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Gov’t Mule und Masters Of War (Bob Dylan) – Zwischenruf

Warren Hayens-Bild zum Zwischenruf Masters Of War

Es war der letzte Auftritt von Gov´t Mule des Jahres 2015 in Deutschland, das Hauptkonzert längst gespielt, als Warren Haynes zu minimalistischer Instrumentalbegleitung die beiden Schluss-Strophen von "Masters Of War" anstimmte. Eben jenen eher unbekannten, aber großartigen Bob Dylan-Song, den einst Eddie Vedder von Pearl Jam zu Dylans 50. Geburtstag so wunderbar veredelt hatte. Ein Song, eine Anklage, ein Statement gegen alle Kriegstreiber, Waffenhändler und deren Gesinnungsgenossen auf dieser Welt.
Anders als der eher kämpferische Eddie trug Warren den Song mit einer schier bedrückenden Zerbrechlichkeit vor. Dieser Kontrast der Verletzlichkeit und Hilflosigkeit des Künstlers gegen die Allmacht der Waffenlobbyisten und Kriegsfanatiker gab eine derart tiefe und eindringliche Atmosphäre, dass mich dieser Moment einfach nicht mehr los lässt.
Denn dieser Text hat eine Aktualität bekommen, die mir Angst macht, riesige Angst!

»Come, you masters of war, You that build the big guns, You that build the death planes, You that build all the bombs. You that hide behind walls, You that hide behind desks, I just want you to know, I can see through your masks.«

Die Welt wird seit mehr als einem Jahrhundert, spätestens aber nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes im Grunde von ein paar besonders macht- und geldgeilen Eliten jenseits des Atlantiks regiert und unterdrückt. Waffenproduzenten und Großbankiers haben die amerikanische Regierung als ihren Kampfdackel fest im Griff und die befehligt dummerweise das größte Arsenal an Militär und Waffen. Und wer nicht mitzieht in der Welt, wird 'demokratisiert' zum Wohle des alles umfassenden neoliberalen Kapitalismus. So werden autonome Völker rücksichtslos im Interesse geopolitischer und machtstrategischer Ambitionen überfallen, es wird gemordet und gebrandschatzt, allein im Irak soll es eine halbe Millionen tote Zivilisten in den beiden Bush-Kriegen gegeben haben. Und wenn das Chaos am Größten ist, zieht sich der große Bruder unserer 'Wertegemeinschaft' zurück und hinterlässt einen Scherbenhaufen, aus dem die irren Radikalen wie der Islamische Staat, die Al Kaida oder Taliban einen wunderbaren Nährboden finden. Schlimmer noch, sie entstehen eigentlich erst durch solche Interventionen. Entwachsen aus alten Verbündeten und ausgerüstet mit all dem alten Waffenkram, den der abziehende Riese nicht mitnehmen wollte – und den Flüchtlingsstrom regeln dann die Deutschen. Aber die waffenorientierte Wirtschaft, die profitiert davon. Übrigens auch in Deutschland, mit der wohlwollenden Genehmigung unserer Bundesregierung.

Und in der Ukraine hätten die 'Masters Of War' auch gerne ein Spektakel veranstaltet. Scheinbar reicht es ihnen nicht, einen demokratisch nicht legitimierten, aber dem Kapitalismus zugeneigten Oligarchen gemeinsam mit dem Rechten Sektor, der bekennenden Ukrainischen Nazi-Partei an die Macht zu putschen. Die transatlantischen Bonzen sehnen einen Krieg herbei, direkt hier im zentralen Europa und damit wieder einmal schön weit weg von zuhause. Er würde ihnen wirtschaftlich bestens zu Gesicht stehen und ganz nebenbei auch noch die immer kritischer werdende Gemeinde Europäischer Bürger atomar auf ein verträgliches Niveau verdampfen. Doch der Preis würde ein hoher sein. Denn wir, wir Deutschen und unsere Nachbarn, wir wären der Preis.

