«

»

Grai / Ashes – CD-Review

Grai - Ashes Cover

Grai bedeutet Vogelschrei und ist der Name einer 2005 gegründeten russischen Folk Metal-Band, wobei bis 2006 der Name zunächst Raven Blood, dann bis 2007 Vorog (= Feind) lautete.
Seit dieser Zeit waren die Herren und Damen fleißig: Sie veröffentlichten drei Longplayer, einige Singles und eine Compilation.
Aktuell ist "Ashes" erschienen. Platten- und Songtitel sind sowohl kyrillisch als auch in westlicher Schrift bzw. in Englisch abgedruckt – was für den internationalen Markt von Vorteil ist. Der Einfachheit halber werden hier in diesem Review nur die englischen Varianten benutzt. Leider sind die Lyrics lediglich in Originalsprache/schrift vorhanden.
Neben den metaltypischen Instrumenten werden außerdem Flöten und Maultrommel eingesetzt (= Jew’s harp, musste ich erst mal nachlesen, ich kannte das bisher im englischen nur als Mouth Harp).

Der kurze Opener "Haze" hat eher Intro-Charakter, beginnt recht ruhig, fast schon symphonisch, mit dezentem Frauengesang.
"Song Of Dead" täuscht erst an ebenso sanft zu sein, doch zu den Flötentönen gesellt sich alsbald Metal, dann gibt es erst weibliche und etwas später auch männliche Vocals. Die Melodie im Vordergrund wird entweder von der Flöte oder der Frauenstimme getragen, während der Mann und die Gitarren plus Rhythmussektion zeitweise aus dem Hintergrund zuschlagen.
Damit es nicht etwa langweilig wird, setzt dann beim dritten Stück "A Water Well" die Maultrommel ein, bietet also eine weitere Facette im musikalischen Spektrum von Grai. Ansonsten herrscht hier erneut der Kontrast zwischen zarter Stimme und Growls, zwischen den folkigen und metallischen Instrumenten.

Mit dieser Mischung bietet "Ashes" sowohl kantige und rockige Momente als auch Folkloristisches und Ruhiges. Durch den Wechsel gestaltet sich die Scheibe interessant (zumindest für Hörer, die für beide Sparten offen sind), und da immer wieder etwas variiert wird, bleibt eine gewisse Spannung erhalten.
Die in russischer Sprache vorgetragenen Texte sorgen bei westlichen Hörern für eine zusätzliche Dosis reizvoller Fremdheit. Inhaltlich soll es dabei sowohl um persönliche Erlebnisse aber auch Ereignisse aus der russischen Geschichte gehen, um Erinnerungen an Vergangenes und um das Leben – kann ich mangels Sprachkenntnissen nicht beurteilen.

Cover mit Titel in Originalschrift/Sprache

Cover mit Titel in Originalschrift/Sprache

Die verwendeten Harmonien wirken nie unpassend oder gar kitschig. Sowohl die ruhigen als auch die härteren Passagen wissen zu überzeugen und ergeben zusammen ein stimmiges Gesamtbild. Dieses spiegelt das Leben, klingt mal fröhlich, mal eher nachdenklich.
Ebenso ist die Verwendung mehrerer unterschiedlicher Stimmen von zart bis hart gelungen. Meistens steht der weibliche Teil im Vordergrund, wenn es, wie beispielsweise in der ersten Hälfte von "Tread Of Winter", mal umgekehrt ist, funktioniert das ebenfalls.

Natürlich ist "Ashes" nichts für Traditionsmetaller, daran ändert auch das Rotting Christ-Cover nichts – obwohl die Griechen dieser Zielgruppe wohl ebenfalls nicht trve genug wären…
Aber Folk/Pagan Metal-Fans können hier eine ihnen eventuell bisher unbekannte Band entdecken. Mit "Ashes" könnten Grai mehr Bekanntheit/Erfolg im internationalen Markt erreichen, was vermutlich beabsichtigt ist, da – wie erwähnt – einiges zusätzlich auf Englisch abgedruckt ist, was auch für den Titel auf dem Cover gilt (wobei es anscheinend auch eine Version mit russischem Titel gibt).
Sei ihnen gegönnt – die Musik verdient es.


Line-up Grai:

Irina Zybina (vocals)
Aliya 'Leta' (flute, vocals)
Ilnur Zarev  (drums)
Yuri 'Sadist' (bass, growl, jew’s-harp)
Vitold Buznaev (guitar)
Ruzel 'Ruzveld' (guitar)

Tracklist "Ashes":

  1. Haze (2:04)
  2. Song Of Dead (5:22)
  3. A Water Well (4:43)
  4. Darkness With Me (4:02)
  5. Donya (4:43)
  6. Tread Of Winter (4:45)
  7. Shade (6:43)
  8. Ashes (4:08)
  9. Fortress (5:56)
  10. Farewell (3:46)
  11. … Pir Threontai [Rotting Christ cover] (3:54)

Gesamtspielzeit 49:46, Erscheinungsjahr 2017

Über den Autor

Andrea Groh

Hauptgenres: Doom/Death/Black Metal, auch Post/Progressive/Pagan Metal u.a.
Über mich
Meine Seite im Archiv
News
Konzertberichte als Team mit Jens
Mail: andrea(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>