handeln' in der Politik. So beschreibt "It Ain’t Over" den Zusammenbruch, aber auch den Wiederaufbau einer Gesellschaft. Politik-Phantasie aus Langenhagen, dem Ort mit Flughafen nahe Hannover?

In "The Forests Aren’t Alright" geht es um die allgegenwärtige Angst angesichts der Klimaveränderungen auf unserem Planeten. Laut Information der Band wurde dieser Track »schon bei 40 °C bei Fridays For Future gespielt«. Im Text heißt es unmissverständlich: »Die Welt brennt um uns herum. Wir müssen nur realisieren. Wir müssen verhindern, dass dieses Durcheinander passiert in dem, was uns gerade noch an Zeit bleibt.« Die Themen sind also klar umrissen, die Sorgen entsprechen vor allem denen der jüngeren Generation. Mit einem vergleichsweise jungen Durchschnittsalter von nur 23 Jahren gehören sie unmittelbar zur Generation der Jugendlichen.

Wie, was heißt hier Jugendliche? So mag mancher erstaunt fragen, hören wir doch eine sehr ausgereifte 'erwachsene' Stimme von Sänger Borzy am Mikrofon. Sie ist charakteristisch für das Klangbild der GoDotS und ihr erstes Album "It’s Gonna Be OK'". Dabei müssen es nicht nur Themen mit ausdrücklich gesellschaftlicher Relevanz sein. "Duke Of Space" oder "Temple" erzählen Geschichten voller Spannung und Energie. Um die Entdeckung eines alten Bauwerks geht es beispielsweise in "Temple". Die Energie entlädt sich in einer abwechslungsreichen, von Gitarren und Stimme geprägten Musik. Mitunter beginnen die Stücke aber auch mit einer betonten Bass-Präsenz.

Im Alternativ Rock sind die fünf Musiker von GoDotS zu Hause, doch die Gitarren kratzen zuweilen am Punk Rock. Man sollte die Band besser in keine der vorgefertigten Schubladen pressen. Das trifft ebenso auf jene Formationen zu, mit denen es schon bevorzugt Vergleiche in der Musikrichtung gegeben hat: Foo Fighters, Red Hot Chili Peppers und Velvet Revolver.

Denn zum Spielen und Improvisieren gehört es, über den eigenen Tellerrand zu schauen. So begegnet uns auf dem Titelsong "It’s Gonna Be OK" in Melodie und Tempo zu Beginn ein bekanntes Motiv: Erinnerungen an "Satellite" von Lena Meyer-Landrut werden wach. Damit gewann die heute 31-jährige Sängerin, die heuer mehr durch knappe Outfits für Schlagzeilen sorgt, am 29. Mai 2010 den Eurovision Song Contest in Bærum bei Oslo. Die Älteren werden sich vielleicht noch erinnern, dass dies nicht der einzige Erfolg für Deutschland in diesem Wettbewerb war, wenngleich diese schon sehr lange zurück liegen. Heute muss man die Liste der Platzierungen schon von unten lesen, um Deutschland ganz vorn sehen zu wollen.

Eineinhalb Minuten dauert der Lena-Spaß, der jedoch den Einfallsreichtum zeigt, da gegen Ende der Scheibe ein paar Titel von dem groben musikalischen Konzept abweichen. Nach den eineinhalb Minuten nimmt das Geschehen bei "It’s Gonna Be OK" wieder Fahrt auf und kehrt zu den bewährten Zutaten zurück. Bei den Aufnahmen fürs Debüt standen Willi Dammeier und Marc Dohmeyer im Institut für Wohlklangforschung in Hannover zur Seite. Unterstützung gab es bei "It’s Gonna Be OK" und "It Ain’t Over" von Gunnar von Dritte Wahl und Jan und Jan von Mr. Irish Bastard.

Bei den Danksagungen im Booklet heißt es unter anderem: »Das alles hier wäre nicht entstanden ohne die Hilfe von vielen Menschen. Dank an unsere Familien und unsere Freunde, weil sonst niemand von uns auf der Bühne gestanden hätte. Dank an Willi für Dein geniales Gehör und Deine endlose Auswahl an Equipment.« Diese Zeilen zum Anfang der vielen Dankesworte sprechen eine deutliche Sprache und zeigen uns, dass hier akribisch und mit viel Spaß gearbeitet wurde. Apropos Booklet: Auch hier sehen wir eine ansprechende grafische Gestaltung, sodass das Debütalbum als Gesamtwerk eine rundum solide Arbeit geworden ist.

Fazit: Für ein Debütalbum ist "It’s Gonna Be OK" eine Meisterleistung. Man bekommt als Hörer schnell mit, dass internationales Format abgerufen wird. Dafür steht allen voran die rauchige, markante Stimme von Sänger Borzy. Die Gitarren sorgen derweil für den ungezähmten Groove. Das vorliegende Werk klingt reif und durchdacht. Angesichts des Durchschnittsalters sollte man meinen, dass in Zukunft noch einiges von ihnen zu erwarten ist. Formulieren wir es für die Zukunft ein wenig anders: Können die Jungs von GoDotS später an ihr beachtliches Debüt anknüpfen? Damit verharren wir in froher Vorfreude und geben den Protagonisten reichlich Zeit. Es hat beim Hören große Freude bereitet. Bezeichnend ist, dass der erste Durchgang bereits gepunktet hat. So viele Durchläufe waren gar nicht nötig, sie haben sich aber aus dem Wunsch abgeleitet.
Ein großes Dankeschön an Lukas und die Bandkollegen, die RockTimes eine CD mit Booklet für die Besprechung zur Verfügung gestellt haben.


Line-up GoDotS:

Borzy (vocals)
Freddie (drums, percussion)
Schmongo (bass)
Janni (guitar, keys)
Felix (guitar, backing vocals)

With:
Marc (backing vocals)
Joe (backing vocals)

Tracklist "It’s Gonna Be OK":

  1. Heathrow (2:39)
  2. Trip Down (4:20)
  3. Head over Heels (3:47)
  4. Get Out (3:52)
  5. Break (2:51)
  6. Circle (3:41)
  7. The Forests Aren’t Alright (4:15)
  8. Temple (3:47)
  9. No One (4:19)
  10. Duke of Space (4:37)
  11. It’s Gonna Be OK (3:16)
  12. It Ain’t Over (3:46)
  13. Up in the Sky (1:53)

Gesamtspielzeit: 46:10, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>