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GProject Blues Band / Diversified – CD-Review

Als mir vor circa dreieinhalb Jahren das Debüt-Album Blue Shadow der süddeutschen GProject Blues Band auf den Schreibtisch flatterte, war ich ziemlich beeindruckt von der Vielseitigkeit und Flexibilität der Jungs aus Geisenfeld bei Ingolstadt, die jetzt in München ansässig sind. Der Blues wurde in vielen Facetten gespielt und alle Musiker legten ein tolles Feeling für den 12-Takter an den Tag. Auch die Songauswahl passte optimal, denn neben den Stücken aus der eigenen Feder waren auch fünf Coverversionen in der Tracklist, die alle ganz eigenständig interpretiert wurden.

Nun also, rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft, erblickt der zweite Longplayer das Licht der Plattenregale. Das Album hört auf den Namen "Diversified" und ist mit einer Spielzeit von fünfundsiebzig Minuten so richtig schön vollgepackt. Es gibt also jede Menge Musik fürs Geld. So muss eine CD aussehen! Die Band scheint vor Kreativität nur so zu strotzen, denn das Songmaterial besteht bis auf zwei Ausnahmen (Willie Dixons "I Love The Life I Live" und "Ain’t That Just Like A Woman" von Louis Jordan) ausschließlich aus Eigenkompositionen für die alle Bandmitglieder verantwortlich zeichneten. Außerdem gab es auch einen personellen Wechsel im Band Line-up. An der Leadgitarre ersetzte Leonidas Kyriakakos den bisherigen Mann am Sechssaiter Max Bretz. Und auch dieser Musiker macht einen ausgezeichneten Job.

Musikalisch ist die GProject Blues Band bei den bewährten Mustern geblieben. Nach einem Einleitungssatz, gesprochen von Howlin Wolf, gibt es mit "The Letter" den ersten Slow Blues auf die Ohren, bei dem das Piano von Michael Staudenmeyer den Ton angibt und am Ende von einer der schönsten Gitarrenpassagen abgelöst wird. Für mich schon eines der stärksten Stücke des Albums.

Beim folgenden "Who Is Muddy Waters" drückt man dann etwas mehr aufs Gaspedal. Der Song swingt und groovt herrlich und ein eingängiger Refrain tut ein Übriges, um die Fusswippe zu aktivieren. "Ain’t Just Like A Woman" wandelt auf den Spuren des Rock’n’Roll, wobei die rollenden Pianotöne und die swingende Gitarre erneut die Tanzbeine animiert. Der Sound geht direkt in die Extremitäten.

Mit "Last Time Standing" wird wieder ein Gang zurückgeschaltet. Hier bestimmt eine herrlich singende Slidegitarre das Geschehen. Stark Gemacht! Voller Druck und Power geht es mit "Patience Is An Option" weiter. Es dampft und brodelt an allen Ecken und Enden, denn die Rhythmus-Sektion macht Druck ohne Ende. Außerdem ist das Gitarrensolo am Schluss  zum Zungeschnalzen. Die persönliche Danksagung der Band an alle Leute in ihrem Umfeld, "GProject Theme" betitelt, schließt sich an und bietet etwas rockigere Töne und ein starkes Piano/Gitarren-Zwiegespräch.

Nun ist es an der Zeit für den zweiten Slow Blues. Der Leadgesang kommt sehr intensiv und ausdrucksstark, bevor "Bottle Of Beer" dann in den Boogie-Modus umschaltet und Fahrt aufnimmt. Klarer Anspieltipp! "Nobody Else" ist der Ausflug in den Funk-Bereich. Es groovt wie Hölle und James Ransom kommt nun auch zu seinem Solo an den dicken Saiten.

Ruhig und mit viel Feeling wird "I Love The Life I Live", der Song mit dem Zungenbrecher-Titel gebracht. Auch hier liegen Piano und Gitarre auf einer Wellenlänge. Zu den abwechslungsreichsten Songs des Albums gehört zweifellos "SoundArea22", bei dem gleich mehrmals mit verschleppten Rhythmen Anlauf genommen wird, um dann unglaublich fetzig direkt auf die Lauscher zu gehen. Highlight ist hier für mich das schönste Gitarrensolo des ganzen Albums. Eine tolle Nummer!

"200 Words" ist der Country Blues-Beitrag des Longplayers. Rein akustisch und mit mehrstimmigem Gesang kommt das Stück prima rüber, zumal der Rhythmus sehr stimmungsvoll durch Handclapping untermalt wird. Zentnerschwer rollt dagegen der Bass bei "That’s Why It’s Called The Blues". Der ganze Titel zieht sich zäh wie Gummi über die Zeit. Man möchte die Augen schließen, um sich noch mehr konzentrieren zu können. Klarer Anspieltipp!

Nun ist es Zeit für die Ballade des Albums. Sie hört auf den Namen "Out Of Hell" und man ist fast gezwungen, die Feuerzeuge rauszuholen. Die Leadgitarre gibt ein herrliches Solo mit singenden Tönen von sich und die Vocals kommen so ausdrucksstark wie bei keinem anderen Song des Albums rüber.

Mit dem swingenden "True Lies" geht das Album voller Elan in die Schlussphase. Spätestens jetzt würde bei einem Liveauftritt wahrscheinlich niemand vor der Bühne noch still stehen. Die CD schließt mit der Piano-Ballade "Nobody Else Surprise" etwas ungewöhnlich. Noch einmal ist Zeit für Besinnung und Einkehr. Großes Kino!

Nachdem ein Radiomix von "Patience Is An Option" und eine Homeversion von "The Letter" das Album endgültig beschließen, ist eine ganz starke CD zuende. "Diversified" lässt keinerlei Wünsche offen und ist mir sogar eine Tipp-Grafik wert! Macht weiter so!


Line-up GProject Blues Band:

Michael Staudenmeyer (piano, Rhodes,organ, vocals)
James Ransom (bass, vocals)
Leonidas Kyriakakos (guitar, vocals)
TomBo (drums, percussion, sound)

Guest:
Mark Lawrence Johnson (horn – #16)

Tracklist "Diversified":

  1. Intro Howlin Wolf
  2. The Letter
  3. Who Is Muddy Waters
  4. Ain’t That Just Like A Woman
  5. Last Man Standing
  6. Patience Is An Option
  7. Gproject Theme
  8. Bottle Of Beer
  9. Nobody Else
  10. I Love The Life I Live
  11. SoundArea22
  12. 200 Words
  13. That’s Why Its Called The Blues
  14. Out Of Hell
  15. True Lies
  16. Nobody Else Reprise
  17. Radiomix Patience Is An Option
  18. The Letter Homeversion Outro

Gesamtspielzeit: 75:06, Erscheinungsjahr: 2016

Über den Autor

Jürgen Bauerochse

Hauptsächlich zu besprechende Musikstile: Blues, Blues Rock, Southern Rock, Classic Rock
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Mail: juergen(at)rocktimes.de

2 Kommentare

  1. Jürgen

    Mach mich nur fertig!:-))
    Ich habe es ja schon aktualisiert.
    Aber für Eure Musik ist das zum Glück überhaupt nicht wichtig. Hauptsache Ihr macht weiter so. Dann ist alles gut.
    Ich freue mich schon auf den nächsten Longplayer!

  2. TomBo

    Hallo Jürgen,
    danke für das suuuper Review.
    Nur zur Anmerkung: Wir sind nun die JUNGS AUS DEM SÜDEN BAYERNS (München, Dachau, Ingolstadt), keiner von uns lebt mehr Geisenfeld !!!
    Vielen, vielen Dank.
    Keep rockin'
    TomBo

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