«

»

Grave Digger / Ride On – EP-Review

Grave Digger / Ride On

Der Jahresabschluss 2023 steht bei mir ganz im Zeichen von Grave Digger. Die Metalband aus Gladbeck ist Headliner des UP TO 11-Festivals am 28. Dezember 2023 im ostthüringischen Neustadt/Orla. Am 28. Oktober 2023 erlebte ich die Metal-Legende beim 40-jährigen Dienstjubiläum von Sängerin Doro in deren Heimat Düsseldorf. Zwar passte der einstündige Auftritt mit einem Best Of-Programm hervorragend zum Höhepunkt des Abends, doch hatte ich mit dieser Traum-Konstellation nicht gerechnet. Grave Digger waren die erste 'Westband', die ich nach dem Fall des 'Eisernen Vorhangs' in meiner Heimat erleben durfte. Dies war im Paradiescafé in Jena, zeitlich lässt sich das Konzert für mich heute leider nicht mehr genau einordnen.

Im Zuge der damaligen Begegnung erhielt ich Ende 1992, Anfang 1993 eine CD, an die ich mich aus aktuellem Anlass erinnerte und die mir auch erst vor kurzem wieder in die Hände fiel. Die "Ride On – For Promotion Only" überschriebene EP war zwar in erster Linie Veranstaltern und Redaktionen vorbehalten, doch ganz bestimmt landete der Silberling in so manchen Sammlerkreisen. Denn im Internet-Lexikon Wikipedia ist nachzulesen, dass die Platte fast schon so etwas wie eine Veröffentlichung zum Comeback war. Nachdem Grave Digger Ende 1980 gegründet wurde, gab es 1986 eine Umbenennung zu Digger. Der Stilwechsel hin zur Musik der Marke Bon Jovi oder Van Halen wollte aber die eingefleischten Fans nicht begeistern. Somit löste sich Digger Ende 1987 auf, sodass es 1991 hieß: Alles zurück auf Anfang.

"Ride On – For Promotion Only" wurde im September 1992 im KARO-Studio in Backel eingespielt. Produziert und gemischt wurde die Platte von Kalle Trapp und Grave Digger. Die Band bestand zu jener Zeit aus Sänger und Gründungsmitglied Chris Boltendahl, Gitarrist Uwe Lulis, Peter Breitenbach am Schlagzeug und Thomas Göttlich am Bass. Die Musik steuerten Chris Boltendahl und Uwe Lulis, der später unter anderem bei Accept arbeitete, bei. Arrangiert wurden die vier Lieder innerhalb der Band.

Wenngleich es in den vielen Jahren mehrere Besetzungswechsel bei Grave Digger gab, so setzte Chris Boltendahl doch immer auf gestandene Musiker und damit auf einen Qualitätsstandard. Aktuell gehören Chris Boltendahl, Tobias Kersting (Gitarre), Jens Becker (Bass) und Marcus Kniep (Schlagzeug, Keyboard) dem Quartett an. Kniep ist seit 2014 dabei, Jens Becker gehört schon seit 1997 zur Band.Tobias Kersting (Ex-Orden Ogan) bestritt am 28. Oktober 2023 in Düsseldorf seinen ersten Auftritt für Grave Digger. Er gehört zugleich Boltendahls Zweit-Projekt Steelhammer an, das erst 2023 aus der Taufe gehoben wurde. Wie im Vorfeld des Konzerts zum Jahresende 2023 zu erfahren war, ist das Gastspiel in Neustadt erst der zweite Auftritt für den neuen Gitarristen beim neuen Brötchengeber. Zu allem passt gut, dass Grave Digger den Wechsel am Saiteninstrument mit einer Single würdigen. The Grave Is Yours erscheint über ROAR! Rock of Angels Records am 12. Januar 2024 als weltweit auf 500 Exemplare limitierte 7 Zoll Red Vinyl-Edition sowie auf allen gängigen und bekannten Download- und Streaming-Plattformen.

Lassen es Grave Digger mit Veröffentlichungen auch einmal etwas ruhiger angehen, so haben doch die 1992 aufgenommene EP und die Anfang 2024 erscheinende Single ihren festen Platz in der Bandhistorie. "Ride On" zeigt in voller Spielfreude, wo die Kernkompetenzen der Band liegen: im Power Metal. Gern wird die Formation dem True Metal zugeordnet, wobei hinter diesem Begriff mehr so etwas wie eine Philosophie steht. Der Titeltrack "Ride On" sowie "Spy Of Mas On'", "Shadows Of A Moonless Nigth" und "Fight The Fight" sind Stücke, die wie aus einem Guss klingen und gut zueinander passen. Schon die Bezeichnung der Lieder lässt darauf deuten, dass die Kompositionen zum Fundus des Heavy Metel gehören.

Die Produktion zeigt sehr deutlich, dass Grave Digger mit Chris Boltendahl den Prototypen des zeitlosen, aber keinesfalls antiquierten Metal verkörpern. 1980 gegründet, gibt es die Band seit über vier Dekaden. Sicherlich gab es in dieser Zeit Höhen und Tiefen, doch mit Alben wie dem Debüt "Heavy Metal Breakdown" (1984) und "Witch Hunter" (1985) wurden Meilensteine gesetzt, die in der Summe 22 Studioalben hervor brachten. Die Vielfalt in Text und Musik, darunter sehr viele historische Stoffe, zeigt sich in der starken Bindung der Fans zur Metal-Legende, die zu einer Institution im Heavy Metal gereift ist.


Line-up Grave Digger:

Chris Boltendahl (vocals)
Uwe Lulis (guitars)
Peter Breitenbach (drums)
Thomas Göttlich (bass)

Tracklist "Ride On – For Promotion Only":

  1. Ride On
  2. Spy Of Mas' On
  3. Shadows Of A Moonless Nigth
  4. Fight The Fight

Gesamtspielzeit: 14:35, Erscheinungsjahr: 1993

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>