Eine brennende 'Flying V' auf dem Cover, ein Titel, der scheinbar ein wenig an Hendrix erinnert, ein Musiker, der jahrelang mit dem Bluesman Bernard Allison unterwegs war. Welche spannende musikalische Melange mag denn da auf mich warten?
Das erste, funkige Intro weckt bei mir unvermittelt den Eindruck eines leicht jazzgeprägten Untertons, aber schon pulverisiert ein wirklich fettes und mitreißendes Riff jeden Zweifel daran, was auf mich zukommt. Hier geht’s hart und heftig zu!
Und tatsächlich nehmen sich die ersten Akkorde von "Fire!" ein wenig wie eine Hommage an Jimi aus, aber es handelt sich unzweifelhaft um einen neuen, eigenen Song. Tatsächlich finde ich im Begleitmaterial einen Hinweis von Michael Goldschmidt, wie der Mastermind der Band im bürgerlichen Leben genannt wird, eben auf Jimi Hendrix und auch Metallica als Inspiration für diesen Song. Das macht Sinn und erklärt die Komposition recht präzise. Inspirierte, ursprüngliche Gitarrenmusik mit einem guten Schuss Metal-Orientierung.
Was mir gefällt ist der schöne Retro-Einfluss durch den unaufdringlich begleitenden Keyboard-Einsatz, der mich schon in "No way Outta Here" ein wenig an Deep Purple erinnert, während der Gitarrenmann höchstselbst Zitate auf einen gewissen Herrn Bonamassa heranzieht. Diese Purple’schen Assoziationen werden später in "I See 'Em Coming" noch einmal wach, man fühlt sich ein Stück weit zurück versetzt in die Zeit der Re-Union 1984, als damals für viele ein Traum wahr wurde. Deep Purple waren halt die Helden meiner Jugend.
Michael Goldschmidt stammt gebürtig von der Schwäbischen Alb und lebt in Freiburg, wo er auch studiert hat. Jazz, genau! Hey, hab ich mich beim Auftakt doch nicht ganz getäuscht. Faszinierend für mich immer wieder diese Beziehungen zwischen den großen Jazz-Leuten und dem Metal. Ich habe nämlich mal gelesen, dass viele Metal-Gitarristen beispielsweise Al di Meola als ihr größtes Idol ansehen. Wer den wieselflinken Fingern dieses Saitenmagiers einmal gefolgt ist, der wird verstehen, warum.
Aber Michael Goldschmidt braucht keine Konkurrenz zu fürchten, ist er doch selbst ein Virtuose an der Gitarre. Die Soli kommen punktgenau und sind beseelt von einem Geist hoher Melodik, präzise, hart, aber auch getragen schön. Erinnert mich ein wenig an Axel Rudi Pell, der das so meisterhaft beherrscht. Und die quirlig perlenden Dampfmacher könnte man getrost auch in der Umgebung eines Joe Satriani finden. Dabei sind die Kompositionen aus eigener Feder nicht überfrachtet, sondern kommen immer schnell zur Sache – kein Song erreicht die fünf Minuten-Marke.
Den Höhepunkt mag ich in der herrlich bluesig, rockigen Metal-Ballade "Longing For Tomorrow" ausmachen, ein wunderschöner Song, der alles bietet, was der Hardrock-Fan sich wünscht, wenn er es mal ein wenig gemächlicher angehen möchte. Ein Song, der wahrlich nach einer breiteren Öffentlichkeit ruft, vielleicht findet der eine oder andere Radio-Redakteur ja mal Zugang zu der Nummer. Mein alter Kumpel Schorsch, bekennender Hardrocker der gradlinigen Art und früher auch mal beim Internet-Radio aktiv, hörte kürzlich rein zufällig im Büro ein paar Takte mit: »Hey, was ist das denn, das klingt aber geil…« Stimmt genau. Und zwischendrin irgendwie noch einmal ein Purple-Zitat auf "Knocking At Your Backdoor", möchte man meinen.
Goldsmith liefert ein gradliniges, schönes Album zwischen Metal und diversen Hardrock-Wurzeln, mit fetten Riffs und coolen Soli, da beben im Schwarzwald die Tannen. "Fire!" – ein Feuer, das zu entzünden sich lohnt!
Line-up Goldsmith:
Michael Goldsmith (guitar, vocals)
Jens Fritz (keyboard, organ)
Bernd Heitzler (bass)
Frank Schweier (drums)
Tracklist "Fire!":
- 59 Seconds To Midnight
- Fire!
- No Way Outta Here
- Higher Sphere
- I’m Alive
- I See 'Em Coming
- Longing For Tomorrow
- Caught In A Lie
- What Is Our Victory?
Gesamtspielzeit: 38:55, Erscheinungsjahr: 2016
Neueste Kommentare