»You put a gun in my hand, And you hide from my eyes, And you turn and run farther, When the fast bullets fly. Like Judas of old, You lie and deceive, A world war can be won, You want me to believe.«

Doch was machen inzwischen unsere gewählten Volksvertreter? Sie sitzen ungeachtet politischer Richtungen oder farblicher Schattierung in den diversen transatlantischen Lobbyistengruppen und lassen sich die bestens bezahlte Gehirnwäsche verpassen. Gemeinsam mit den Vertretern unserer Elitepresse übrigens, damit die dort lernen, im gleichen Chor zu singen. So flöten sie alle im Gleichtakt und die Bilderberger Blümchenpresse verbreitet bereitwillig die Prosa einer gelernten Propagandistin aus der Ostzone. Sie nennen sie 'Mutti', damit sie uns näher erscheint. Eine Bilderbuchprinzessin aus dem Ei gepellt – einem Kuckucksei, das uns ein riesiger Transatlantischer Pleitegeier ins Nest gelegt hat.

Kurze Rückblende in den Sommer 2015 und die alpine Märchenlandschaft Bayerns beim großen G7 Showdown: Der Rote Hosenanzug stemmt bei Blasmusik und Sonnenschein ganz pressewirksam ein Weißbier an der Seite des großen Freundes Barack und empfängt mal eben und gar nicht einmal heimlich die Befehle für die nächsten anstehenden Entscheidungen. »Denkt mir an Griechenland, haltet die Russen dort fern. Deutschland macht das schon. Und immer schön die Grenzen auflassen. Ihr wollt doch schließlich keine Nazis mehr sein!« Während unser großer Freund das Handy der Kanzlerin checken lässt. Was die Kanzlerin längst weiß. Was sie nicht stört. Weil sie uns nicht sagen mag, was sie mit den komischen Vereinen zu schaffen hat, die da Welt weit herum schnüffeln und die Europäische Wirtschaft schädigen, von den Bürgerrechten ganz zu schweigen.

Und was macht der oberste Bürger unserer Republik? Der läuft Händchen haltend mit dem neuen Ober-Ukrainer über den Maidan – einem Mann, den uns die Deutsche Edelpresse allzu gern als Schokoladenproduzenten verkaufen will, was ungefähr genauso wahr ist, als wenn man Adolf Hitler als Österreichischen Maler unterjubeln würde.

»You hide in your mansion, While the young peoples' blood, Flows out of their bodies, And is buried in the mud.«

Und wenn es irgendwann kracht, glauben die Republikanischen Ritter wie dieser Mann mit dem Namen einer Pommes-Firma tatsächlich, dass atomare Strahlen vor Grenzen halt machen? Wenn Karl-Eduard von Schnitzler in der Jugend unserer heutigen Bundesbosse für Aufklärung sorgte, dann anscheinend Arnold Schwarzenegger für so manchen Amerikaner. Der Terminator macht das schon…

»You’ve thrown the worst fear, That can ever be hurled, Fear to bring children, Into the world. For threatenin' my baby, Unborn and unnamed, You ain’t worth the blood, That runs in your veins.«

All das zeigt, wie aktuell Bob Dylans Gedanken noch sind und es ist wichtig, sich dieser zu erinnern, damit man unsere Welt versteht in diesen Tagen.
So danke ich Warren für sein schonungsloses Bekenntnis, als er ausgerechnet diesen Song zum Abschied spielte. Er war und ist ein Zeichen und ein Geschenk an alle Menschen in unserem Land, ein Symbol dafür, dass jenseits des Atlantiks, wo immer mehr Ungemach für die Welt seinen Ursprung nimmt, auch heute noch eine Menge Freunde da sind. Freunde, die denken wie wir und die fühlen wie wir. Es ist nicht ein Land, das Verderben bringt in die Welt, es ist ein korruptes und perverses System der Macht- und Geldgeilheit, vor allem aber der eiskalten Ignoranz und Menschenverachtung und es sind eigentlich nur ein paar gestörte Superreiche, die all das zu verantworten haben.

»And I hope that you die, and your death will come soon…«, so hat es Bob Dylan einst ersonnen. Gut, dass es Künstler gibt wie ihn, die uns zur rechten Zeit die richtigen Worte und Gedanken vermitteln. Sie werden die Verbrecher damit nicht aufhalten, aber sie machen die Welt ein Stück weit lebenswerter und klüger, wenn wir verstehen, wer für all den unfassbaren Dreck verantwortlich ist. Werden wir endlich wach und seien wir bereit für eine bessere und friedlichere Welt, denn wir sind Milliarden Menschen stark – und wir brauchen keine Milliardäre, die uns ins Mittelalter zurückbefördern möchten!

Über den Autor

Michael Breuer

Hauptgenres: Gov´t Mule bzw. Jam Rock, Stoner und Psychedelic, manchmal Prog, gerne Blues oder Fusion

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